Ehemann für eine Nacht?
gewöhnt.
Schließlich räusperte Colin sich. „Um welches Gerücht handelt es sich genau?“
„Als ob du das nicht wüsstest!“
Da er schwieg, seufzte seine Mutter resigniert.
„Ich habe das schrecklichste Gerede gehört, dass du die Hochzeit der kleinen Wentworth gestört hast. Schlimmer noch, du hast anscheinend erklärt, mit ihr verheiratet zu sein.“ Sie hielt die Hand hoch. „Natürlich bin ich der alten Klatschbase sofort ins Wort gefallen. Ich habe ihr gesagt, dass du niemals auf einer Hochzeit der Wentworths erscheinen würdest. Daher kannst du auch gar nicht behauptet haben …“
„Wer hat dir denn dieses Märchen erzählt?“
Seine Mutter machte eine wegwerfende Handbewegung. „Eine Leserin von Mrs Jane Hollings, die eine Kolumne für irgendeine Zeitung schreibt.“
„Den New York Intelligencer .“
„Ja, ich glaube, so heißt das Blatt. Sie arbeitet für den Earl of Melton. Was hat Melton bloß bewogen, ein solches Schmutzblatt zu kaufen?“
„Ich glaube, dieses Klatschblatt wirft einen beachtlichen Profit ab, besonders online.“
Seine Mutter schniefte. „Es ist der Niedergang der Aristokratie, wenn sogar ein Earl Geschäftsmann wird.“
Nach einem kurzen Moment des Schweigens fuhr sie fort: „Du kannst doch unmöglich uneingeladen auf der Hochzeit der Wentworths erschienen sein.“
„Natürlich nicht.“
Seine Mutter entspannte sich.
„Auf Belinda Wentworths eigentlicher Hochzeit vor zwei Jahren war ich allerdings dabei – als ihr Bräutigam.“
Seine Mutter erstarrte.
„Meine Position eines Marquess, dem jahrhundertelange Inzucht zugeschrieben wird“, fuhr Colin spöttisch fort, „hat mich gezwungen, eine Straftat zu verhindern, als das in meiner Macht stand, nämlich als ich von Belindas Absicht erfuhr, erneut zu heiraten.“
Seine Mutter sog scharf den Atem ein. „Willst du damit sagen, dass mir als Marchioness von Easterbridge eine Wentworth nachfolgt?“
„Genau das will ich damit sagen.“
Seine Mutter sah aus, als würde sie gleich in Ohnmacht fallen. Die Nachricht schien sie mit der Wucht eines Tornados zu treffen.
„Ich nehme nicht an, dass sie in dieser Kapelle in Las Vegas ihren Namen in Granville geändert hat?“
Colin schüttelte den Kopf.
Seine Mutter erschauderte. „Belinda Wentworth, Marchioness von Easterbridge? Mir wird schwindelig bei diesem Gedanken.“
„Keine Sorge. Ich glaube nicht, dass Belinda den Titel verwendet hat oder beabsichtigt, das zu tun.“
Falls Belinda den Titel jedoch annahm, dann wäre seine Mutter gezwungen, sich Dowager Marchioness von Easterbridge zu nennen, um Verwechslungen zu vermeiden. Das würde das Ganze vermutlich noch schlimmer machen.
Der Verzweiflung nah, schüttelte seine Mutter den Kopf. „Was, um alles in der Welt, hat dich überhaupt dazu gebracht, eine Wentworth zu heiraten?“
Colin hob die Schultern. „Ich könnte mir vorstellen, dass du die Antwort unter der Vielzahl von Gründen findest, aus denen andere Leute heiraten.“ Er war nicht gewillt, seiner Mutter allzu viel über sein Privatleben preiszugeben. Er würde den Teufel tun, über Leidenschaft zu reden. „Warum habt du und Vater geheiratet?“
Seine Mutter presste die Lippen aufeinander.
Er hatte gewusst, dass diese Frage seine Mutter zum Schweigen bringen würde. Zumindest einer der Gründe für die Heirat seiner Eltern war, dass sie den gleichen gesellschaftlichen Status hatten. Soweit ihm bekannt war, hatten sie keine schlechte Ehe geführt, bis sein Vater fünf Jahre zuvor einem Schlaganfall erlegen war, aber es war eine ordentliche und passende Heirat gewesen.
„Du wirst doch sicher nicht verheiratet bleiben wollen.“
„Keine Angst. Es würde mich nicht wundern, wenn Belinda gerade ihren Anwalt konsultiert, während wir uns hier unterhalten.“
Colin überlegte, was seine Mutter wohl sagen würde, wenn sie wüsste, dass Belinda ihre Ehe beenden wollte, er jedoch nicht.
Zumindest noch nicht – nicht bevor er sein Ziel erreicht hatte.
Eigentlich müsste er seinen Anwalt anrufen, um zu hören, wie die Verhandlungen bezüglich der entsprechenden Immobilie liefen.
Wenn der Vertrag zustande kam, bliebe Belinda nichts anderes übrig, als weiter mit ihm verheiratet zu bleiben – und sich den Tatsachen zu stellen, ohne wegzulaufen oder auszuweichen.
2. KAPITEL
Belinda hatte in ihrem Leben alles richtig gemacht … bis zu jener Nacht in Las Vegas, als sie Colin Granville geheiratet hatte.
Mit mehr Schwung als nötig
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