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Dunkel ist die Sonne

Dunkel ist die Sonne

Titel: Dunkel ist die Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip José Farmer
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Stab, an dem drei leere Schildkrötenpanzer bef e stigt waren. Sein Seelenei war von einem tiefen Blau, das eine aquamarinfarbene Maserung durchpulste.
    „Schande über dich, Frau!“ schrie er. „Der Geist Kee l rows wird dich in deinen Träumen heimsuchen und Hö r ner auf den Kopf deines Mannes setzen. Und das Kind wird dich austrocknen!“
    „Sieh sie dir doch an!“ schrie Deyvs Mutter zurück. „Glaubst du vielleicht, irgendein Baby könnte die hier austrinken, selbst wenn es so groß und fett wie du wäre?“
    Der Stamm grölte vor Lachen, und der Schamane stapfte roten Gesichts aus Deyvs Blickfeld.
    Für einen Augenblick vergaß Deyv seine Angst und Verwirrung. Er lachte in sich hinein. Es gab nichts, w o vor sich seine Mutter fürchtete. Er wünschte, er wäre wie sie. Doch sie ähnelte ihm auch, da sie leicht aufbrauste und ihr dies manchmal teuer zu stehen kam. Der Sch a mane würde es ihr schon heimzahlen. Sie aber würde ihre Worte nicht bereuen. Sie war bereit, die Folgen zu tr a gen. Besonders jetzt, da der Stolz auf ihr Kind alles and e re in den Schatten stellte.
    Deyv, ihr Kind, war ein Meter fünfundachtzig, der Größte des Stammes. Seine Schultern waren breit, doch er hatte die langen Beine und die sehnige Figur des Langstreckenläufers. Seine Haut war von dunklem Ku p fer, sein Haar schwarz wie eine Fliege und gewellt wie ein vom Wind gekräuselter Bach. Die Stirn war hoch und breit; die Brauen standen stark hervor; die Nase wirkte wie die eines Habichts; die Lippen waren voll und das Kinn rund, mit einem Grübchen in der Mitte. Allein an seinen Gesichtszügen hätte ihn im Umkreis von sechzig Meilen jeder sofort als Schildkröte erkannt.
    Er trug den Panzer einer Buntschildkröte auf dem Kopf, ein scharlachrotes Tuch um die Lenden und bis zu den Waden reichende Lederstiefel. An einem Ledergürtel hing eine lederne Scheide, in der ein schmales zwe i schneidiges Schwert steckte. Ebenfalls am Gürtel hing ein Tomahawk aus Stein. Über der einen Schulter hatte er einen Beutel hängen, der ein Blasrohr, einen Druckzyli n der und in einer Seitentasche zwölf vergiftete Pfeile en t hielt. Ein zusammengerolltes Seil war über die andere Schulter geschlungen.
    So kleidete sich jeder wohlangezogene Mann oder j e de wohlangezogene Frau, der oder die sich auf Partne r suche begab.
    Als er in den Dschungel eingedrungen war, trat Deyv hinter einen deltaförmigen, federigen Busch und zog de s sen Wedel auseinander. Außer seiner Mutter, seinem V a ter und seinem Hund Jum war der Stamm wieder umg e kehrt. Etwa zwanzig Meter hinter ihnen folgte seine Ka t ze Aejip, die sich wie eine Sphinx an den Boden schmiegte.
    Deyv wartete, bis seine Eltern zum Haus zurückg e gangen waren. Dann pfiff er, und Jum, der auf dieses S i gnal gewartet hatte, sprang herbei. Es war ein großes, wolfsähnliches Tier mit großen, spitzen, aufgestellten Ohren, leuchtend rotem Fell, einem schwarz gesäumten Schwanz und schrägen grünen Augen. Er leckte Deyvs Wade, bis er geheißen wurde aufzuhören, und setzte sich dann mit hechelnder Zunge hin. Seine Stirn war so hoch wie die eines Schimpansen, und genauso intelligent war er auch.
    Aejip ließ sich mit der ganzen Unbekümmertheit, die je einer Katze zueigen war, Zeit. Wenn sie aufrecht stand, maß sie bis zur Schulter etwa fünfundsiebzig Ze n timeter. Ihr glänzendes Fell war gelbbraun und mit schwarzen Rosetten durchsetzt. Über den großen gelben Augen befanden sich zwei senkrechte Streifen. Ihre Stirn war ebenso entwickelt wie die von Jum.
    Deyv überlegte, ob er nach ihr pfeifen sollte, aber die Katze hatte kein Hehl daraus gemacht, daß. sie ihren G e fährten – keine Katze akzeptierte je einen Herrn – nicht begleiten würde. Obwohl sie nicht sprechen konnte, hatte sie deutlich gemacht, daß sie Deyv für von Sinnen hielt. Außerdem war sie eifersüchtig, weil Deyv in den letzten zwei Wochen Jum soviel Aufmerksamkeit gewidmet ha t te.
    Daher zuckte Deyv die Achseln, wandte sich um – der Hund lief ein Stück voraus – und setzte seinen Weg auf dem Dschungelpfad fort. Jeder Schritt, der ihn weiter vom Stamm entfernte, bedeutete einen Schritt mehr in Einsamkeit und Unsicherheit.
    Wenn er auf Nahrungssuche gewesen wäre und er j e manden dabeigehabt hätte, der, nachdem sie einmal oder auch siebenmal geruht hätten, ihn sicher wieder zum Stamm zurückgebracht hätte, wäre er glücklich gewesen. Aber so war er allein auf Wanderschaft, und nur die Gr o ße Mutter wußte,

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