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Dumm gelaufen: Roman (German Edition)

Dumm gelaufen: Roman (German Edition)

Titel: Dumm gelaufen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moritz Matthies
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bereits aus Elsas Mutter eine Mütze für seine Geliebte machen ließ und ihr Vater im Moskauer Chinchilla-Ballett getanzt hat. Ohne dass ich es verhindern kann, nehmen in meinem Kopf Bilder Gestalt an: zwielichtige Typen in dunklen Anzügen, überlagert von einer nackten Frau, die eine merkwürdige Ähnlichkeit mit Piroschka Nagy hat – lange Geschichte – und die mit nichts als einer Chinchilla-Mütze bekleidet ist, aus der mich zwei traurige, seelenlose Augen anstarren.

Kapitel 2
    »Du siehst aus, als könntest du ein bisschen Ablenkung vertragen!«
    Ich blicke zum Zaun hinüber, dabei hat ein Teil meines Gehirns ihn bereits an der Stimme erkannt: Phil! Privatdetektiv. Und mein Partner. Der Mann, mit dem ich letztes Jahr zwei schwergewichtige Fälle gelöst habe. Und außerdem der einzige Mensch, der Erdmännisch versteht. Latentes Alkoholproblem, chronisches Geldproblem, pathologisches Frauenproblem. Und wenn er hier im Zoo auftaucht, bedeutet das, es gibt Arbeit für uns.
    Aber wo ist er?
    »Ha!«
    Ich muss tatsächlich zweimal hinsehen, um ihn zu erkennen. Er sieht nämlich aus wie aus der GALA geschnitten: kein abgeranztes Leinensakko, keine wirren Haare, keine Sonnenbrille, die die Spuren der vorangegangenen Nacht verdeckt. Stattdessen: unsinnig gebräunte Haut, sonnengegerbte Surferhaare, dazu ein babyblauer Kaschmiranzug. Die Ringe um seine blauen Augen sind verschwunden. Auf den ersten Blick würde ich sagen: kein Alkoholproblem, kein Geldproblem und schon gar kein Frauenproblem.
    »Was ist passiert?«
    Phil lächelt. Hat er sich etwa auch die Zähne bleachen lassen? In dem Moment fällt es mir ein! Als wir uns voneinander in den Winter verabschiedet haben, war er praktisch auf dem Weg nach …
    »Südafrika!«, sage ich.
    Das Lächeln wird noch etwas breiter. Seine Zähne sind tatsächlich gebleacht. Ich halt’s nicht aus.
    »Du bist echt zu Piroschka geflogen?«, frage ich.
    »Konnte das Ticket schlecht verfallen lassen«, antwortet Phil.
    »Sieht aus, als hättest du es dir da unten gutgehen lassen.«
    »Sehr gut sogar.«
    Meine Freude, ihn zu sehen, ist kindisch. Muss ich zugeben.
Das
ist mal ein
echter
Frühlingsanfang, denke ich. Sage es aber nicht. Phil und ich sind Partner. Keine Sentimentalitäten unter Profis. Stattdessen frage ich ihn: »Wenn es dir bei Piroschka so gut ging – weshalb bist du zurückgekommen?«
    Er lässt seinen Blick erst durch unser Gehege schweifen, anschließend in die Weite Welt hinaus, dahin, wo er Südafrika wähnt – ist in Wirklichkeit Nordwesten, wo er hinschaut, aber am Tag unseres Wiedersehens will ich mal nicht so kleinlich sein –, zurück zu Piroschka und den vergangenen Monaten, dem Pool, dem Meer, den Drinks bei Sonnenuntergang, den zerwühlten Seidenlaken …
    »Ach weißt du …« Mein Partner stützt sich auf das Geländer, sein Blick kehrt zu mir zurück. »Es war einfach nicht das richtige Leben für mich. Am Ende …« Er hält inne und fragt sich, ob er nicht doch die falsche Entscheidung getroffen hat. »Am Ende bist du, was du bist.«
    »Und – was bist du?«
    »Nun, ich schätze, ich bin ganz ein passabler Schnüffler mit einem halbfertigen Citroën  DS Pallas im Hinterhof und einer Schwäche für Single Malt Whiskey.«
    »Du bist mehr als ein nur
passabler
Schnüffler«, erwidere ich.
    Das entlockt Phil ein Schmunzeln. »Ja, vielleicht …«
    Ich lasse ihm noch ein paar Sekunden, um sich im Geiste von Piroschka zu verabschieden, bevor ich ihn frage: »Was gibt’s Neues?«
    Er lässt seine Hände in die Taschen seiner Anzugshose gleiten. Ich kann praktisch
sehen
, wie weich und kuschelig sich das anfühlt. Feinster Zwirn. Okay, was die Farbe angeht, dieses Babyblau … Kann man drüber streiten.
    »Nichts«, erwidert Phil. »Wollte mal sehen, wie es dir so geht.«
    Kein neuer Fall? Das glaube ich nicht. »Wie es mir
geht
?«, wiederhole ich. Elsa ist verschwunden, spurlos. Gib mir eine Rasierklinge und zeig mir, wo ich ansetzen muss. So geht’s mir, Partner. Ich winke ab: »Willst du nicht wissen.«
    »Hm.« Phil stampft sich die Kälte aus seinen spitzen, schwarzen, sehr glänzenden Schuhen. Krokodilleder, wie ich feststelle. Bei den Antilopen und Zebras kann er sich damit Freunde machen. Im Reptilienhaus allerdings sollte er die besser nicht tragen. »Lust auf eine kleine Spritztour?«, fragt er.
    »Ein neuer Fall?«, erwidere ich möglichst beiläufig.
    »›Fall‹ ist zu viel gesagt.«
    Also ja.
    »Bin kurzfristig für

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