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Eifel-Krieg

Eifel-Krieg

Titel: Eifel-Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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da gelten ja nun als Neonazis, also, da weiß man ungefähr, auf was man da trifft. Aber was ist mit diesen jungen Menschen? Ich meine, die leben doch heute, die haben doch gar keine Ahnung von den schlimmen Sachen damals. Wieso machen die das mit?«
    »Weil man ihnen sagt: ›Die schlimmen Dinge damals gab es nicht. Das ist alles erstunken und erlogen. Ihr seid die neue Wahrheit. Ihr seid die Elite von heute, ihr schafft die neuen Menschen, eure Kinder sind die Helden von morgen.‹ Und dann werden sie gedrillt. Sie lernen, Menschen zu verprügeln, sie lernen auch, Menschen zu zerstören, zu töten. Sie fühlen sich als Kämpfer, und sie denken: Ich bin etwas ganz Besonderes, ich bin ein neuer Mensch. Sie denken auch, dass sie andere davon überzeugen müssen, etwas ganz Besonderes zu sein.«
    Er nickte, nahm die Kappe vom Kopf und kratzte sich. »In einem Nachbarort war so ein Parteibonze. Der hat so geredet. Der musste auch nicht an die Front, der wurde als unabkömmlich gestellt,
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wie man damals sagte. Der erzählte den Leuten: ›Ich bin die Heimatfront.‹ Nach dem Krieg hat er sich ganz schnell zu Tode gesoffen. Kein Mensch hat den noch mit dem Arsch angeguckt. Ja, ja.«
    Dann kletterten wir auf sein Dieselross, und er fügte an: »Meine Enkelin, die Tanja, erlaubt ihren beiden kleinen Kindern nicht mehr, auf den Spielplatz zu gehen. Sie sagt: ›Das ist mir nicht mehr sicher genug mit allen diesen komischen Leuten da im Wald.‹ Da habe ich gedacht: Sieh mal an, soweit ist es schon wieder!«
    Wir knatterten zu seinem Haus zurück. Ich bot ihm dieses Mal kein Geld an, ich wusste, es würde ihn verlegen machen. Er würde es nicht nehmen, weil es um meine Freundin ging.
    Ich fuhr über Ahütte, Kerpen und Walsdorf in einem weiten Bogen zurück, ich wollte nicht in die Kontrollen fahren und den Hubschrauberbesatzungen unnötige Verwirrungen zumuten.
    Ich sagte zu Tessa: Ich glaube nicht, dass du noch lange warten musst. Ich hätte dir gern den Häh geschickt, aber der darf nicht, der ist keiner mit dem offiziellen, staatlichen Blick. Hoffentlich haben sie dir nicht den Mund zugeklebt, damit du nicht schreist. Ich weiß, dass du das nicht ertragen kannst.
    Zu Hause sah ich nach, ob jemand mich angerufen hatte und ob etwas in der Post war. Dann rief ich Holger Patt an.
    »Hast du zehn Minuten Zeit, wenn ich nach Bongard komme? Ich brauche Einzelheiten über mögliche Waffen des Snipers, falls du überhaupt Einzelheiten hast.«
    »Ich habe ein paar, aber alles in allem ist es dürftig. Ich bin da, falls nicht irgendetwas Verrücktes passiert.«
    Ich nahm den direkten Weg nach Bongard, weil ich dachte, sie müssten schon durchgelaufen sein. Ich sah niemanden, nur dreimal kam ein Hubschrauber in niedriger Höhe über die Bäume gefegt.
    Sie hatten das Café geöffnet, um etwas zu essen und zu trinken zu haben. Ich nahm einen Becher Kaffee.
    Miriam Keil, die die Bedienung spielte, lächelte mich an. »Ich nehme an, Sie haben eine ernsthafte Hemmung«, sagte sie ohne jede Erklärung. »Frau Doktor Brokmann ist eine sehr erwachsene Frau, und das macht diese Kinder unsicher. Sie haben sich da auf etwas eingelassen, was sie nicht mehr in den Griff kriegen. Ein bisschen ist das so wie bei der Zahncreme, die man nicht mehr in die Tube kriegt.«
    »Sie sind aber keine Kinder mehr«, sagte ich. »Das sind sehr gefährliche Jugendliche.«
    »Das ist wohl richtig. Das gilt aber nur für einen ganz bestimmten Anteil in ihnen. Das Kind in ihnen ist immer noch sehr mächtig.«
    »Und was wird dann passieren?«, fragte ich.
    »Sie werden sie zurücklassen«, erklärte sie einfach.
    Ich war verblüfft. Sie schien restlos überzeugt von ihrer Theorie. »Wo lernt man so etwas?«, fragte ich.
    »In meinem Beruf«, sagte sie lächelnd.
    Plötzlich war ich nahe dran, sie anzubrüllen, die Wut kochte rasend schnell hoch, ich dachte: Mädchen, du weißt nicht, was du sagst, du redest Schrott! Aber sie lächelte mich immer noch an, und ich begriff: Sie glaubte das wirklich.
    Tessa, sagte ich, ich bin verdammt dünnhäutig und nervös. Also, zier dich nicht so und komm endlich aus deinen Büschen. Die Keil sagt: Sie haben dich zurückgelassen.
    Ich sah Holger Patt mit zwei Mitgliedern der Mordkommission an einem Tisch vor dem Restaurant des Hofes sitzen. Natürlich hielt er mit wilden Handbewegungen eine seiner großen Reden, und wahrscheinlich ging es um den nächsten Weltuntergang oder ähnlich Banales.
    In meinem äußersten rechten

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