Du wirst noch an mich denken
gesagt, dass ich nicht schwanger bin?«
»Das wusste ich schon. Ich habe das Blut auf deiner Jeans gesehen, als dich die Sanitäter weggebracht haben.« Er hob den Kopf und sah sie an. »Warst du es?«
»Ich weiß es nicht. Sie meinten, es wäre noch viel zu früh gewesen, um das feststellen zu können. Aber ich werde das Gefühl nicht los, dass ich schwanger war, Jimmy.«
»Aunie?« Er zögerte kurz, dann fuhr er fort: »Wie ging es dir damit? Wir sind gestern beide wütend geworden, und keiner von uns hat ehrlich gesagt, was er dachte. Ich muss es wissen.«
»Ach James, ich war so durcheinander. Der Gedanke, schwanger zu sein, hat mir anfangs furchtbare Angst gemacht. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass du ein Kind willst, und ich habe noch zwei Jahre Studium vor mir.« Ihre Finger klammerten sich an sein T-Shirt. »Trotzdem hat sich ein Teil von mir gewünscht, es wäre wahr. Ich habe mehr als genug Geld, um für ein Kind zu sorgen, und ich glaube, ich wäre eine ganz gute Mutter. Und außerdem war es dein Kind.« Plötzliche Müdigkeit überkam sie.
»Mir hat es auch Angst gemacht«, sagte James. »Aber ich hätte es gewollt, Magnolie. Das ist irgendwie komisch, was? Nach all meinem Gejammer über zu viel Verantwortung. Aber die Vorstellung, mit dir eine Familie zu gründen, finde ich schön, und ich bin wirklich bereit, mich anzustrengen und etwas dafür zu tun ...« Seine Stimme verlor sich, als er merkte, dass Aunie eingeschlafen war. Er lächelte.
»Wir reden später darüber«, flüsterte er und drückte ihr einen sanften Kuss auf die Haare. Vorsichtig löste er sich von ihr, kletterte aus dem Bett und setzte sich auf den Stuhl, der daneben stand. Er ließ den Kopf zurück an die Lehne sinken, sah hinauf an die Decke und murmelte: »Jetzt haben wir alle Zeit der Welt zum Reden.«
Epilog
A unie stand in der Tür zu ihrer Wohnung und kämpfte gegen ihre Angst an. Eine leise Stimme in ihrem Kopf sagte ihr, sie solle aufhören, sich so albern zu benehmen, und endlich hineingehen, es gäbe nichts, wovor sie sich fürchten müsste, aber über dem lauten Hämmern ihres Herzens war die Stimme nur schwer zu verstehen. Seit dem Tag, an dem Wesley hier aufgetaucht war, war mehr als ein Monat vergangen, und sie hatte bis jetzt noch keinen Fuß in ihr früheres Zuhause gesetzt.
Als sie aus dem Krankenhaus entlassen worden war, hatte James bereits den größten Teil ihrer persönlichen Habe in seine Wohnung geschafft. Er hatte sie schnurstracks in sein Schlafzimmer getragen, und sie war noch zu schwach gewesen, um sich Gedanken darüber zu machen, wie es wäre, wenn sie wieder ihre Wohnung betreten würde. Es hatte eine Weile gedauert, bis sie wieder zu Kräften gekommen war, aber dann hatte ihre Genesung rasche Fortschritte gemacht. Dabei hatte sie festgestellt, dass Verletzungen des Körpers offenbar schneller heilten als Wunden der Seele - jedenfalls war es in ihrem Fall so.
Sie hätte nie gedacht, dass es ihr Probleme bereiten könnte, als sie nach ein paar Tagen den Flur hinunter zu ihrer Wohnung gegangen war, um ihre gute Nagelfeile aus dem Badezimmer zu holen. James hatte sie vergessen, als er ihre Sachen eingepackt hatte.
Voll Zuversicht hatte sie den Weg zu ihrer Wohnung zurückgelegt, um dann in der Tür wie angewurzelt stehen zu bleiben. Nichts hatte sie auf das blanke Entsetzen vorbereitet, das sie plötzlich überfiel, ihr Herz wie wild hämmern ließ und ihre Hände zum Zittern brachte. Nichts hatte sie auf das grauenhafte Echo von Wesleys Stimme vorbereitet, das bedrohlich in ihrem Kopf widerhallte, oder auf die Bilder der Erinnerung, die in einem blutroten Nebel an ihrem geistigen Auge vorbeizogen. Sie war zurückgewichen und hatte die Tür leise wieder geschlossen. Beschämt, aber unfähig, es selbst zu tun, hatte sie Lola gebeten, die Nagelfeile für sie zu holen. Wie oft hatte sie seither versucht, sich ihren Dämonen zu stellen, aber es hatte nichts gefruchtet. Sie konnte sich nicht dazu überwinden, über die Schwelle ihrer Wohnung zu treten.
Aber morgen würde sie heiraten. Und sie wollte nicht, dass ihr Hochzeitgeschenk für James aus neurotischen Angstzuständen bestand. Er hatte ihr ein solch großes Geschenk gemacht, als er ihr die Tricks und Kniffe beibrachte, denen es zu verdanken war, dass sie die Begegnung mit Wesley lebend überstanden hatte, sie lehrte, sich gegen die Rolle des Opfers zu wehren. Sie musste ihm etwas dafür zurückgeben ... sie musste etwas für sich selbst
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