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Eifel-Träume

Eifel-Träume

Titel: Eifel-Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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gesenktem Kopf.
    Ich dachte: Ich werde dich schonen, kein Wort von den Softpornos, kein Wort vom Nacktsein im Amor-Busch.
    »Also, ihr seid da oben bei der Liebeslaube gewesen. Was ist dann passiert?«
    Er überlegte einige Augenblicke. »Mir war bald langweilig, ich fand das blöde. Ich habe gesagt, ich fahre zurück und kaufe mir ein Eis.«
    »Aber die beiden anderen, also Anke und Kevin, wollten noch bleiben?«
    »Ja.«
    »Und du bist dann zurück zu deinem Rad und bist losgefahren in die Stadt.«
    »Ja.«
    »Lieber Himmel«, seufzte die Mutter. »Kevin hat bei seiner eigenen Mutter zugeschaut?«
    »Ja«, sagte ihr Sohn.
    »Ja«, sagte auch ich. »Und Anke hat ihren Vater beobachtet, wie der eine Frau traf. Auf dem Parkplatz oben im Forst. Für die Kinder war das ein Abenteuer, Alltag, Frau Paulus, aber auch ziemlich desillusionierend. Sag mal, Bernie, was hat denn Kevin gesagt, als ihr an jenem Donnerstag oben vor der Liebeslaube lagt?«
    »Er hat gesagt, er fährt jetzt nach Hause, holt eine Zange, Schneidet den Zaun durch und sagt seiner Mutter die Meinung.«
    »Hat Anke was darauf erwidert?«
    »Sie hat gesagt, das kann er nicht machen. Und das lohnt nicht. Aber er hat gesagt, er hätte die Schnauze endgültig voll. Und ich bin dann weggefahren und habe mir ein Eis gekauft.«
    »Mein Gott«, hauchte die Mutter.
    »Das wollte ich wissen«, sagte ich. »Vielen Dank, Bernard.«
    Ich stand auf, Bernards Mutter begleitete mich zur Tür und schien völlig verwirrt. Sie sagte noch einmal: »Mein Gott!«
    Die fünfzig Schritte bis zum Elternhaus der Anke Klausen lief ich zu Fuß. Wie die anderen Häuser war auch dieses die Demonstration rechtschaffender Bürgerlichkeit, die stete Aussendung des Signals: Wir gehören zu den Guten.
    Ein Mann öffnete mir. Er steckte in einem dunkelbraunen Trainingsanzug, war hager, wirkte misstrauisch.
    »Mein Name ist Siggi Baumeister, ich bin Journalist und hier aus der Eifel. Ich bitte Sie, Anke ein paar Fragen stellen zu dürfen. Es geht um diese kleine Clique, zu der auch Ihre Tochter gehört.« Mich widerte mein eigener Vorstellungsspruch langsam an.
    »Meine Tochter ist in keiner Clique«, antwortete der Mann aggressiv.
    »Ihre Tochter war die Letzte, die Annegret lebend gesehen hat.« Das war ein Bluff, aber einer, der wirkte.
    »Das höre ich zum ersten Mal«, sagte er verächtlich.
    »Es war so«, stellte ich fest. »Ich will Anke keine miesen Fragen stellen, ich will nur ein paar Auskünfte, wie diese kleine Clique funktionierte.«
    »Was glauben Sie wohl? Wie jede Clique«, sagte er. »Meine Tochter will keine Auskunft geben, Herr … Herr …«
    »Baumeister«, sagte ich sanft. »Sie können ja dabeibleiben.«
    »Ich will nicht dabei bleiben.«
    Ich bekämpfte meinen Zorn. »Herr Klausen, es geht um Fragen, die mit dem Verbrechen wahrscheinlich überhaupt nichts zu tun haben.«
    Auch er war wütend, und er war hilflos und hatte Angst.
    »Reichen Sie die Fragen schriftlich ein. Vielleicht beantworten wir sie dann.«
    »Wie Sie wollen. Auf Wiedersehen.« Ich drehte mich um und lief die vier Stufen wieder hinunter.
    Plötzlich sagte eine Frau in meinem Rücken: »Nicht so schnell. Warten Sie, vielleicht können wir Ihnen ja doch helfen.«
    Ich wandte mich erneut zur Tür. Der Mann war verschwunden. Die Frau war klein, zäh und drahtig. Sie war diejenige, die ihre Nebenbuhlerin an die Wand geredet und ihren Ehemann in die Ecke gestellt hatte.
    Ich sagte: »Danke.«
    »Meine Tochter ist in ihrem Zimmer. Wir können sie ruhig stören. Entschuldigung, aber mein Mann ist letzter Zeit etwas nervös.« Eindeutig lag eine gewisse satte Zufriedenheit in ihrer Stimme.
    Wir stiegen in den Keller hinab. Da das Haus am Hang lag, befand sich Ankes Zimmer trotzdem im Erdgeschoss.
    »He«, sagte die Mutter und schob die Tür auf. »Hier ist jemand, der dich etwas fragen will. Ein Herr von der Presse.«
    Das Mädchen lag auf dem Bett. Auch sie trug einen Trainingsanzug. Ihr blondes Haar war kurz geschnitten, ihr Gesicht wirkte offen, ihre Augen waren blau.
    »Ich heiße Siggi«, sagte ich. »Ich muss über die furchtbare Sache mit Annegret schreiben. Und mich interessiert, wie eure Clique funktionierte, ob ihr euch gut vertragen habt.«
    Sie sah mich ohne Scheu an. »Klar, das ist eine gute Clique.«
    »Entschuldigung, natürlich ist es noch eine gute Clique. Am Donnerstag seid ihr rumgefahren, nachdem ihr von der Schule nach Hause gekommen seid?«
    »Ja. Jeder für sich.«
    »Nur Annegret

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