Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Echo Einer Winternacht

Titel: Echo Einer Winternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
Vom Netzwerk:
zunächst etwas unsicher gewesen, habe dann aber beschlossen, Anklage zu erheben. Als Lawson das hörte, sei er einfach zusammengebrochen. Sie sagte, es sei gewesen, als könne er die Last nicht mehr tragen. Offenbar ist das gar nicht so selten.
    Karen sagte mir, wenn man Mörder in die Enge treibe, hätten sie oft das Bedürfnis, jede schlechte Tat zu bekennen, die sie je begangen haben.«
    »Und warum hat er es getan?«
    Alex seufzte. »Er war ein paar Wochen mit ihr ausgegangen.
    Und sie wollte nicht mit ihm schlafen. Er sagte, sie ließ ihn immer nur bis zu einem bestimmten Punkt gehen und nicht weiter. Sie hätte ihn so gereizt, dass er die Kontrolle verlor und sie dann vergewaltigte. Daraufhin habe sie gesagt, sie würde ihn sofort anzeigen. Das konnte er nicht verkraften, nahm sein Filetmesser und erstach sie. Es schneite schon, und er dachte, niemand würde auf den Straßen sein, also ließ er sie auf dem Hallow Hill liegen. Es sollte wie ein Ritualmord aussehen. Er sagt, er sei entsetzt gewesen, als er sich darüber klar wurde, dass wir verdächtigt wurden. Natürlich wollte er selbst nicht überführt werden, aber er behauptete, er hätte auch nicht gewollt, dass das Verbrechen jemand anderem angehängt wurde.«
    »Das wäre ja eine sehr hehre Gesinnung«, sagte Weird zynisch.
    »Ich glaube, es ist wirklich so. Mit einer kleinen Lüge hätte er uns doch ins Unglück stürzen können. Als Maclennan von dem Landrover erfahren hatte, hätte Lawson doch nur zu sagen brauchen, es sei ihm jetzt wieder eingefallen, dass er ihn vorher gesehen hatte. Entweder auf dem Weg den Hallow Hill hinauf oder vor dem Lammas, bevor dort geschlossen wurde.«
    »Der Herr allein kennt die Wahrheit, aber von mir aus, wir können es ja zu seinen Gunsten annehmen. Weißt du, er muss doch nach so langer Zeit absolut sicher gewesen sein, dass er aus dem Schneider war. Nie gab es auch nur den leisesten Verdacht gegen ihn.«
    »Ja. Es hat nur uns getroffen. Lawson hat fünfundzwanzig Jahre ein anscheinend untadeliges Leben geführt. Und dann kündigt der Chief Constable an, dass man die ungelösten Fälle aufrollen werde. Karen hat berichtet, dass Lawson die Beweisstücke verschwinden ließ, nachdem zum ersten Mal vor Gericht eine DNA-Analyse als Beweis anerkannt wurde. Die Sachen waren damals noch in St. Andrews, er hatte also ohne Schwierigkeiten Zugriff darauf. Die Strickjacke war wirklich irgendwie verloren gegangen, als die Beweisstücke von einem Lager zum anderen gebracht wurden, aber der Rest der Kleider, die Sachen mit den Blut-und Spermaspuren, die hat er selbst beseitigt.«
    Weird runzelte die Stirn. »Wie war denn damals die Strickjacke an eine ganz andere Stelle als die Leiche gekommen?«
    »Als Lawson zu seinem Streifenwagen zurückging, fand er die Jacke im Schnee. Er hatte sie fallen lassen, als er Rosie den Hügel hochtrug. Er stopfte sie einfach in die nächste Hecke; dass sie ausgerechnet in seinem Polizeiauto lag, wollte er nun wirklich nicht. Da am Ende alle wichtigen Beweisstücke verschwunden waren, muss er wohl gedacht haben, er würde auch die Wiederaufnahme des Falles gut überstehen.«
    »Und dann taucht plötzlich Graham aus dem Nichts auf. Der einzige Faktor, den er nie hatte berücksichtigen können, weil ihn das starke Bedürfnis der Familie nach Ehrbarkeit daran gehindert hatte. Hier war jetzt jemand, der wirklich Anteil an Rosies Tod nahm und seine Fragen beantwortet haben wollte.
    Aber ich verstehe immer noch nicht, warum Lawson anfing, uns einen nach dem anderen umzulegen«, sagte Weird.
    »Nach dem, was Karen sagte, hat Macfadyen ihn ständig bedrängt. Er verlangte, dass er die Zeugen von neuem verhören solle. Besonders uns. Er war von unserer Schuld überzeugt. Auf seinem Computer fand sich ein Bericht über seine Gespräche mit Lawson. Einmal erwähnte er, es hätte ihn überrascht, dass Lawson nichts Verdächtiges gesehen hatte, während er im Streifenwagen saß. Als er Lawson dazu befragte, sei der sehr gereizt gewesen, und Macfadyen glaubte, er habe vielleicht so geklungen, als wolle er ihn kritisieren. Aber was wirklich dahintersteckte, war natürlich: Lawson wollte nicht, dass irgendjemand sich darauf konzentrierte, was er in dieser Nacht gemacht hatte. Alle hatten seine Anwesenheit vor Ort als selbstverständlich angesehen, aber wenn man uns aus der Gleichung herausnahm, war Lawson der einzige Mensch, von dem wir sicher wissen, dass er in jener Nacht in der Nähe war.
    Wäre er kein Polizist,

Weitere Kostenlose Bücher