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Eifel-Krieg

Eifel-Krieg

Titel: Eifel-Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Hause. Sie sind dazu in der Lage, sich überlaufen zu lassen. Das heißt, Sie werden diese Jugendlichen erst dann sehen, wenn Sie auf sie treten. Und noch etwas: Sie haben es mit Guerillatechniken zu tun. Es kann auch sein, dass diese jungen Leute in den Bäumen über Ihnen sind, oder in irgendwelchen Aushöhlungen unter Ihnen. Seien Sie ruhig und besonnen. Ich danke Ihnen schon jetzt für diesen Einsatz.«
    Es entstand eine nervöse Unruhe, die aber schnell vorbei war, als die Reihen der Frauen und Männer den Eulenhof nach hinten in den Wald verließen.
    Ich ging zu Kischkewitz, der auf einem Stuhl vor dem Restaurant saß und ein sehr erschöpftes, lebloses Gesicht hatte. Vor ihm auf dem Tisch standen zwei kleine, schwarze Boxen, aus denen unentwegt menschliche Stimmen zu hören waren. Es war seine Verbindung mit den Beamten, die den Wald durchkämmten.
    »Ich entschuldige mich für das Trampeltier von gestern«, sagte ich.
    »In Ordnung.« Er nickte. »Du warst bei Rodenstock. Ich habe mit ihm telefoniert. Ist passiert, ist vergessen.«
    »Du solltest von einer Pension
Aurora
in Dresden wissen. Das ist eine merkwürdige Spur. Die Kollegin Miriam Keil hat das entdeckt.«
    Ich berichtete ihm von meinen nächtlichen Gesprächen, von Voigt und Marburg, die im Auftrag des Hagen Weidemann zweimal nach Dresden gefahren waren.
    Sein Gesicht veränderte sich, auf die Wangen trat eine kräftige Röte. In die Augen schien Leben zu kommen. Seine Hände auf dem Tisch bewegten sich, als wäre er eine Puppe, der jemand Leben einflößt. Er reagierte mit keinem Wort, er fragte nur: »Und was machst du jetzt?«
    »Ich fahre zu einem alten Mann namens Häh in Nohn, der sein ganzes Leben im Wald verbracht hat. Er heißt eigentlich Hyeronimus, aber das kann kein Mensch aussprechen.«
    »Komm uns nicht in die Quere«, warnte er. »Ruf mich an, wenn etwas passiert.«

    Ich rollte in Richtung Nohn, ich hatte keine Eile, ich sprach mit Tessa und sagte ihr, alles werde in Ordnung kommen. Der tiefe, erholsame Schlaf und der realistische Traum hatten mich auf merkwürdige Weise beruhigt. Ich fühlte eine Verbindung zu ihr. Ich versprach ihr auch, den drei Jugendlichen ausgiebig den Arsch zu versohlen, sobald wir sie gefasst hätten. Die letzte Bemerkung nahm ich sofort zurück, sie war entschieden zu niedlich.
    Häh und seine Frau waren natürlich schon auf den Beinen.
    »Alte Menschen brauchen nicht mehr viel Schlaf vor dem großen Schlaf«, erklärte er mit einem schiefen Grinsen. »Da waren Leute am Telefon. Sie haben gesagt, ihr sucht wen im Wald. Seit sieben Uhr schon. Verdorri, hoffentlich haben die Ahnung vom Wald.«
    »Ich glaube, die machen das gut«, sagte ich.
    »Und da ist eine erwachsene Frau dabei?«, fragte er. »Wie kommt das?«
    »Sie ist Staatsanwältin«, sagte ich. »Und sie ist meine Freundin. Wir denken, die drei haben sie eingefangen und mitgenommen.«
    »Sieh mal an!«, sagte seine freundliche Frau. Sie hatte in der Küchentür ihre Position bezogen.
    »Als Geisel«, fügte ich hinzu.
    »So was hat mir Mannes Loh schon am Telefon gesagt«, meinte Häh. »Das ist ja wohl unangenehm.«
    »So könnte man das nennen«, bestätigte ich. »Häh, du musst mir noch mal helfen. Wald ist nicht Wald, weißt du.«
    »Ja, Jung, dat kann man wohl sagen. Wieso ist die deine Freundin? Also, ich meine …«
    »Wir sind zusammen«, sagte ich.
    »Ach so.« Er kratzte sich am Kopf.
    Plötzlich waren Hubschrauber über dem Haus, das Dröhnen war ziemlich laut, sie flogen sehr tief.
    »Die gehören auch dazu«, sagte ich.
    »Ja, das wurde auch gesagt.« Er hob wieder die Kappe auf seinem Haar an und kratzte sich. »Also, Jung, wat willste denn wissen?«
    »Es sind ein Mädchen und zwei Jungens. Sie sind siebzehn Jahre alt. Sie sind trainiert worden. Nachtmärsche haben sie gemacht. Lange Märsche tagsüber. Sich verstecken haben sie geübt und solche Sachen. Sie sind bewaffnet. Sie können mit Axtstielen zuschlagen. Sie können so zuschlagen, dass es weh tut. Sie wissen genau, wohin sie schlagen müssen. Sie können auch totschlagen, wenn sie wollen. Sie haben Armbruste. Sie schießen mit Leichtmetallbolzen, sie können Menschen erschießen. Praktisch lautlos. Sie sind sehr gefährlich. Ich nehme mal an, sie können sich schlecht in Fichten verstecken. Zu dunkel da, sie fallen auf. Mischwälder gehen besser. Bei Buchen weiß ich es nicht. Was ist mit Waldrändern, Häh?«
    »Waldränder sind immer gut. Da ist viel Licht, aber auch viel

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