Ehemann für eine Nacht?
Auktionshaus Lansing’s schon mit so manchem unbequemen Kunden fertiggeworden. Aber der Marquess hatte eine unvergleichliche Art, sie zu nerven.
„Was meinst du mit nicht rechtskräftig ? Ich weiß genau, dass ich die Annullierungspapiere unterschrieben habe.“ Plötzlich kam ihr ein Verdacht. „Es sei denn, du hast absichtlich missverstanden, was ich unterzeichnet habe.“
„Ganz so dramatisch ist es nicht. Eine Annullierung ist komplizierter, als einfach nur ein Dokument zu unterschreiben. In unserem Fall wurde der Antrag nicht korrekt zur Prüfung vor Gericht eingereicht – ein wichtiger letzter Schritt.“
„Und wessen Schuld war das?“
Colin schaute ihr in die Augen. „Die Angelegenheit wurde übersehen.“
„Natürlich“, stieß sie hervor. „Und du hast bis heute gewartet, um mir das zu sagen?“
Colin zuckte mit den Schultern. „Bis jetzt war es kein Thema.“
Seine Gelassenheit machte sie sprachlos. War das seine Rache, weil sie ihn im Stich gelassen hatte?
„Ich glaube das alles nicht.“ Todd war genauso perplex wie sie selbst.
Sie hatte damals beschlossen, die Annullierung der Ehe mit Colin ohne rechtlichen Beistand durchzuziehen, obwohl sie sich nur oberflächlich im Familienrecht auskannte. Niemand – nicht einmal ein Anwalt – hatte etwas von ihrer unglaublichen Fehlentscheidung wissen sollen.
Jetzt bereute sie den Entschluss, sich keinen Anwalt genommen zu haben. Denn sie hatte sich eindeutig einen weiteren Fehler geleistet. Sie hatte nicht nur versäumt, sich zu vergewissern, dass ihr Annullierungsantrag korrekt zum Abschluss gebracht wurde – weil sie die ganze bedauerliche Episode in Las Vegas so schnell wie möglich hatte vergessen wollen –, sie hatte auch darauf vertraut, dass Colin den Antrag bei Gericht einreichte.
Colin betrachtete sie eingehend. „Sehr hübsch. Ein Riesenunterschied zu dem roten Paillettenensemble, das du bei unserer Trauung anhattest.“
„Rot ist genau passend, wenn man den Teufel heiratet, meinst du nicht auch?“
„Du hast dich damals nicht so verhalten, als wäre ich der Teufel“, erwiderte er, und seine Stimme klang samtweich. „Vielmehr erinnere ich mich …“
„Ich war nicht ich selbst“, fuhr sie ihn an.
Ich hatte den Verstand verloren. War Unzurechnungsfähigkeit nicht praktisch überall ein guter Grund für die Annullierung einer Ehe?
„Verrückt? Versuchst du jetzt schon, ein wasserdichtes Alibi gegen Bigamie zu konstruieren?“
„Ich habe keine Bigamie begangen.“
„Nur weil ich rechtzeitig eingegriffen habe.“
Der Mann konnte einen wirklich auf die Palme bringen. „Rechtzeitig? Nach deiner Berechnung sind wir seit zwei Jahren verheiratet.“
Colin nickte zustimmend. „So ist es.“
Sie fasste es nicht, dass er so unverfroren war. Aber vermutlich fand Colin, dass er als ihr Ehemann eine Vorrangstellung gegenüber Todd habe. Und irgendwie schien es tatsächlich so zu sein. Selbst körperlich war Colin beeindruckender. Er war zwar genauso groß wie Todd, hatte aber eine athletischere Figur.
Es war schrecklich, dass Colin noch immer eine derart starke Wirkung auf sie ausübte. Daher wollte sie die Situation umgehend klären, soweit sie es vermochte.
„Seit wann weißt du, dass wir noch verheiratet sind?“
„Spielt das eine Rolle? Hauptsache, ich bin ich gerade noch rechtzeitig gekommen.“
Seine ausweichende Antwort kam ihr spanisch vor. Er hat eine Szene machen wollen.
Trotzdem ließ er sich nichts anmerken.
„Du wirst von meinem Anwalt hören.“
„Ich freue mich darauf.“
„Wir werden eine Annullierung bekommen.“
„Heute jedoch nicht. Nicht einmal der Staat Nevada arbeitet derart schnell.“
Da hatte er wohl recht. Ihre Hochzeit mit Todd war gründlich ruiniert.
Wütend sah sie ihn an. „Es gibt gute Gründe“, beharrte sie. „Ich muss eindeutig verrückt gewesen sein, als ich dich geheiratet habe.“
„Wir haben uns auf mangelnde Zurechnungsfähigkeit wegen eines Schwipses geeinigt, wie du dich erinnern wirst.“
„Ja, deines Schwipses!“ Seine anhaltende Gelassenheit ärgerte sie.
„In gegenseitigem Einvernehmen, aufgrund einer besseren Alternative.“
„Betrug sollte als Annullierungsgrund ausgereicht haben“, erwiderte sie steif. „In jener Nacht in Las Vegas hast du mir ein vollkommen falsches Bild deines Charakters gegeben, und nach dem heutigen Tag würde mir niemand widersprechen. Diese letzte Intrige der Granvilles ist reif für die Geschichtsbücher.“
Er
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