Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dunkel

Dunkel

Titel: Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
Vom Netzwerk:
hindurchsehen; er konnte Edith sehen, noch immer ihre Schreie hören; er konnte noch das schwächer werdende Glimmen aus der Grube erkennen.
    Dann zerbarst das Glas in den Scheinwerfern, wurde nach oben geschleudert, Flammen schlugen aus den Aggregaten, als sie explodierten, zerstört von etwas, das keine Grenzen kannte, von etwas, das immer stärker zu werden schien. Das Scheinwerferglas drehte sich in der Luft, die Scherben blitzten rot und spiegelten das ferne Feuer wider; speziell verstärkte Metallplatten, die die empfindlichen Glühfäden darunter schützen sollten, sensten durch die Nacht. Er sah ein Stück auf Edith zufliegen, eine glitzernde Fläche von der Größe einer Tür, sah, wie es ihren Körper halbierte und schloß seine Augen.
    Die erstickenden Hände umklammerten seine Kehle, und es schien, als ob jede Gestalt zupackte. Ihre Gesichter verschwammen vor ihm. Die Kraft, die der Verstand all derer war, die im Bösen lebten, saugte an seinem Gehirn, forschte und suchte nicht länger, sondern zog heraus, was sie wollte, was sie zum Existieren brauchte. Noch bevor die Schwärze total wurde, sah er, daß Menschenmassen in das Gebiet eingedrungen waren, kreischende Wahnsinnige, die jeden angriffen, der nicht zu ihnen gehörte. Jessica rannte auf ihn zu, ihr Gesicht in der Dunkelheit kaum sichtbar. Und er konnte vor dem Dunkel seine Augen schließen.
    Und dann öffnete er sie, wunderte sich, woher das blendend weiße Licht kam, das Licht, das aus dem Nichts gewachsen war und das Gelände, auf dem das Haus namens Beechwood einst gestanden hatte, mit seinem gleißenden Glanz überflutete, in jede Furche und jeden Spalt mit seiner Intensität eindrang, jeden Ziegel und jeden Stein schattenlos machte - und das Dunkel vertrieb.
    Das Licht brannte in seinen Augen, obwohl er sie wieder geschlossen hatte.
    ... die Träume haben mich verlassen; die Zeit hat den Schrecken dieser entsetzlichen Tage betäubt. Selbst Jessica hat keine Angst mehr vor der Nacht. Wir sind jetzt zusammen, wenn auch noch nicht als Mann und Frau, doch das wird noch kommen. Wir müssen uns zuerst ganz an unser neues Leben gewöhnen; das andere hat Zeit.
    Nach zwei Jahren erinnern wir uns noch immer an diese Nacht in Beechwood, als wäre es gestern gewesen. Die Ereignisse sind diskutiert und analysiert worden, es wurde darüber geschrieben, doch noch immer kann niemand das Phänomen erklären, das sich ereignete. Die Kirche versucht es natürlich - und jetzt sind auch die Wissenschaftler bereit, uns zuzuhören, zu überdenken, was wir ihnen sagen, denn es waren sie, die Technologen, denen bewiesen wurde, daß sie irrten, es waren sie, die erkannten, daß das Böse geistige Macht ist und nicht eine biologische Fehlfunktion des Gehirns. Jacob Kulek wäre erfreut gewesen - ist erfreut — daß ein echtes Band zwischen Wissenschaft und Parapsychologie geknüpft wurde, eine Arbeitsbeziehung entstanden ist. Und diese Allianz öffnet neue Türen zu unserer Selbstentdeckung. Allein dafür arbeitete er, als er lebte, und nur durch seinen Tod wurden diese Ziele erreicht. Jessica kommuniziert regelmäßig mit ihm, und auch ich lerne das langsam. Edith hilft dabei von drüben, sie agiert als meine Führerin.
    Sie hat mit meiner Tochter Lucy geredet und versprochen, sie bald zu mir zu bringen. Sie erzählt mir, daß Lucy sehr glücklich ist, und das ist auch Edith in ihrem Tod.
    Das Dunkel ist nach dieser Nacht nie wiedergekehrt, wenngleich Jacob uns warnte, daß es nicht wirklich besiegt sei. Er sagte, daß es so lange existieren würde, wie Böses in den Hirnen der Menschen ist. Eines Tages, glaube ich, wird es sich wieder manifestieren.
    Es gibt viele von uns, die jetzt wissen. Alle die, die in Beechwood waren und sahen, wie das Licht sich bildete und wuchs, bis sein Glanz jeden dunklen Schatten zerstörte, haben diese einzigartige außersinnliche Wahrnehmungskraft erlangt. Nur die, die den neuen Kräften nicht gewachsen waren, die sie in sich fanden, haben gelitten, da ihr Verstand davor floh, sich in ihnen versteckte, so daß sie sich nicht mehr wie normale Menschen verhalten. Der Wissenschaftler, Marinker, war einer davon. Doch man kümmert sich um sie, und sie erleiden nicht dasselbe Schicksal wie die Opfer des Dunkel, die leer und allein zurückgelassen wurden, deren Körper schwache Hüllen wurden, die keine medizinische Behandlung vor dem Verfall bewahren konnte und die schließlich starben. Einige, die in jener Nacht das Licht sahen, sagen, es

Weitere Kostenlose Bücher