Dunkel ist die Sonne
Verbeugung vor L. Frank Baum –, die im späteren Werk Farmers zune h mend an Bedeutung gewinnen sollten. In To Your Scatt e red Bodies Go (Die Flußwelt der Zeit) tauchen allerlei Literaten – Samuel Langhorne Clemens alias Mark Twain – und G e stalten der Zeitgeschichte auf, mit The Other Log of Phileas Fogg (Das andere Log des Phileas Fogg) setze er Jules Vernes Le tour du monde en quatr e vingt jours (Reise um die Erde in 80 Tagen) neu in Sz e ne, und The Wind Whales of Ishmael (Ismaels fliegende Wale bei Moewig in Vorb e reitung) war als eine Art M o by Dick der SF gedacht.
Literarische Anspielungen findet man denn auch in fast allen Werken Farmers: Dostojewski taucht als Pjotr in Inside Outside (Die synthetische Seele) auf, in A Pr i vate Cosmos (Lord der Sterne) wird eine der Welten von E. R. Burroughs neu erschaffen, wobei es sich Farmer nicht verkneifen kann, Burroughs einen Denkfehler nachzuweisen, und in anderen Romanen erweckt er Ta r zan und Doc Savage wieder zu neuem Leben. Und als Kurt Vonnegut jr. in Slaughterhaus 5 (Schlachthof 5) einen fiktiven SF-Autor namens Kilgore Trout schilderte, nahm Farmer dies zum Anlaß, sogleich unter diesem Pseudonym tatsächlich einen Roman zu schreiben.
Farmer, der auch selbst – man achte auf die Initialen PJF – gelegentlich in seinen Romanen auftaucht, liebt diese Aufarbeitung von Literatur, die ihn stark beeinflußt hat, ungemein. Er sieht die Literatur und die Reaktion auf sie als Teil seines Lebens. Wenn ihn Vonnegut verärgert einen „literarischen Parasiten“ nannte, dann trifft dieser Vorwurf allerdings nicht ins Schwarze. Denn Farmer ist kein Plagiator. Das nämlich hat er gewiß nicht nötig. Vielmehr gilt er als ein SF-Autor mit überreicher schö p ferischer Phantasie, als ein Schriftsteller, der mit seinen Ideen nicht haushalten muß und diese als sein Hauptkap i tal in sein Werk einbringt. Im Ausdenken bizarrer, exot i scher Welten dürfte er in der Science Fiction allenfalls noch von Jack Vance erreicht werden.
Allerdings, Farmer ist ein Autor, der viel schreibt, und nicht alles von ihm ist von höchster Qualität. Obwohl unbestreitbar ein talentierter Erzähler, ist sein Stil nicht immer ausgefeilt. Seine Phantasie führt ihn auch manc h mal in etwas befremdliche Ecken, und bei der Schild e rung von Kampfszenen ist er nicht immer gerade zimpe r lich. Farmer selbst kennt seine Schwächen und bedauert, daß ihn der Zwang zum Geldverdienen gelegentlich da r an gehindert hat, das eine oder andere besser zu überde n ken und neu zu formulieren. Ungeachtet dessen ist und bleibt er einer der Großen der Science Fiction, immer gut für farbiges, exotisches, phantasiereiches Abenteuer. Der vorliegende Roman, wahrlich eine tour de force und ein SF-Abenteuerroman bester Tradition, dürfte zu Farmers herausragenden Werken gehören.
Hans Joachim Alpers
Philip José Farmer ist zweifacher HUGO-Preisträger. Sein neuestes Werk ist eine Odyssee durch die Dschu n gel einer fernen, dem Untergang geweihten Erde. Die letzten Menschen kämpfen gemeinsam mit intelligenten Tier- und Pflanzenrassen ums Überleben.
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