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Ein gefährlicher Plan

Ein gefährlicher Plan

Titel: Ein gefährlicher Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvie Kurtz
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nicht genau."
    „Kletterunfall."
    „Waren Sie dabei?"
    Er erstarrte bei dieser Frage, dann nickte er kurz.
    Brooke blickte ihn erwartungsvoll an, wartete auf Details. Was sollte er ihr sagen? Dass er verantwortlich dafür war, dass ihre Schwester jetzt im Koma lag? Weil er sie gegen besseres Wissen hatte klettern lassen? Dass sie ihn überredet hatte, wie gewöhnlich, denn dieser Sport war eine der wenigen Freuden in ihrem Leben? Weil er die Traurigkeit in ihren Augen nicht ertrug? Weil er dachte, er sei ja dabei, um sie zu beschützen, auch wenn sie mit ihren Gedanken ganz woanders war?
    Jack griff nach Alyssas Hand und strich sachte über ihre kühlen Finger, wünschte sich, sie würde die Augen öffnen, den Mund zu ihrem vertrauten ironischen Lächeln verziehen.
    „Sie stürzte ab. Prallte gegen den Felsen."
    Er glaubte wieder das dumpfe Geräusch zu hören, mit dem sie gegen den harten Granit schlug, und dann das metallische Klimpern der Ausrüstung, als sie in ihrem Gurt hing wie eine Puppe mit ausgerenkten Gliedern. Sekundenlang durchlebte er erneut das Entsetzen, als er das eingerissene Seil sah und sie im allerletzten Moment noch fassen konnte.
    Irgendjemand hatte das Seil mit Absicht beschädigt – ein Seil, das er mehrfach genau geprüft hatte. Er würde nicht ruhen, bis er herausgefunden hatte, wer dafür verantwortlich war. Und bestimmt würde er sich nicht von dieser wie aus dem Nichts aufgetauchten Schwester davon ablenken lassen.
    Er kniff die Augen halb zusammen. „Irgendjemand hat versucht, sie zu töten."

2. KAPITEL
    „Aber Sie sagten, es sei ein Unfall gewesen!" Brooke schüttelte entsetzt den Kopf. Ihr entging nicht die Abneigung in den harten Augen von Jack Chessman, mit denen er sie unerbittlich musterte. Was habe ich dir getan? fragte sie sich irritiert. „Wer hätte sie umbringen wollen?
    Aly war der netteste, liebenswerteste Mensch, den ich kannte."
    „Sie hasst es, wenn man Aly zu ihr sagt."
    „Ich habe sie so genannt. Sie nannte mich Brookie. Niemand außer mir durfte das." Auch hatten sie mit keinem ihr Geheimnis geteilt, ihre stumme Zwiesprache, ihr gegenseitiges Einfühlungsvermögen. „Wie kommen Sie darauf, dass es kein Unfall war?"
    „Sie hat es mir gesagt, kurz bevor sie ins Koma fiel."
    Schlagartig wurde Brooke übel. Explosionsartig breiteten sich Schmerz und Panik in ihr aus – Alyssas Schmerz, Alyssas Todesangst. Eine Kälte, wie sie sie noch nie empfunden hatte, kroch ihr in die Seele. Warum war diese erste Gefühlsverbindung in vierundzwanzig Jahren zwischen ihnen so stark? Weil sie mit einem Mordversuch zu tun hatte? Sie massierte sich instinktiv die Arme, um ihr Blut wieder zum Zirkulieren zu bringen. Die aufwühlenden Empfindungen ebbten ab.
    Was würde dieser abweisende Mann sagen, wenn ich ihm erklärte, dass ich genau weiß, wie es sich angefühlt hat, als Alyssas Kopf gegen die Felswand schlug? fragte sie sich, als sie wieder klar denken konnte. Was würde er sagen, wenn sie ihm erklärte, sie hätte den Aufprall gespürt, so stark, dass sie das Gefühl gehabt hatte, ihr Kopf würde zerspringen – sie würde sterben?
    „Was genau ist geschehen?" fragte sie stattdessen.
    „Das Seil klemmte. Sie verlor das Gleichgewicht, als sie versuchte, es zu lockern."
    „Und schlug ..." Sie zuckte zusammen, durchlebte die Situation noch einmal. „... gegen den Felsen. "
    „Ja."
    „Ein Mordversuch?"
    „Jemand hatte sich an dem Seil zu schaffen gemacht."
    Nun verstand sie, warum er ihre Schwester beschützen wollte. Praktisch jeder konnte der Mörder sein und stellte nach dem misslungenen Anschlag weiterhin eine Bedrohung für Alyssas Leben dar. Auch sie, die Schwester, die wie aus dem Nichts aufgetaucht war und von deren Existenz er keine Ahnung gehabt hatte.
    Sie beugte sich vor, griff nach ihrer Handtasche und zog die Brieftasche heraus. „Wir wurden hier in Boston geboren." Sie reichte ihm ihren Führerschein. „Dad zog mit uns nach New Hampshire, als wir sechs waren. Alyssa ist meine Zwillingsschwester."
    Er besah sich das Dokument.
    „Mein Vater hatte damals einen großen Schnauzbart. Wir liebten das Spiel, wenn wir auf seinen Knien sitzen und je ein Schnurrbartende wie Zügel fassen durften. Dann ließ er uns auf seinen Knien reiten, bis wir vor Lachen herunterpurzelten. Kurz bevor wir umzogen, fiel Alyssa dabei mit dem Kopf gegen den Couchtisch. Die Wunde musste genäht werden."
    Brooke berührte eine Stelle unterhalb ihres Mundes. „Genau hier. Drei

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