Dunkel ist die Sonne
Frau ein höchst angenehmes Gefühl sicherte, aus irgendeinem Grunde dem Manne jedoch lediglich ein Jucken veru r sachte. Bei beiden Geschlechtern hielt die Wirkung ung e fähr ein Viertel der Zeit zwischen den Ruhezeiten an.
Im Tausch gegen seine eigenen Waren bekam das Schildkrötenvolk das geräucherte Fleisch der Bun t schildkröte, die sie selbst nicht töten und nur zu bestim m ten dafür vorgesehenen Zeiten essen durften; ein alkoh o lisches Getränk, das der Ko j otenstamm aus Wasser, das aus einem Kalksteinfelsen sickerte, und einer Pflanze zubereitete, die die Kojoten seit zehn Generationen g e heimhielten; Nasenflöten aus Knochen, die der Höhle n katzenstamm herstellte, wobei die feinen Schnitzereien das künstlerische Vermögen aller anderen Stämme übe r traf; ein Dschungelpfeffer vom Stamm des Pfeifenden Eichhörnchens; ein wohlriechender Gelee vom Stamm des Kriechenden Baumes; geräucherte, garantiert glück s bringende Blasen vom Stamm des Namenlosen Gottes; mit außerordentlich schmackhaftem Teig gefüllte Fl a schenkürbisse vom Stamm der Roten Kakerlake; vom Baumlöwenstamm Vögel und Affen, die die menschliche Sprache nachzuahmen verstanden; und schließlich Seel e neier vom Stamme des Roten Stinktiers. Letzterer hatte eine Grabstätte der Alten gefunden und sich erkühnt, die Seeleneier auszugraben und mit ihnen Tauschhandel zu treiben. Sie waren selten und teuer und für den wagem u tigen Schamanen bestimmt, der bereit war, es mit weit e ren Ahnen aufzunehmen und in seinen Träumen um ihre Macht zu feilschen.
Zu jeder Zeit-des-Handels wurde ein Stamm zur Pol i zei ernannt. Die Männer und die kinderlosen Frauen gi n gen mit Keulen umher und sorgten für Ruhe. Die partne r losen Männer und Frauen des Stammes musterten sich gegenseitig, aber nur fünf Prozent hatten ernste Absic h ten, da die meisten Partner sich innerhalb des Stammes zusammenfanden. Es gab jedoch immer wieder welche, deren Seeleneier zu keiner heiratsfähigen Person des a n deren Geschlechts im eigenen Stamme passen wollten. Diese mußten wohl oder übel ihre Partner bei einem der anderen Stämme suchen.
Wenn nun ein Mann oder eine Frau in einem anderen Stamm einen passenden Partner gefunden hatte, wurde die Heirat anberaumt. Dann ergab sich das Problem, we l cher von beiden seinen oder ihren Stamm verlassen sol l te, um mit dem Gatten gemeinsam fortzugehen. Sein e i genes Volk aufzugeben und mit Fremden zusammenz u leben war hart. Aber es mußte sein, wenn es keinen and e ren Weg gab.
Die Entscheidung, wer zum fremden Stamm gehen sollte, wurde schnell getroffen. Der Schamane eines dri t ten Stammes wirbelte einen mit zwei Speerspitzen vers e henen Stab durch die Luft. Wenn sich die Spitze, die z u vor als zum zukünftigen Bräutigam gehörig bezeichnet wurde, in die Erde bohrte, führte er die Braut zu seinem Stamm. Wenn es aber die andere Spitze war, bedeutete das, daß er zu ihrem Haus mitzugehen hatte.
Deyv war über den Platz-der-Zeit-des-Handels g e streift. Und wie es der uralte Brauch wollte, stellte er sich vor, wenn er eine unverheiratete Frau sah, und sprach mit ihr. Es tat nichts zur Sache, ob er sie oder sie ihn äuße r lich attraktiv fand. Er mußte mit ihr in der Sprache-des-Handels reden, bis ihrer beider Seeleneier gleichzeitig in zueinander passenden Farben zu leuchten begannen. Oder bis deutlich war, daß es zu keiner Synchronisierung kommen würde.
Deyv war froh gewesen, als er unter all den in Frage kommenden Kandidatinnen keine passende Partnerin gefunden hatte. Es waren wohl etliche hübsche Frauen darunter gewesen, aber ansonsten hatte er sich zu keiner von ihnen hingezogen gefühlt. Unter den Mädchen, die beim nächsten Mal alt genug sein würden, hatte er zwei Schöne entdeckt, die sehr angenehm auf ihn wirkten. Er brauchte nur zu warten, bis das Schwarze Tier weitere neunundvierzig Umläufe hinter sich gebracht hätte. Wenn dann sein Ei zu einem der ihren paßte, würde er heiraten können. Zwar bliebe dann immer noch die Angst der Ungewißheit, ob er zu einem fremden Stamm würde gehen müssen, aber auch das ginge schnell vorüber.
Bis dahin würde er jedoch nicht unter sexueller Fr u stration zu leiden haben. Die Schildkröten hatten, wie alle anderen Stämme, reichlich Freiwillige unter den ält e ren Frauen, gewöhnlich Witwen, die die unverheirateten jungen Männer gern befriedigen wollten. Ehefrau oder Ehemann des Schamanen oder der Schamanin wählten eine von ihnen aus und gaben ihr
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