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Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit

Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit

Titel: Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trevanian
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um seine Gesundheit mache. Sie treibe ihn schier zum Wahnsinn. Warum er sich das bloß antue!
    Dann, vor sechs Jahren, war Hannah an Krebs gestorben! Nicht mal vier Wochen war sie krank gewesen, da starb sie.
    Noch Wochen danach verliefen die Spielabende still und ungemütlich; David war in sich gekehrt, ganz untypisch höflich und zurückhaltend, und keiner wagte ihn zu trösten. Seine Augen waren hohl, sein Gesicht vor Gram wie ausgeleert. Zuweilen mußten sie ihn daran erinnern, daß er dran war, dann schreckte er aus seinem Grübeln hoch und entschuldigte sich, daß er das Spiel aufgehalten habe. David und sich entschuldigen! Eines Abends erwähnte er Hannah im Laufe der Unterhaltung; eine Meckerziege und eine Pest sei sie gewesen, maulte er. Mehr noch, dick sei sie auch gewesen. Saftig in der Jugend, fett im Alter! Ich hätt' eine Magere heiraten sollen. Die sind billiger zu füttern.
    Das war seine Art, damit fertig zu werden. Er hörte einfach nicht auf, sich über sie zu beklagen. So war sie wenigstens nicht ganz weg. Er konnte sie weiterlieben und sich weiter von ihr zur Weißglut bringen lassen. Gelegentlich überkam ihn wieder die bittere Leere des Grams, dann fühlte er sich ein, zwei Tage elend und verzweifelt, sonst wurde er ganz gut damit fertig.
    Die Art und Weise, wie er um sieben Ecken seiner Frau gedachte, zeigte sich, als er eines Abends sagte: »Sollte Hannah – Friede sei mit ihr – plötzlich – Gott behüte! – wiederkommen, würde sie gewiß einen Anfall kriegen!«
    »Tut, als sei nichts gewesen, wenn er zurückkommt«, sagte Moische also. »Und versucht ja nicht, ihn aufzuheitern. Ein Mann muß sich ab und zu grämen dürfen. Wenn er dem Kummer aus dem Wege geht, kommt die Trauer niemals raus. Die staut sich dann in ihm und vergiftet ihn. Tränen sind ein gutes Lösungsmittel.«
    Pater Martin schüttelte den Kopf. »Ein Freund sollte Trost spenden.«
    »Nein, Martin. Das hieße, sich die Sache leicht machen. Zu leicht. So wie David nicht um Hannah trauert – die Menschen trauern ja nur um sich selber, um ihren Verlust –, ebenso würden wir ihn nicht um seinetwillen trösten. Wir würden ihn trösten, weil seine Trauer unangenehm ist für uns.«
    LaPointe fühlt sich bei all diesem Gerede von Trost und Trauer unbehaglich. Ein Mann sollte so was nicht nötig haben. Und er will das gerade sagen, als David in der Tür erscheint.
    »Heh«, sagt er barsch. »Ich war draußen, wollte die Sandwiches machen, kann aber nichts finden. Verdammte Unordnung!«
    Moische lächelt, als er aufsteht. Noch nie hat David die Sandwiches gemacht. »Such du die Gläser für den Wein. Heut werd' ich mal abwechslungshalber die Sandwiches machen.«
    Während David mürrisch die Gläser sucht, geht Moische zu einem schmalen Tisch an der Wand, auf dem Aufschnitt und Brot liegen. Er schneidet das Brot in dünne Scheiben; jede Scheibe hackt er auf einen Streich herunter.
    »Unglaublich, wie Sie das machen, Moische«, sagt Pater Martin und bemüht sich, die Unterhaltung in Gang zu bringen.
    »Ach, das ist noch gar nichts«, verkündet David. »Haben Sie mal gesehen, wie er Stoff schneidet?« Er spreizt zwei Finger wie eine Schere und macht eine schnelle Handbewegung, die knapp Pater Martins Ohr verfehlt. »Psch-sch-scht! Es ist wunderbar, ihm zuzusehen.«
    Moische gluckst in sich hinein und schneidet weiter. »Ich würde eher sagen: Es ist eine ziemlich bescheidene Lebensleistung. Ich seh' schon meinen Grabstein: ›Junge, hat der a Tuch geschnitten!‹«
    »Jaa, jaa«, sagt David und winkt mit der Hand ab aus Protest gegen Moisches Bescheidenheit. »Aber stell dir vor, was für a Chirurg hätt' aus dir werden können.«
    Pater Martin hat einen komischen Einfall. »Ja, er wäre ein großer Chirurg, wenn mein Blinddarm aus Damast wäre!«
    David dreht sich zu ihm um und schaut ihn mit traurigen Augen an. »Was denn? Was wäre, wenn Ihr Blinddarm aus Damast wäre?«
    »Nein … Ich wollte sagen … Also, wenn Moische ein Chirurg wäre …« Martin zuckt verwirrt die Schultern und läßt das Thema fallen.
    »Ich kapier's immer noch nicht«, sagt David matt. Es ist ihm peinlich, daß er vorhin die Beherrschung verloren hat, und Pater Martin fängt an zu begreifen, wie schwer das für ihn ist.
    »Nun … es war halt ein Witz«, erläutert Martin etwas dürftig.
    »Pater«, sagt David, »ich mach' Ihnen einen Vorschlag: Sie hören sich die Beichte von alten Damen an, die für aufregende Sünden zu schwach sind,

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