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Dunkle Wolken über den Schären: Mittsommerträume (German Edition)

Dunkle Wolken über den Schären: Mittsommerträume (German Edition)

Titel: Dunkle Wolken über den Schären: Mittsommerträume (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pia Engström
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nie einen Grund dazu.”
    “Merkst du nicht inzwischen selbst, dass du dich da in etwas hineingesteigert hast? Ich habe mich mit Sonja getroffen, um ihr zu helfen. Wir haben im Wagen gesessen und geredet, mehr ist nicht passiert.” Er schaute seinen Bruder eindringlich an. “Das musst du mir glauben!”
    Skeptisch kniff Gunnar die Augen zusammen. Er wirkte immer noch wütend, dabei aber weitaus weniger selbstsicher als zuvor. “Dann hast du nicht mit Sonja … Ihr habt nicht …?”
    “Nein, wir haben nicht miteinander geschlafen.”
    “Und was sollte dann diese ganze Heimlichtuerei? Warum hast du mir im Krankenhaus nicht gleich die Wahrheit gesagt? Und später! Auf meine Frage, warum Sonja überhaupt bei dir im Wagen saß, bist du mir immer ausgewichen. Warum also, wenn zwischen euch nichts lief?”
    “Sonja war tot, warum sollte ich dir noch mehr Kummer bereiten? Wem hätte es geholfen, wenn du gewusst hättest, wie unglücklich sie war?”
    Gunnar maß ihn mit einem forschenden Blick. “Und wieso du bist ein paar Wochen nach der Beerdigung einfach abgehauen?”
    “Kannst du dir das nicht denken?” Magnus lachte bitter auf. “Du hast mir vorgeworfen, ein Verhältnis mit deiner Frau gehabt zu haben. Ich habe versucht, dich von diesem absurden Gedanken abzubringen, aber du wolltest mich ja nicht einmal anhören. Mag sein, dass es feige von mir war, zu verschwinden, aber damals wusste ich nicht weiter. Ich dachte, es wäre für uns alle das Beste, wenn ich gehe.”
    Einen Moment lang schaute Gunnar seinen Bruder einfach nur fassungslos an, dann ließ er sich schwer auf das abgedeckte Sofa fallen. “Ich glaube, ich brauche jetzt erst einmal einen Drink.”
    “Ob noch etwas von
pappas
Wodka in der Bar zu finden ist?”
    Zum ersten Mal seit Magnus’ Eintreffen lächelte Gunnar. “Wenn die Handwerker ihn nicht vor uns entdeckt haben, halte ich das durchaus für möglich.”
    Tatsächlich fand Magnus das versteckte Barfach im Sekretär seines Vaters noch gut gefüllt vor. Er nahm drei Gläser heraus, stellte sie auf die Tischplatte und schenkte ein. Dann ging er zur Tür und rief nach Lars.
    “Ihr seid euch also nicht gegenseitig an die Kehle gegangen”, stellte dieser erleichtert fest, als er den Salon betrat. “Ich werte das als gutes Zeichen.”
    “Ich denke, wir haben das Kriegsbeil begraben”, entgegnete Magnus. “Oder bist du anderer Ansicht, kleiner Bruder?”
    Gunnar schüttelte den Kopf. “Aber Vorsicht, wenn du mich noch einmal so nennst, könnte ich es mir vielleicht doch noch einmal anders überlegen.”
    “Darauf müssen wir anstoßen.” Magnus verteilte die Gläser und erhob dann feierlich sein eigenes. “Auf die unzertrennlichen Persson-Brüder.
Skål
!”
    “Brauchst du noch etwas? Ich weiß, es ist nicht gerade das Hilton und auch ziemlich eng, aber für eine Weile wird es bestimmt reichen.”
    Jenny nickte. “Danke, Erik. Ich weiß es wirklich zu schätzen, dass du mir dein Gästezimmer überlässt.”
    “Ach was, wir Mälarssons müssen doch schließlich zusammenhalten! Aber ich hoffe, dich bald einmal wieder lachen zu sehen, Cousinchen.”
    Jenny zwang sich zu einem Lächeln, das allerdings nur genau so lange anhielt, bis ihr Cousin das Zimmer verlassen hatte.
    Am Abend war sie auf dem Flughafen Gatwick gelandet. Von der Ankunftshalle aus hatte sie Erik angerufen und ihn sozusagen vor vollendete Tatsachen gestellt. Zum Glück war ihr Cousin flexibel und hatte kein Problem damit, seine schwedische Verwandtschaft für eine Weile bei sich aufzunehmen. Aber eben auch nur für eine Weile. Sollte sie tatsächlich beschließen, auf Dauer in London zu bleiben, würde sie sich früher oder später etwas Eigenes suchen müssen.
    Aber hatte sie das wirklich vor? Sie wusste es nicht. Schon jetzt vermisste sie Lillebom, die Fiskfabrik, Anni-Frid und die Kids ganz schrecklich.
    Vor allem aber vermisste sie Magnus.
    Hör auf damit! Du musst versuchen, ihn zu vergessen. Je früher du lernst, damit umzugehen, dass er niemals ein Teil deines Lebens sein wird, desto eher kannst du wieder nach Hause zurückkehren.
    Nach Hause. Erst jetzt, wo sie in Eriks winzigem Gästezimmer saß, das kaum größer als eine Gefängniszelle war, wusste sie die Bedeutung dieses Wortes wirklich einzuschätzen.
    Sie trat an das kleine Fenster auf der Stirnseite des Raumes, öffnete es und schaute hinaus auf die Straße. Autos schoben sich, Stoßstange an Stoßstange, über den regennassen Asphalt. Die Luft war

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