Ein cooler Typ aus der Hölle
sofort die
Hand auf die Schnauze, aber die Stille der Nacht hatte einen gewaltigen Riss
bekommen.
Hoffentlich hat das Dowara
nicht gehört, dachte Tim. „Die Leute heißen Klinauer — R. und B. Klinauer. Sie
sind offenbar verreist. Eine geldige Hütte. Die Spur führt zur Rückseite. Ich
sehe mal nach.“
„Aber das ist gefährlich“,
sagte Gaby rasch. „Garantiert hat der Typ eine Pistole. Dagegen bist du
machtlos. Wir sollten im Präsidium anrufen und das Überfallkommando in Trab
setzen.“
„Noch nicht gleich, Pfote“,
wehrte Tim ab. „Erst mal überzeuge ich mich. Könnte ja sein“, er grinste,
„Vandalo klaut nur ein paar besonders schöne Zweige von einer besonders schönen
Tanne — für ein Adventsgesteck.“
„Du warst schon witziger,
Häuptling.“
Tim küsste Gaby auf die
Nasenspitze. „Ich riskiere nichts. Nur mal gucken. Bin gleich wieder da.“
Er lief zum Tor, schwang sich
elegant wie ein Kunstturner hinüber und benutzte dann die vorhandenen Spuren,
in die er zielgenau trat.
An der Rückfront der Villa
schloss sich viel Garten an. Den bevölkerte alter Baumbestand, vornehmlich
Tannen und Fichten. Damit war die Sicht zum Nachbarn verstellt. Und das sollte
wohl auch so sein, damit man auf der Terrasse sonstwas treiben konnte:
nahtloses Sonnenbaden im Sommer, zum Beispiel.
Tim spähte um die Hausecke.
Tatsächlich! Hier war der Typ eingedrungen, hatte die Gittertür vor der
Terrassentür geknackt und dann die Scheibe eingeschlagen. Im Raum dahinter war
es dunkel.
Tim schlich näher.
20. Vandalo in der Falle
Selbst wenn er sicher sein
konnte, dass ihn niemand überraschen würde — niemals ließ Dowara Vorsicht außer
Acht. So auch jetzt. Er war maskiert. Er trug den langen kutterartigen Mantel
mit Kapuze. Die Pistole war griffbereit, der Totschläger ebenso.
Die Stille in der
Klinauer-Villa war so vollkommen, als befände er sich tief unter Wasser. Nur
einmal — vorhin — war entfernt im Keller kaum hörbar die Heizung angesprungen:
minimalste Wärme-Versorgung in den Rohren, damit nichts einfror.
Dunkelheit überall. Aber er
hatte seine Lampe. Jetzt befand er sich in der Bibliothek, wo ein karierter
Lesesessel stand und die geschnitzten Regale dreistöckig gefüllt waren mit
Büchern.
Dowara fühlte sich großartig.
Er hatte die wertvolle Uhrensammlung gefunden: in einem Fach der Regalwand. Der
Klappdeckel war mit aufgeklebten Buchrücken getarnt. Perfekt. Nach dem Versteck
hätte man ewig suchen können. Aber Dowara hatte davon gewusst — durch einen
Teppichhändler, der seine kostbaren Fußbodenschoner selbst anlieferte und auch
verlegte. Dabei pflegte er auszuspähen, wo es was zu holen gab, und diese Tipps
in der Unterwelt zu verkaufen. Lohnende Hinweise, denn die hochpreisigen
Orientteppiche wurden natürlich nur an betuchte Leute geliefert. Dieser
Tipp-Geber, der zurzeit wegen einer anderen Sache in Untersuchungshaft saß,
hatte zufällig beobachtet — aus dem Nebenraum wie Robert Klinauer sein
Geheimfach öffnete.
Dowara hatte den Fingerzeig
gekauft. Jetzt steckten 16 Armbanduhren — zu Preisen zwischen 20 000 und 150
000 DM — in der Beuteltasche unter dem Mantel.
Nun ging’s an die Zerstörung.
Er hatte einen großen
Benzinkanister mitgebracht. Der Inhalt war ausgegossen, in mehreren Räumen
verteilt.
In der Bibliothek, wo das Feuer
seinen Anfang nehmen sollte, loderten soeben die ersten Flammen vor dem Regal.
Dowara hielt den Kanister noch
in der Hand, stützte sich ab gegen den Lesesessel und — hörte in diesem Moment
Lunas Bellen.
Es klang nah. Im Garten? Machte
hier im Viertel irgendein besoldeter Wachmann seine Runde, begleitet von einem
mannscharfen Schäferhund oder Rottweiler?
Dowara hatte das nicht bedacht.
Für einen Moment befiel ihn Nervosität.
Zwar war die Jalousie vor dem
Bibliotheksfenster herunter gelassen, aber die Einbruchsspuren an der
Terrassentür hätte ein Blinder wahrgenommen. Also Vorsicht! Erst mal sehen!
Rasch trat er die Flammen aus.
Er lief ins geräumige Entree und dort die Treppe hinauf ins Obergeschoss.
Straßenseite! Durch die Gardine
eines Balkonzimmers spähte er hinaus.
Nur aus dieser Position konnte
er über die Hecke blicken — dorthin, wo sein Wagen parkte.
„Verdammt!“
Was er sah, dämpfte seine
Hochstimmung.
Vier Personen umstanden den
Landrover: Kids, drei Jungs, ein Mädchen. Das Mädchen hielt einen weißen Wolf —
nein, einen gefärbten Schäferhund an der Leine. Weiß gefärbt, dachte
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