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Dunkel

Dunkel

Titel: Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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angezogenen Knie gelegt. Die Decken lagen zerwühlt um sie. Wenn Onkel Jeremy fortging, würde Papa vielleicht zurückkommen. Sie könnten wieder alle zusammenleben und glücklich sein, wie früher. Vor dem Ärger.
    Susie legte sich rücklings aufs Bett und zog die Decken dicht an sich. Sie faßte den seidenen Deckenrand, streifte damit rhythmisch über ihre Wange und starrte hinaus in die tiefblaue Nacht, die vom Fenster umrahmt wurde. Nacheinander begann sie, die Sterne zu zählen, diesmal entschlossen, jeden einzelnen in dem Rechteck zu beachten, bevor sie einschlief. Und während sie stumm zählte, erloschen die Sterne nacheinander, bis nur noch Schwärze den Fensterrahmen füllte.

2

    Bishop warf einen verstohlenen Blick auf seine Armbanduhr und war erleichtert, daß der zweistündige Vortrag fast vorüber war. Die übliche gemischte Gruppe, dachte er. Die meisten tot ernst, mehrere einfach nur neugierig, einer — vielleicht zwei — Skeptiker. Er lächelte die Versammlung in dem kleinen Saal an.
    »Anhand meiner Liste auf der Tafel können Sie also sehen,
    daß sich die Parapsychologie — das Studium parapsychologischer Phänomene — mehr der Technik bedient als der unzuverlässigen und, wenn ich so sagen darf, zweifelhaften spiritistischen Methoden. Kurvendiagramme werden Ihnen gewöhnlich mehr über eigenartige Störungen in einem Haus verraten, als täuschende mentale Trancezustände.«
    Eine nervöse Hand zitterte in der zweiten Reihe in der Luft. Bishof sah, daß der Mann einen Priesterkragen trug. »Darf ich, äh, eine Frage stellen?« Die Stimme klang ebenso nervös. Alle Augen wandten sich dem Geistlichen zu, der seinen Blick starr auf Bishop gerichtet hielt und den Eindruck machte, als sei er wegen seiner eigenen Anwesenheit verlegen.
    »Bitte«, ermutigte ihn Bishop. »Die letzten zehn Minuten werden wir ohnehin mit der Diskussion von Fragen Ihrerseits verbringen.«
    »Also, es ist nur, daß für jemand, dessen Beruf die Erforschung des Paranormalen oder Parapsychologischen ist...«
    »Sagen Sie Geisterjagd - das ist einfacher«, unterbrach Bishop.
    »Ja, Geisterjagd. Also, Sie haben noch nicht klar gemacht, ob Sie tatsächlich an Geister glauben oder nicht.«
    Bishop lächelte. »Die Wahrheit ist, daß ich noch unsicher bin, obwohl ich mich seit Jahren mit Parapsychologie beschäftige. Sicher bin ich immer wieder auf Unerklärliches gestoßen, doch die Wissenschaft enthüllt täglich neue Fakten über unsere eigenen Kräfte. Jemand hat einmal gesagt, daß Mystizismus nichts weiter ist, als die heute erträumte Wissenschaft von morgen. Damit stimme ich überein. Wir wissen zum Beispiel, daß konzentriertes Denken oder oft unbewußte Gedanken Gegenstände bewegen können. Wissenschaftler in aller Welt, vor allem in Rußland studieren die psychokinetische Kraft. Vor Jahren hätte man das als Hexerei bezeichnet.«
    »Aber wie erklärt das Geistererscheinungen?« Eine Frau mittleren Alters, drall und freundlich blickend, harte die Frage gestellt. »Es gibt so viele Fälle von Spuk, von denen man praktisch jeden Tag hört.«
    »Vielleicht nicht jeden Tag, aber es gibt jährlich zwischen zweihundert und dreihundert Erscheinungen, und wahrscheinlich ebenso viele, die nicht bekannt werden. Eine der vielen Theorien, ist die, daß Geister von jemandem erzeugt werden, der unter Streß steht. Das Gehirn sendet elektrische Impulse ähnlich wie das Herz aus, und diese Impulse werden später unter gewissen Umständen wahrgenommen.«
    Das verwirrte Stirnrunzeln der Frau und die Ratlosigkeit auf den Gesichtern mehrerer anderer Zuhörer verriet Bishop, daß er sich nicht klar genug ausgedrückt hatte. »Es ist wie ein geistiges Bild, das von einem Wesen übertragen wird, um später von einem anderen empfangen zu werden, der wie eine Art Empfänger wirkt. Wie ein Fernseher. Das würde erklären, warum Erscheinungen oft nebelhaft oder verschwommen sind oder warum manchmal nur Hände oder Gesichter erscheinen: die Bilder oder Transmissionen, so Sie wollen, vergehen, verblassen, bis nichts mehr da ist.«
    »Was ist dann mit Orten, an denen es seit Jahrhunderten spukt?« fragte ein junger, bärtiger Mann in der vordersten Reihe, der sich herausfordernd vorbeugte. »Warum sind die nicht einfach verschwunden?«
    »Daß ließe sich mit Regenerierung erklären: die Transmission oder Erscheinung bezieht Energie aus elektrischen Impulsen, die uns alle umgeben. Das könnte dann der Grund für das Erscheinen eines Geistes sein.

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