Dunkelziffer
in den Knast.«
»Dann haben wir uns nichts zu sagen«, sagte Marja Willner.
Stef fe sah Marja allein im Café sitzen. Er sah sie durch das Fenster. Einen Augenblick dachte er daran, hineinzugehen und sich neben sie zu setzen und nur zu sagen, dass alles gut sei und sie jetzt so viel Geld hätten, dass sie reisen könnten, wohin sie wollten und so lange sie wollten.
Du brauchst deine Liebhaber nicht, Marja.
Aber dann sah er, dass sie zwei Caffè Latte bestellte, und die Welt wurde eine andere.
Er wartete. Und vielleicht war einfach nur der groteske Verband des Liebhabers der Tropfen, der das Fass überlaufen ließ. Ein dicker Verband um den ganzen Kopf - und das war besser als er. Das war besser als Stef fe.
Erst als er die Hornsgata überquerte, begriff er, dass er seine Seele wirklich und wahrhaftig dem Teufel verkauft hatte.
Dass ihm nichts mehr blieb.
Bengt Äkesson fragte sich, was er hier eigentlich machte. Er liebte doch Kerstin Holm? Was tat er hier? Wohin hatte ihn sein blindes, suchendes Begehren geführt? Er dachte an seine Tochter, er dachte an sein Leben. Warum konnte er sich nicht begnügen? Warum suchte er das Unmögliche?
Was war es, was von ihm ausgegangen war und Marja dazu gebracht hatte, ihn anzuzeigen?
Die Cafetür bimmelte. Es dauerte ein paar Sekunden zu lange, den großen blonden Mann zu erkennen, der sich hereindrängte und eine Schusswaffe zog.
Marja Willner stand auf. Sie streckte hilflos die Hand aus und sagte: »Aber Steffe.«
Er schoss ihr in den Kopf. Das Blut spritzte über den Cafetisch.
Dann richtete er die Mündung auf Bengt Äkesson. Äkesson warf sich zur Seite. Der erste Schuss traf ihn an einer unbestimmbaren Stelle irgendwo im Rumpf. Der zweite traf in die Brust.
Während er das Bewusstsein verlor, dachte Bengt Äkesson: Kerstin, ich liebe dich. Alles andere ist falsch. Alles andere wurde falsch.
Das Letzte, was er sah, ehe das Blickfeld zusammenschnurrte und erlosch, war Stefan Willner, der sich die Pistole in den Mund steckte und abdrückte.
Das Blickfeld verschwand in einem Meer von Blut.
36
Der Arbeitstag war vorüber. Paul Hjelm war zwar wegen gewisser eigenmächtiger Handlungen gehörig in die Mangel genommen worden, nicht zuletzt von seinem Chef Niklas Grundström, aber es ließ sich nicht abstreiten, dass der Tag ein ganz anderes Tempo gehabt hatte als die letzten. Es war unglaublich, wie viel man in der ersten Hälfte einer Arbeitswoche schaffen konnte. Es war der Mittwoch vor Mittsommer, und Paul Hjelm fühlte sich merkwürdig aufgeräumt, als er das Polizeipräsidium verließ. Die Sonne stand hoch am Himmel, und es war kaum vorstellbar, dass dies der schlechteste Sommer seit achtundsiebzig Jahren in Schweden werden sollte.
Es war noch nicht lange her, dass er in einem Käfig gesessen hatte, betäubt und in Lebensgefahr. Aber auf paradoxe Art und Weise hatte das Vorgefallene wieder Kraft in sein Leben gebracht.
Lebenskraft.
Er erreichte seinen metallicblauen Dienstvolvo, der wieder >hoher Staatsbeamter< schrie. Er stand in der Bergsgata, ziemlich schlecht geparkt, und natürlich steckte ein Knöllchen unter dem Scheibenwischer. Er schnappte es sich, ohne zu fluchen, und sprang hinein.
Und fühlte im selben Moment einen Pistolenlauf an der Schläfe.
»Bleiben Sie ganz, ganz still«, sagte eine gut polierte Stimme.
Hjelm warf einen Blick in den Rückspiegel und sah einen überaus korrekten grauen Herrn auf dem Rücksitz, der ihm eine Pistole an den Kopf hielt. Er sah aus wie ein Buchhalter.
Die Tür der Beifahrerseite wurde geöffnet, und Christine Clöfwenhielm stieg ein.
»Bitte fahren Sie jetzt los«, sagte der Buchhalter höflich.
Paul Hjelm ließ den Motor an. Es war seltsam, aber er hatte keine Angst. Er war nur froh, sie zu sehen.
»Ist Ihnen klar«, sagte Hjelm und fuhr zur Scheelegata hinunter, »dass Ihre Mordserie und Ihr Fluchtplan beinahe das Leben zahlreicher Mitglieder gekostet hätte? Wenn die Polizei nicht eingegriffen hätte, wären sehr viele gestorben. Nicht zuletzt Sie selbst.«
»Ich glaube, dass mir alles klar ist«, sagte Christine Clöfwenhielm. »Es war ein einkalkuliertes Risiko.«
»Fahren Sie auf der E4 nach Norden«, sagte der Buchhalter vom Rücksitz.
Hjelm fuhr um den Kreisel und nahm die Hantverkargata in Richtung Fridhemsplan. Er sagte: »Aber für die Mitglieder war es kein einkalkuliertes Risiko.«
»Wir haben ihr Mandat, die Organisation zu führen«, sagte Christine. »Wir sind uns vollkommen einig in
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