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Duell im Eis

Duell im Eis

Titel: Duell im Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Geologen bis zu den Atmosphäreforschern und natürlich auch den militärischen Auswertern aufgeteilt wurde, erhielt bei den Russen als erster der Generalstab in Moskau die sensationellen Fotos mit allen Berechnungen und Auswertungen des ›Institutes Marschall Konjew‹.
    »Ungeheuerlich ist das, Genosse«, sagte General Wisjatsche. Ein Grusinier war er, schlank, elegant in seiner mit Orden und Goldtressen geschmückten Uniform – er leistete sich einen Schneider, der alle seine Uniformen auf Maß arbeitete, und es störte Wisjatsche in keiner Weise, daß man ihn den ›eitlen Fjodor Lukanowitsch‹ nannte. Er trank gerne einen grusinischen Rotwein, rauchte Zigarren aus Tiflis und galt als ein Stratege, dessen militärischer Weitblick oftmals beängstigend zutraf. »Sehen Sie sich das an, Lew Viktorowitsch. Das hat es noch nicht gegeben.«
    General Koronjew nahm eines der hingereichten Fotos, betrachtete es mit geschürzten Lippen und legte es dann auf den Tisch. »Ein Eisberg, Fjodor Lukanowitsch. Ein Riesending.«
    »156,8 Kilometer lang! 40,5 Kilometer breit!«
    »Unvorstellbar, daß so etwas im Meer schwimmen kann.«
    »Unvorstellbar, was man damit anfangen kann, Genosse.«
    »Anfangen?« General Koronjew sah seinen Freund und Kollegen verwundert an. »Was kann man mit einem Eisberg anstellen? Die Schiffahrt warnen, wenn er einmal in ihre Route schwimmt.«
    »Mein lieber Lew Viktorowitsch, Sie sehen dieses Monstrum nur geologisch.«
    »Wie anders soll man es sehen? Die Meeresforscher werden ihre Freude daran haben; das ist aber auch alles.«
    »Alles?« General Wisjatsche griff nach einem anderen Foto, das in beeindruckender Schärfe einen Teil des Eisbergrandes zeigte. Eine zerklüftete Küste aus Eis, 421 Meter hoch. »Ich sehe mehr.«
    »Eisbären?«
    »U-Boote, mein lieber Freund. U-Boote! Was kann man mit 156 Kilometern alles anfangen? 156 Kilometer massive Masse! 156 Kilometer staatenloses Eisland! 156 Kilometer Niemandsland in internationalen Gewässern. Begreifen Sie das, Lew Viktorowitsch? Was man damit anfangen kann – ahnen Sie das, Genosse? Als kleines Beispiel nur: eine schwimmende Basis für Atom-U-Boote, in das Eis gesprengt. Ein Lager von Atomraketen, sicherer als in den Höhlen des Ural. Wir hätten die USA mit einer riesigen Zange umklammert. Mit den U-Booten könnten wir in Gebieten operieren, von denen man bisher nicht zu träumen wagte. Aber jetzt fange ich an zu träumen, mein lieber Lew Viktorowitsch. Ein gigantischer Eisberg von den Ausmaßen des europäischen Staates Luxemburg! Genosse Koronjew, begreifen Sie nun?«
    »Fast immer waren Ihre Gedanken unbegreifbar, Fjodor Lukanowitsch.« Koronjews Stimme war wie von Heiserkeit belegt. »Wenn ich an Afghanistan denke …«
    »Wer hatte recht?« Wisjatsche lächelte, was seinem kaukasischen Gesicht etwas Feinsinniges verlieh. Es war, als plaudere man über Puschkin oder die Musik von Borodin. »Nur verbale Proteste des Westens … Husch, verweht wie vom Wüstenwind. Aktionen keine! Unsere Sympathisanten, wie die linken Gruppen in der deutschen Bundesrepublik, ließen ein paar schamhafte Tönchen los, und dann wohltuende Stille. Keine militärische Intervention, wie ihr alle befürchtet habt. Glatt ging es, wie auf einer Eisbahn: Ungarn, die Tschechoslowakei, Afghanistan … Wir sind nicht hingefallen, und als das Eis taute, gewöhnte man sich an das Neue als das Normale. So wird es auch sein, wenn wir uns einmal Jugoslawien näher ansehen werden. Empörte Proteste, wie wenig heiße Luft … Wir werden es ertragen, Lew Viktorowitsch. Aber hier«, Wisjatsche klopfte mit dem Fingerknöchel auf die Fotos, »hier ist ein Land aus Eis, das keinem gehört und das, je mehr es nach Nordwesten schwimmt, strategisch immer wichtiger wird. Begreifen Sie nun, Genosse Koronjew?«
    »Es kann sein, daß die Amerikaner genau so denken wie Sie, mein Lieber.«
    »Warum sollten sie? Für sie ist das ein Eisberg. Ein Monstrum, wie es noch nie seit Menschengedenken herumgeschwommen ist.«
    »Und wenn sie auch auf diesen Eisberg kommen, sei's nur zu Forschungszwecken?«
    »Niemand hält sie auf, Lew Viktorowitsch.« Wisjatsche lächelte wieder sein feines, stilles Lächeln. »Am anderen Ende des Giganten werden wir sein und uns in das 400 Meter dicke Eis sprengen. Unbemerkt! Hört man eine Sprengung über 156 Kilometer hinweg? Na also, wozu die Sorgen, Lew Viktorowitsch?«
    »Auf den Satellitenfotos wird man uns schnell erkennen.«
    »Kaum.« Wisjatsche

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