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Durch Zeit und Raum

Durch Zeit und Raum

Titel: Durch Zeit und Raum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeleine L'Engle
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Rasch!«
    Frau O’Keefe schnaufte schwer und preßte die Hand an den Leib. »Mit… mit…«, krächzte sie. »Großmutter…«
    Dennys kniete auf dem Boden, beugte sich über Charles Wallace und fühlte nach seinem Puls.
    »Ruf ich mit Chuck…«, begann Frau O’Keefe erneut, atemlos und verwirrt; aber schon fiel Meg mit lauter, klarer Stimme ein, und gemeinsam sprachen sie:
    *
    » In der Stunde, die alles entscheiden kann,
    ruf ich mit Chuck die Himmel an.
    Ich rufe die Sonne in gleißendem Brand,
    ich rufe den sanftweißen Schnee überm Land.
    Ich rufe das Feuer in lodernder Helle,
    ich rufe den Blitz in zorniger Schnelle.
    Ich rufe die Winde auf all ihren Wegen,
    und der Meere tiefe Gründe,
    und der Felsen steile Schrunde,
    und der Erde Stärke und Segen.
    Ist mir nur Gottes Hilfe gewiß,
    so ruf ich euch alle und stell mich entgegen
    wider die Mächte der Finsternis. «
    Langsam kam das Licht zurück.
    Da war Schmerz gewesen. Und Dunkelheit. Und nun, auf einmal, war der Schmerz vergangen; Licht lag auf den Augen.
    Charles Wallace öffnete sie – und blickte in die klare, sternhelle Nacht.
    Er lag auf dem Sterngucker-Felsen; vor ihm stand Gaudior, mit gesenktem Haupt, sehr besorgt, und kitzelte ihn mit seinem lockigen silbernen Ziegenbart auf den Wangen.
    »Was ist geschehen, Gaudior?«
    »Wir haben dich gerade noch herausbekommen.«
    »Und Matthew?«
    »Ist tot. Gestorben. Ganz überraschend. So bald hatten wir nicht damit gerechnet. Die Echthroi…«
    »Dann waren wir also doch im Jahr 1865 !« Charles Wallace schaute zu den Sternen.
    »Steh auf!« befahl Gaudior barsch. »Wie du so daliegst, das gefällt mir nicht. Ich dachte schon, du machst die Augen überhaupt nicht mehr auf.«
    Charles Wallace rappelte sich hoch und streckte vorsichtig die Glieder, erst das eine Bein, dann das andere. »Ein seltsames Gefühl, auf einmal wieder seine Beine gebrauchen zu können! Und ein wunderbares Gefühl.«
    Gaudior kniete sich neben ihn. »Steig auf!«
    Charles Wallace gehorchte. Noch ein wenig unsicher kletterte er auf den breiten Rücken.
    Er ritt einen Gaudior, der plötzlich auf Fliegengröße geschrumpft war; ritt zwischen Glühwürmchen; schloß sich ihrem blinkenden Glitzertanz an. Sie setzten über den Sterngucker-Felsen hinweg, überflogen das Tal, sangen, sangen – und Charles Wallace sang mit; und er war wieder ganz er selbst und war zugleich alles, was er gelernt und erfahren hatte; in ihm waren auch Brandon und Chuck und deren Gesang; und deren Gesang war: Freude.
    Und er ritt einen Gaudior, der plötzlich auf die Größe eines Sonnensystems gewachsen war; ritt durch die Galaxien; und er war wieder ganz er selbst und war zugleich ganz Madoc und Matthew; und er flog durch Sternschauer, verzaubert von der Himmelsmusik, von den Uralten Harmonien
    war Harmonie
    war Freude
    Der Felsen hallte wider vom silbernen Wiehern des Einhorns. Wie eine Welle schwappte es über Meg und die Zwillinge, Frau O’Keefe und Charles hinweg. Und die Nacht wurde hell vom Strahlenglanz des Horns, dessen Spitze sich ihnen zuwandte, einem nach dem anderen, und sie mit dem Vergessen blendete.
    Meg meinte noch, Charles Wallace rufen zu hören: »Lebwohl, Gaudior! Ach, Gaudior! Lebe wohl!«
    Wer war Gaudior?
    Das hatte sie einmal gewußt.
    Und wieder hörte sie das silberne Wiehern: den Abschiedsgruß.
    »He!« rief Sandy. »Habt ihr den Blitz gesehen?«
    Dennys war völlig verwirrt. »Ein Gewitter? Bei dieser Kälte? Und mitten in einer so sternklaren Nacht?«
    »Woher sonst soll das Leuchten denn gekommen sein?«
    »Da bin ich überfragt. Heute abend bin ich ständig überfragt. Charles, was war mit dir los? Erst spüre ich nicht den geringsten Puls, und jetzt zuckt und hämmert er frischfröhlich drauflos.«
    Langsam nahmen die blassen Wangen wieder Farbe an. »Ihr seid gerade noch zurechtgekommen«, flüsterte Charles Wallace. Er wandte den Kopf Frau O’Keefe zu, die noch immer atemlos keuchte und sich die schmerzende Seite hielt. »Beezie. Ich danke dir.« Seine Stimme war unsagbar traurig.
    »Beezie? So hat auch Meg sie vorhin genannt«, brummte Sandy. »Was soll das alles bedeuten?«
    »Mom O’Keefe hat mir einen Auftrag erteilt…«
    »… und wir haben dir gleich gesagt, daß es idiotisch von dir wäre, wolltest du diesen Branzillo auf eigene Faust von seinem Vorhaben abbringen«, fiel Dennys ihm ins Wort. »Was war denn nun wirklich mit dir los? Bist du eingeschlafen? Du hättest dir Frostbeulen holen können.« Das klang

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