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Du sollst nicht töten: Mein Traum vom Frieden (German Edition)

Du sollst nicht töten: Mein Traum vom Frieden (German Edition)

Titel: Du sollst nicht töten: Mein Traum vom Frieden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Todenhöfer
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Weil der Westen nicht zugeben wollte, dass der Krieg ein Fehler war. Und weil er keine Verhandlungsstrategie hatte. Weil er nie richtig wusste, was er in Afghanistan wollte.
    Mit jedem Kriegsjahr wurden die Taliban stärker: Sie können inzwischen zu jedem Zeitpunkt an jedem Ort Afghanistans zuschlagen. Im Jahr 2001 waren sie Verlierer, weil sie erkennbar keine Ahnung hatten, wie man ein Land regiert. Die Bevölkerung hatte das längst bemerkt. Der Krieg hat sie wieder zu Siegern gemacht. Er gab ihnen die Chance, sich als Widerstandskämpfer zu profilieren. Auf diesem Gebiet sind die Afghanen traditionell unschlagbar. So konnten die Taliban der NATO , dem stärksten Militärbündnis aller Zeiten, ihre bitterste Niederlage beibringen. 19
    Im Grunde ist alles danebengegangen. Auch die versprochene rechtstaatliche Demokratie ist noch Lichtjahre entfernt. Man kann Afghanen nicht einfach aus ihren jahrtausendealten Stammesbindungen herauslösen, die bisher der wichtigste Garant ihres Überlebens waren.
    Für all diese Lügen, Torheiten und Misserfolge mussten unschuldige Afghanen sterben, wurden junge westliche Soldaten sinnlos verheizt. Manchmal kommen Politiker nach Fernsehsendungen zu mir und flüstern mir zu, sie dächten über den Afghanistankrieg ähnlich wie ich. Warum sprechen sie das nie aus? Viele unserer Soldaten sind Löwen – geführt von Eseln.
    Die Trauerfeier von Asisabad
    Ende August 2008 saß ich morgens beim Frühstück im Serena-Hotel von Kabul. Dieses Hotel war so häufig von den Taliban angegriffen worden, dass es inzwischen fast schon wieder als sicher galt. In einer afghanischen Zeitung las ich, amerikanische GI ’s hätten am Vortag bei Herat dreißig Taliban getötet. Ich hatte gelernt, derartigen Meldungen zu misstrauen. Getötete Zivilisten wurden von den Sprechern der US -Armee fast schon immer erst einmal als Taliban bezeichnet. Das erleichterte das Geschäft des Krieges und war gut für die Statistik.
    Doch abends zeigt das afghanische Fernsehen Bilder des Angriffs. Die Opfer sehen überhaupt nicht wie Widerstandskämpfer aus. Es sind bis zur Unkenntlichkeit zerfetzte Kinder und Greise. Angeblich Gäste einer Trauerfeier. Ein Sprecher der US -Streitkräfte erklärt dennoch unbeirrt, man habe in Asisabad 30 Taliban getötet. Zivilisten seien nicht zu Schaden gekommen.
    Am nächsten Tag rufe ich zusammen mit einem Übersetzer den Mann an, der die Trauerfeier veranstaltet hat. Er heißt Gul Ahmad und ist über den Anruf völlig erstaunt. Er bedankt sich, dass jemand aus dem Westen an ihn denkt. Dann berichtet er über die Ereignisse.
    In der Nacht von Donnerstag auf Freitag habe er für seinen Bruder Taimur Shah, der vor einigen Monaten von ISAF -Truppen 20 getötet worden sei, eine Gedenkfeier veranstaltet. Man habe Koranverse rezitiert und ein großes Mahl für die Speisung der Armen zubereitet.
    1 Siehe www.hanau.de/lih/portrait/geschichte/026788/#anchor_10_3
    2 Zahlen nach Stadt Hanau, Stadtarchiv: Darstellung nach den Einsatzberichten des Royal Air Force Bomber Command
    3 Siehe http://derstandard.at/1313025140893/Algerier-Massaker-in-Paris-50-Jahre-danach-Keiner-zaehlte-die-Opfer
    4 »No fewer than 8000 villages and hamlets were either destroyed or burned. Hundreds of thousands of hectares were burned or defoliated by napalm bombs.« In: Mahfoud Bennoune : The Making of contemporary Algeria, 1830–1987 , Cambridge 2002, S. 89
    5 Siehe Hassane Zerrouky: France-Algérie. Le crime avait un nom: le colonialisme . In: l’Humanité, 17. Juni 2000, http://www.humanite.fr/node/418179
    6 Siehe http://www.mozambiquehistory.net/massacres.html#wiryamu
    7 Siehe Larry Collins/Dominique Lapierre: Gandhi – Um Mitternacht die Freiheit, München 1976 (1984), S. 425
    8 Vaclav Havel: Briefe an Olga , Reinbek 1984, 1989, S. 306
    9 Ausgabe vom 26. September 2005, Nr. 39, http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-41939375.html
    10 Vgl. http://costofwar.com und http://costsofwar.org
    11 »Alexander Ruzkoj war Stellvertretender Luftwaffenkommandeur der 40. Russischen Armee in Afghanistan und geriet in Gefangenschaft der Mudjaheddin. Der General a. D. beurteilt die Erfolgsaussichten eines Militäreinsatzes in Afghanistan skeptisch. ›Alexander Wladimirowitsch, kann ein Vergeltungsschlag der USA in Afghanistan Erfolg haben?‹ ›Alexander der Große hat einmal gesagt: Afghanistan kann man nicht erobern, man kann es nur durchqueren.‹« In: Gisbert Mrozek: »Russischer Ex-General zu den Schwierigkeiten einer

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