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Dunkle Wasser in Florenz - Roman: Dunkle Wasser in Florenz

Dunkle Wasser in Florenz - Roman: Dunkle Wasser in Florenz

Titel: Dunkle Wasser in Florenz - Roman: Dunkle Wasser in Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Vichi
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Garderobe. Casini ging ins Wohnzimmer, setzte sich aufs Sofa und machte sich auf eine lange Wartezeit gefasst. Ohne den Dienstausweis in der Tasche kam er sich merkwürdig vor. Er fühlte sich nackt, aber auch irgendwie erleichtert. Den Dienst zu quittieren war das einzig Richtige gewesen. Er war wie ein Boxer mit vierzig, der gegen einen Jungspund den Titel verliert. Zum ersten Mal hatte er den Kampf so deutlich verloren. Und das Demütigendste daran war, dass er die Mörder kannte und nichts … Schluss, er durfte nicht mehr daran denken. Er war nicht mehr bei der Polizei, nur noch ein Bürger wie jeder andere.
    Das einäugige Kätzchen schlich sich an ihn heran. Mit einem Satz sprang es auf seine Schnürsenkel und verbiss sich in ihnen, als wären es die Gitterstäbe eines Gefängnisses. Diese kleine Fellkugel kam sich wie ein Tiger vor. Casini packte das Tier und hob es hoch. Er ließ es kurz mit den Pfoten in der Luft herumtapsen, und als er es wieder auf dem Boden absetzte, flitzte es schnell wie der Blitz davon.
    »Rosa, bist du bald so weit?«
    »Ich komme schon!«, rief sie aus dem Bad. Nach vierzig Minuten verließ sie es, perfekt geschminkt und stark parfümiert wie eine Hure. Sie verschwand in ihrem Schlafzimmer und blieb dort eine weitere halbe Stunde. Als sie wieder auftauchte, war sie wunderschön, eine auffallende Erscheinung. So strahlend hatte sie noch nie ausgesehen. Sie ging in die Küche und füllte die Katzennäpfe, dann kam sie ins Wohnzimmer zurück.
    »Können wir jetzt los?«, meinte sie ungeduldig, als hätte sie nur darauf gewartet, dass ihr Kavalier endlich so weit wäre. Arm in Arm wie ein Ehepaar liefen sie die Stufen hinunter. Dann stiegen sie in den Käfer und fuhren los.
    »Wohin bringst du mich?«, fragte Rosa fröhlich.
    »Keine Fragen«, antwortete Casini. Er fuhr auf dem Alleenring bis nach Novoli. Dort nahm er die Schnellstraße Richtung Meer. Rosa versuchte es noch einmal.
    »Fahren wir weit weg?«
    »Keine Fragen, Rosa.«
    »Uff …«
    »Sing ein Lied für mich.« Casini drückte aufs Gaspedal.
    Rosa ließ sich das nicht zweimal sagen. Sie räusperte sich und legte los:
    »Mit vierundzwanzigtausend Küssen … weißt du jetzt, was Lie-hie-be ist … manchmal braucht man tausend Kü-hüs-se … Glücklich vergehen die Stu-hun-den … Ein schöner Tag ist das, wei-heil … ich dich ständig kü-hüs-se … Keine wunderbaren Lügen, Bu-bum-bu-bum … Oder ha-heiße Liebesschwüre, Bu-bum-bu-bum … Nur Küsse für dich, jäh, jäh, jäh! Mit vierundzwanzigtausend Küssen … So heiß brennt die Lie-hie-hiebe …«
    Sie kannte sämtliche Schlager, schade nur, dass sie nicht singen konnte.
    Lied um Lied ging es so, bis sie Migliarino erreichten. Dort fuhren sie auf die Straße am Meer, und eine halbe Stunde später waren sie in Marina di Massa, der kleinen Stadt, in der Casini mit seinen Eltern immer die Sommerferien verbracht hatte. Für ihn war sie wie eine zweite Heimat, er hatte lange Zeit mindestens vier Monate im Jahr dort gelebt. Ab und zu war er als erwachsener Mann dorthin zurückgekehrt, um alte Freunde zu treffen, und einmal sogar von Berufs wegen. Er warf einen Blick auf die Piazza Betti und fuhr dann auf der Strandpromenade entlang, bis sie nicht mehr geteert war. Rechts lag ein Restaurant mit großen Glasscheiben und einer grünen Leuchtreklame: Da Riccà. Casini fuhr auf den unbefestigten Parkplatz und stellte den Wagen dort zwischen den anderen Autos ab.
    »Hast du Hunger?«
    »Einen Mordshunger«, sagte Rosa.
    »Magst du Fisch?«
    »Ich liebe Fisch …«
    Sie verließen den Käfer, und Casini ging ihr voraus ins Restaurant. Ein großer Raum, in dessen Ecken Fischernetze hingen, die mit Krebsen und Muscheln verziert waren. Fast alle Tische waren besetzt. Als Casini an der Küchentür erschien, hörte man einen lauten Gruß. Ein Riese mit blauen Augen stürzte auf ihn zu und umarmte ihn mit fetttriefenden Händen.
    »Ciao, Nessuno« begrüßte Casini ihn mit seinem Partisanennamen.
    »Alter Bulle, ab und zu erinnerst du dich mal an deine alten Freunde.«
    »Von jetzt an werde ich öfter kommen.«
    »Ta miso su una bela pancia, bel me caro«, meinte der Mann und klopfte anzüglich auf Casinis üppige Leibesmitte. Dabei sah er die hübsche Blondine neben Casini an.
    »Das ist Rosa, und er heißt Riccà«, stellte Casini sie vor. Riccà schüttelte kräftig ihre Hand und hielt sie fest.
    »Che ale staghe attenta quel tarpon …«
    »Wie bitte?«, fragte sie.
    »Der ist

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