Dunkles Geheimnis
anderen sagten nichts. Nicht einmal die beiden, die keuchend zu ihnen angerannt gekommen waren, um der grausamen Hinrichtung vom besten Platz aus zuzusehen.
„Du kannst damit rechnen, dass deine ganze Familie dran glauben muss, falls du Probleme machst.“
Ted sackte zu Boden. Die Tränen ließen sich nicht mehr zurückhalten. Er weinte vor Erleichterung, weil nicht er es war, der in dem brennenden Auto lag.
Sie würden ihn leben lassen. Wenigstens vorläufig.
Ohne weiteren Kommentar banden sie ihm wieder die Augen zu und stießen ihn ins Auto.
Ted sank auf den Rücksitz, voller Dankbarkeit, dass er eine neue Chance bekommen hatte, was auch immer das bedeuten mochte. Er leckte die salzigen Tränen von seinen aufgesprungenen Lippen und versuchte, sein Schluchzen zu unterdrücken.
Er war bereit, alles zu tun, einfach alles.
Hauptsache, Tea musste nicht leiden.
Und er selbst durfte am Leben bleiben.
MONTAG
„Los, rücken Sie raus damit, Herr Lund! Wer darf mitmachen?“
Die Mannschaften standen in der Sporthalle, verschwitzt und außer Atem nach dem Training.
Ich hatte mich voll ins Zeug gelegt, aber das hatten die anderen auch. Vierundzwanzig von uns wollten in der Hallenhockeymannschaft der Neunten mitspielen. Bald würde das Training für das Schulturnier losgehen, und für alle vierundzwanzig war kein Platz.
„Wir wollen es wissen! Sagen Sie schon! Worauf warten Sie noch?“
Lund lachte über unsere Ungeduld und zog übertrieben langsam eine Liste aus der Tasche.
„Ihr habt einen Monat Zeit gehabt, um zu zeigen, was ihr könnt, und ich habe die Mannschaft ausschließlich nach euren Leistungen zusammengestellt. Dieses Jahr wird besonders viel vom Team gefordert, weil wir schon jetzt im Herbst am Lektro-Cup teilnehmen werden, Mitte Dezember ist dann das Endspiel. Danach fangen im Januar die Schulmeisterschaften an.“
Ein paar der Jungs raunten beeindruckt. Manche von ihnen wussten offensichtlich mehr über den Cup als ich. Aber Lund klärte uns auch sofort auf.
„Dies ist das dritte Jahr, dass fünf große Elektronikunternehmen diesen Cup sponsern, der allen Neuntklässlern im Großraum Stockholm offensteht …“
„Die Siegermannschaft kriegt geile Geräte als Preis!“, flüsterte Tobias so laut, dass alle es hörten.
„Und darf im Ausland spielen“, ergänzte Oskar.
„Ist das wahr, Herr Lund?“, fragte Ranjan.
Lund verzog unzufrieden den Mund, als er die Gier nach den Preisen bemerkte.
„Ja, aber das ist doch nicht das Wichtigste! Wir spielen wie immer um die Ehre …“
„Ja, ja, ja“, unterbrach Tobias ihn ungeduldig. „Weiter!“
Lund seufzte und holte Luft.
„Fünf Spieler aus jeder Klasse. Ich lese die Namen einfach so vor, ohne sie nach Klassen geordnet zu haben.“
„Aber letztes Jahr hat die Mannschaft zweiundzwanzig Mann gehabt“, unterbrach Tobias ihn schon wieder.
„Die Cupregeln erlauben höchstens fünfzehn Teilnehmer“, sagte Lund.
„Aber …“
„Halt die Klappe, Tobias!“, fuhr Alexander ihn an. „Lass Herrn Lund vorlesen!“
Tobias starrte ihn sauer an, verstummte jedoch.
„Seid ihr bereit?“, fragte Lund.
„Ja!“, riefen alle im Chor.
„Hier also die Liste …“
Ich biss die Zähne zusammen und schloss die Augen, während ich die Fäuste ballte und die Daumen drückte.
„Filip, Oliver, Alexander, Ibrahim, Adam, Felix, Johannes, Svea …“
„Yes!“
Im Verlauf des Spiels hatte ich zwei der insgesamt drei Tore geschossen. Genau wie im vorigen Trainingsspiel. Darum war es kein bisschen überraschend, dass ich auf der Liste stand. Aber ich hatte trotzdem beschlossen, mich nicht im Voraus zu freuen.
Jetzt war es jedoch eindeutig!
„Megacool, Svea!“
Alexander hob mich hoch und wirbelte mich ein paarmal im Kreis herum, bevor er mich auf dem Boden abstellte. Dass er selbst dabei war, war sonnenklar. Er ist der beste Spieler der Mannschaft, schnell und stark, auch wenn er ausgerechnet heute kein Tor gemacht hatte.
Bjarne Lund las weiter: „Ranjan, Mohammed, Gabriel …“
Erst als Ranjans Platz gesichert war, klopfte er mir so fest auf den Rücken, dass mir fast die Luft wegblieb.
„Fette Sache, Svea!“
„Bester Torschütze des Spiels!“, sagte Mohammed und klatschte mir ein brennend hartes High five in die Hand.
„Au!“, murmelte ich. „Du sollst die gegnerische Mannschaft fertigmachen, nicht deine Mitspieler.“
Je weiter nach unten auf der Liste Bjarne kam, desto nervöser wurden die Blicke, die die Jungs einander
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