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Durch Zeit und Raum

Durch Zeit und Raum

Titel: Durch Zeit und Raum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeleine L'Engle
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Liedes, im Sang geborgen,
    der Weg wird uns lang, doch blaut ein Morgen.
    Die Nacht zerbricht. Es kommt das Licht.
    Matthew bäumte sich auf. Ein Hustenanfall riß ihn zurück aus Vespugia, fort von Bran und Zillah. »Gwen —!« keuchte er. »Rich —! Verzeiht mir. Ich kann nicht länger warten…«
    Der Husten rüttelte ihn durch, ließ ihn röcheln und stöhnen; und der Krampf löste sich nicht, sondern führte hinüber in den allumfassenden Schmerz.
    Der Rücken: eine berstende Qual. Das Zimmer verdunkelte sich, und der süßfaulige Duft welkender Blumen verklebte ihm die Kehle. Die knisternden Flammen waren ohne Licht und Wärme…
    »Matthew!« Meg riß die Augen auf und rief laut seinen Namen. Das Kätzchen erschrak und sprang von der Bettdecke. Ananda bewegte sich nicht.
    Was ist geschehen? Was ist Matthew widerfahren? Und Charles Wallace? Ist Charles Wallace außer Gefahr?
    Seltsam, dachte sie, außer mit Harcel konnte ich mit keinem kythen wie mit Matthew. Vielleicht kam das davon, daß auch er und Bran schon immer miteinander gekythet hatten.
    Sie wollte sich zu Charles Wallace vortasten, stieß aber ins Leere. Auch Gaudior war nicht zu erahnen. Bisher hatte Meg doch noch jedesmal das Einhorn und Charles Wallace sehen können, wenn der sich aus einem fremden Sein löste!
    »Ich gehe nach unten!« sagte sie entschlossen und schlüpfte in die Pantoffeln.
    Ananda trottete hinter ihr her. Meg trat auf die siebente Stufe, und die ächzte so laut, daß die Hündin erschrocken aufjaulte. Das Kätzchen hingegen folgte auf leisen Pfoten. Da ließ die Stufe nur ein heimliches Seufzen hören.
    In der Küche brannte das Feuer im Herd; der Teekessel summte. Hier war es warm und gemütlich; und sah man davon ab, daß Frau O’Keefe im Schaukelstuhl saß, war nichts anders als sonst.
    Das Kätzchen stakste quer durch den Raum, sprang der Alten auf den Schoß, begann behaglich zu schnurren und spreizte die scharfen kleinen Krallen.
    »Ist Charles Wallace noch nicht zurückgekommen?« wollte Meg wissen.
    »Nein. Alles in Ordnung mit dir?« fragte die Mutter.
    »Aber ja.«
    »Du siehst blaß aus.«
    »Gegen eine Tasse mit heißer Suppe hätte ich jetzt allerdings wirklich nichts einzuwenden. Gilt euer Angebot noch, Dennys? Sandy?«
    »Na klar, Schwesterherz«, sagte Sandy. »Ich brühe sie dir auf. Was soll es denn sein, Huhn oder Rindvieh?«
    »Tu von beidem was ins Wasser, bitte. Und gib einen Schuß Zitronensaft dazu.«
    Sie betrachtete ihre Brüder, als müsse sie ihr Verhältnis zu ihnen neu ergründen.
    Fühlte sie sich nur deshalb mehr zu Charles hingezogen, weil die Zwillinge ohnedies einander hatten?
    Ein Seitenblick zum Telefon; dann wandte sie sich ihrer Schwiegermutter zu. »Mom – Beezie, kannst du dich noch an Zillah erinnern?«
    Frau O’Keefe starrte Meg an, nickte, schüttelte den Kopf, schloß die Augen.
    »Mom, Zillah ist doch nach Vespugia gegangen? So war es doch, oder?« Meg mußte endlich Gewißheit haben.
    Frau O’Keefe umschlang die Schultern mit den Armen, schaukelte vor und zurück und sagte: »Hab’s vergessen, hab’s vergessen.«
    Frau Murry war irritiert. »Was soll das alles bedeuten, Meg?«
    »Davon, davon ganz allein, hängt ab, von wem Branzillos Eltern und Großeltern stammen.«
    Sandy reichte Meg die Tasse mit der dampfenden Suppe. »Meg, was einmal war, ist vorbei und dahin. Was nützt es uns schon, wenn wir wissen, woher Branzillo kommt? Es macht ja doch keinen Unterschied.«
    »Es gab einmal eine Zeit, da war noch nichts Schlimmes geschehen«, versuchte Meg zu erklären, obwohl sie wußte, wie unverständlich das für die anderen klingen mußte. »Das Soll-Sein , das ist es, was Charles Wallace ändern und zum Guten wenden mußte; und ich glaube, es ist ihm gelungen. Das war der Auftrag, den Mom O’Keefe ihm erteilte, als sie ihm die Rune gab.«
    »Sei still!« Frau O’Keefe stemmte sich plötzlich aus dem Schaukelstuhl hoch. »Bring mich zu Chuck! Rasch. Bevor es zu spät ist.«

Wider die Mächte der Finsternis
    S ie rannten. Sie schlitterten über den gefrorenen Boden, der knirschend unter ihren Schritten stöhnte. Meg und die Zwillinge und Frau O’Keefe. Sie rannten zur Steinmauer.
    Meg nahm Frau O’Keefe bei der Hand, half ihr über das Hindernis und ließ ihre Schwiegermutter auch dann nicht los, sondern zog sie bis zum Sterngucker-Felsen hinter sich her. Dort lag Charles Wallace, mit geschlossenen Augen, weiß wie der Tod.
    »Beezie!« rief Meg. »Die Rune!

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