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Effi Briest

Effi Briest

Titel: Effi Briest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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weiße Damastdecke zurecht und legte ihre Hand darauf, die Innstetten nahm und küßte.
    »Wie bist du nur eigentlich ohne mich fertig geworden?«
    »Schlecht genug, Effi.«
    »Das sagst du so hin und machst ein betrübtes Gesicht, und ist doch eigentlich alles nicht wahr.«
    »Aber Effi. ..«
    »Was ich dir beweisen will. Denn wenn du ein bißchen Sehnsucht nach deinem Kinde gehabt hättest – von mir selber will ich nicht sprechen, was ist man am Ende solchem hohen Herrn, der so lange Jahre Junggeselle war und es nicht eilig hatte...«
    »Nun?«
    »Ja, Geert, wenn du nur ein bißchen Sehnsucht gehabt hättest, so hättest du mich nicht sechs Wochen mutterwindallein in Hohen-Cremmen sitzen lassen wie eine Witwe, und nichts da als Niemeyer und Jahnke und mal die Schwantikower. Und von den Rathenowern ist niemand gekommen, als ob sie sich vor mir gefürchtet hätten oder als ob ich zu alt geworden sei.«
    »Ach, Effi, wie du nur sprichst. Weißt du, daß du eine kleine Kokette bist?«
    »Gott sei Dank, daß du das sagst. Das ist für euch das Beste, was man sein kann. Und du bist nichts anderes als die anderen, wenn du auch so feierlich und ehrsam tust. Ich weiß es recht gut, Geert... Eigentlich bist du...«
    »Nun, was?«
    »Nun, ich will es lieber nicht sagen. Aber ich kenne dich recht gut; du bist eigentlich, wie der Schwantikower Onkel mal sagte, ein Zärtlichkeitsmensch und unterm Liebesstern geboren, und Onkel Belling hatte ganz recht, als er das sagte. Du willst es bloß nicht zeigen und denkst, es schickt sich nicht und verdirbt einem die Karriere. Hab ich's getroffen?«
    Innstetten lachte. »Ein bißchen getroffen hast du's. Weißt du was, Effi, du kommst mir ganz anders vor. Bis Anniechen da war, warst du ein Kind. Aber mit einemmal...«
    »Nun?«
    »Mit einemmal bist du wie vertauscht. Aber es steht dir, du gefällst mir sehr, Effi. Weißt du was?«
    »Nun?«
    »Du hast was Verführerisches.«
    »Ach, mein einziger Geert, das ist ja herrlich, was du da sagst; nun wird mir erst recht wohl ums Herz... Gib mir noch eine halbe Tasse... Weißt du denn, daß ich mir das immer gewünscht habe. Wir müssen verführerisch sein, sonst sind wir gar nichts...«
    »Hast du das aus dir?«
    »Ich könnt es wohl auch aus mir haben. Aber ich hab es von Niemeyer...«
    »Von Niemeyer! O du himmlischer Vater, ist
das
ein Pastor. Nein, solche gibt es hier nicht. Aber wie kam denn
der
dazu? Das ist ja, als ob es irgendein Don Juan oder Herzensbrecher gesprochen hätte.«
    »Ja, wer weiß«, lachte Effi. »...Aber kommt da nicht Crampas? Und vom Strand her. Er wird doch nicht gebadet haben? Am 27. September...«
    »Er macht öfter solche Sachen. Reine Renommisterei.«
    Derweilen war Crampas bis in nächste Nähe gekommen und grüßte.
    »Guten Morgen«, rief Innstetten ihm zu. »Nur näher, nur näher.«
    Crampas trat heran. Er war in Zivil und küßte der in ihrem Schaukelstuhl sich weiter wiegenden Effi die Hand.
    »Entschuldigen Sie mich, Major, daß ich so schlecht die Honneurs des Hauses mache; aber die Veranda ist kein Haus, und zehn Uhr früh ist eigentlich gar keine Zeit. Da wird man formlos oder, wenn Sie wollen, intim. Und nun setzen Sie sich und geben Sie Rechenschaft von Ihrem Tun. Denn an Ihrem Haar, ich wünschte Ihnen, daß es mehr wäre, sieht man deutlich, daß Sie gebadet haben.«
    Er nickte.
    »Unverantwortlich«, sagte Innstetten, halb ernst-, halb scherzhaft. »Da haben Sie nun selber vor vier Wochen die Geschichte mit dem Bankier Heinersdorf erlebt, der auch dachte, das Meer und der grandiose Wellenschlag würden ihn um seiner Million willen respektieren. Aber die Götter sind eifersüchtig untereinander, und Neptun stellte sich ohne weiteres gegen Pluto oder doch wenigstens gegen Heinersdorf.«
    Crampas lachte. »Ja, eine Million Mark! Lieber Innstetten, wenn ich
die
hätte, da hätt ich es am Ende nicht gewagt; denn so schön das Wetter ist, das Wasser hatte nur neun Grad. Aber unsereins mit seiner Million Unterbilanz, gestatten Sie mir diese kleine Renommage, unsereins kann sich so was ohne Furcht vor der Götter Eifersucht erlauben. Und dann muß einen das Sprichwort trösten: ›Wer für den Strick geboren ist, kann im Wasser nicht umkommen.‹«
    »Aber, Major, Sie werden sich doch nicht etwas so Urprosaisches, ich möchte beinah sagen, an den Hals reden wollen. Allerdings glauben manche, daß... ich meine
das
, wovon Sie eben gesprochen haben..., daß ihn jeder mehr oder weniger verdiene. Trotzdem,

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