Ein heißer Job Kommissar Morry
sagen: „Ich gehe mal rasch zur Garage. Ich muß nachsehen, ob noch alles in Ordnung ist."
Eine Minute später stand er vor der verschlossenen Garagentür. Er blickte hinüber zu dem von einer Hecke abgetrennten Grundstück des Ex-Polizisten. Niemand war zu sehen, aber aus dem kleinen Schornstein von Georges Häuschen kräuselte sich bläulichgrauer Rauch. Clark öffnete das schwere Vorhängeschloß der Garage und öffnete einen Flügel des Tores. Alles schien okay; die dunkle Ford-Limousine stand an ihrem Platz. Clark öffnete die Kofferklappe. Er grinste, als er die Geldsäcke sah. Anderthalb Millionen Dollar! An diesem Geld klebte Blut, aber das kümmerte ihn nicht.
Jedes Ding hat seinen Preis, dachte er kalt, und schloß die Kofferklappe. Jetzt konnte er beruhigt zurück zum Haus gehen und das Frühstück einnehmen. Aber er war nicht ruhig. Irgend etwas quälte ihn, ohne daß er den Grund zu nennen vermochte.
Unschlüssig blieb er stehen. Und plötzlich wußte er, was ihn störte. Er öffnete die Kofferklappe zum zweiten Mal. Er griff nach einem der Säcke und hob ihn in die Höhe. Dann griff er mit der Hand nach der Füllung. Und stieß einen Fluch aus. Er öffnete den Verschluß. Er drehte den Sack um. Aus dem Inneren fiel ein Haufen Gartenerde. Keuchend griff er nach den anderen Säcken. In keinem der Säcke spürte er Papier. In keinem der Säcke antwortete ihm das erregende Rascheln gebündelter Banknoten. Er stürmte zurück ins Haus.
„Du lieber Himmel — du hast mich erschreckt!" sagte Julia, als er wie ein Wilder die Tür auf riß.
Schweratmend trat er ins Innere der Hütte. „George hat uns reingelegt, er hat das Geld!"
Julia starrte ihn an. „Das ist nicht wahr!"
Er hob beide Arme und ließ sie wieder fallen. „In den Säcken ist nur Gartenerde. Nichts weiter."
„Du willst einen Witz mit mir machen, nicht wahr? Aber diese Art von Witzen vertrage ich nicht!" sagte Julia mit zitternder Stimme.
„Geh doch rüber, überzeuge dich davon!"
Julia ließ sich auf einen Stuhl fallen und schloß die Augen. „Das ist zuviel. Nach allem, was wir auf uns genommen haben —"
„Ich kauf' mir diesen Kerl!" preßte Clark zwischen den Zähnen hervor.
„Glaubst du im Ernst, daß er noch hier ist?"
„Sollte mich nicht wundern. Jedenfalls brennt in seiner Hütte der Herd. Ich sah Rauch aus dem Schornstein steigen", sagte er.
„Soll ich mitkommen?"
„Nicht nötig. Das erledige ich allein", erklärte er mit grimmiger Miene.
„Nimm dich vor ihm in acht!"
„Das sollte lieber dieser verdammte Ex-Cop beherzigen, er soll sich vor mir in acht nehmen!" erwiderte Gibbons mit scharfer, aber leiser Stimme. In seinen Augen glomm tödlicher Haß. Er zog die Pistole aus der Tasche und prüfte das Magazin. „Das sollte für den Kerl reichen", meinte er. „Ich werd' ihm ein paar gute Manieren beibringen."
Dann verließ er die Hütte. Zwei Minuten später stand er vor der Tür von Georges auffälligem Shack. Gibbons hielt sich nicht mit einem Anklopfen auf. Er drückte die Klinke nach unten und trat ein. George saß in einem Lehnstuhl und studierte die Morgenzeitung. Er wandte Gibbons den Rücken zu.
„Morgen, Nachbar!" sagte Gibbons.
George wandte den Kopf. „Hallo, mein Freund!" meinte er und legte die Zeitung aus der Hand. Er stand auf. „Ich habe Ihr Klopfen gar nicht gehört —
„Ich habe nicht geklopft", sagte Gibbons.
George war noch nicht rasiert. Er war nur mit Hemd und Hose bekleidet. Seine Füße steckten in ausgefransten Pantoffeln. Verblüfft starrte er in die Pistolenmündung, die Gibbons auf ihn gerichtet hielt. „Das ist keine sehr nette Begrüßung, Nachbar", sagte er. „Was soll der Unsinn?"
„Wo ist das Geld?"
„Welches Geld?" fragte George.
Clark Gibbons Augen waren zwei schmale, glitzernde Striche. „Sie wissen genau, wovon die Rede ist!"
„Ach so", sagte George. „Ja, ich weiß. Sie sind hinter meinem Geld her." Er lachte kurz rund bitter. „Einen reizenden Nachbarn habe ich mir da ausgesucht —"
„Quatschen Sie keinen Unsinn!" unterbrach Gibbons wütend. „Ihr Geld interessiert mich nicht. Ich will nur das wiederhaben, was Sie aus der Garage gestohlen haben —"
„Aus der Garage?" echote George erstaunt. Gibbons biß sich auf die Unterlippe. Dieser George war entweder ein hervorragender Schauspieler — oder er war tatsächlich unschuldig. Auf diesen Gedanken war Gibbons bisher gar nicht gekommen. Nach dem Intermezzo der vergangenen Nacht hatte er fest
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