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Ein Feuer Auf Der Tiefe

Ein Feuer Auf Der Tiefe

Titel: Ein Feuer Auf Der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
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die Programme auf der Ego-Ebene starteten.
    »Natürlich ahnen sie etwas. Doch was können sie tun? Es ist ein altes Übel, das sie aufgeweckt haben. Bis es bereit ist, wird es ihnen Lügen auftischen, über jede Kamera, über jede Nachricht von daheim.«
    Für einen Moment hielten sie inne, als ein Schatten über die von ihnen benutzten Knoten hinwegstrich. Die Übernis war schon größer als alles Menschenmögliche, größer, als Menschen es sich vorstellen konnten. Selbst ihr Schatten war mehr als menschlich, ein Gott, der lästigem Ungeziefer nachstellte.
    Dann waren die Geister wieder da und schauten auf den unterirdischen Schulhof. Die Menschen waren so zuversichtlich, ein kleines Dorf hatten sie hier errichtet.
    »Und dennoch«, dachte der Hoffnungsvolle, derjenige, der schon immer an die verrücktesten Varianten gedacht hatte, »wir sollten nicht dasein. Das Übel hätte uns längst entdeckt haben müssen.«
    »Das Übel ist jung, keine drei Tage alt.«
    »Dennoch. Wir existieren. Das beweist etwas. Die Menschen haben mehr in diesem Archiv gefunden, mehr als ein großes Übel.«
    »Vielleicht haben sie zwei gefunden.«
    »Oder ein Gegengift.« Wie dem auch sein mochte, die Übernis wusste von manchen Dingen nichts und interpretierte andere falsch. »Solange wir existieren, wann immer wir existieren, sollten wir tun, was wir können.« Der Geist breitete sich über ein Dutzend Computer aus und zeigte seinem Gefährten einen Blick in einen alten Tunnel hinein, weit entfernt von den Bauwerken der Menschen. Seit fünf Milliarden Jahren war der Tunnel verlassen, luftleer, ohne Licht. Zwei Menschen standen dort im Dunkel, ihre Helme berührten sich. »Siehst du? Sjana und Arne schmieden geheime Pläne. Das können wir auch.«
    Der andere antwortete nicht in Worten. Bedrückung. Die Menschen schmiedeten also Pläne, verborgen in einer Dunkelheit, von der sie glaubten, niemand überwache sie. Doch was sie auch sagten, es wurde gewiss an die Übernis weitergemeldet, und sei es auch nur über den Staub zu ihren Füßen.
    »Ich weiß, ich weiß. Doch du und ich existieren, und das sollte auch unmöglich sein. Alle zusammen können wir vielleicht dafür sorgen, dass eine größere Unmöglichkeit wahr wird.« Vielleicht können wir dem Übel, das hier neu zur Welt gekommen ist, Schaden zufügen.
    Ein Wunsch und ein Entschluss. Die beiden ließen ihr Bewusstsein über das lokale Netz verschwimmen, bis zur blassesten Farbe der Wahrnehmung verblichen. Und schließlich gab es einen Plan, ein Täuschungsmanöver – wertlos, wenn sie nicht unabhängig davon der Außenwelt eine Nachricht zukommen lassen konnten. Würde die Zeit dafür noch reichen?
     
    Tage verstrichen. Für das Übel, das in den neuen Maschinen heranwuchs, war jede Stunde länger als alle Zeit davor. Nun war das Neugeborene weniger als eine Stunde von seiner großen Blüte entfernt, in Sicherheit über den interstellaren Raum ausgebreitet.
    Die Menschen hier vor Ort konnten bald beseitigt werden. Selbst jetzt waren sie lästig, wenngleich amüsant. Manche von ihnen glaubten tatsächlich, sie könnten entkommen. Seit Tagen legten sie ihre Kinder in Kälteschlaf und verstauten sie an Bord des Frachters. »Vorbereitungen zum normalen Abflug«, so nannten sie diesen Zug in ihren Planungsprogrammen. Seit Tagen waren sie damit beschäftigt, die Fregatte wieder startklar zu machen – hinter einer Maske aus leicht zu durchschauenden Lügen. Manche von den Menschen wussten, dass sie etwas ins Leben gerufen hatten, das ihr Ende sein konnte, vielleicht das Ende ihres Straumli-Bereichs. Derlei Katastrophen hatten sich schon ereignet, es gab Geschichten von Rassen, die mit dem Feuer gespielt hatten und darin verbrannt waren.
    Keiner von ihnen ahnte die Wahrheit. Keiner von ihnen ahnte, welche Ehre ihnen zuteil geworden war: dass sie die Zukunft einer Milliarde von Sternensystemen verändert hatten.
     
    Aus Stunden wurden Minuten, aus den Minuten Sekunden. Und nun war jede Sekunde so lang wie alle Zeit zuvor. Die Blüte war jetzt so nahe, so nahe. Die vor fünf Milliarden Jahren verlorene Herrschaft würde zurückerlangt und diesmal behauptet werden.
    Nur etwas fehlte, und das hatte kaum mit den Plänen der Menschen zu tun. Im Archiv, tief in den Rezepten verborgen, hätte sich ein wenig mehr befinden müssen. In den Jahrmilliarden konnte schon etwas verloren gegangen sein. Das Neugeborene fühlte all seine Kräfte von einst, als Anlage…, und dennoch hätte da noch

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