Der Agent
1.
Als er in der Fähre von dem Raumschiff, das ihn nach Dilbia gebracht hatte, der großen, blauen Welt, die unter ihm lag, entgegenflog, überdachte Bill Waltham mißgelaunt seine Lage.
Den größten Teil der Fünf-Tage-Reise hatte er unter einem Hypnohelm verbracht. Nun schwirrte ihm zwar der Kopf von der Unmenge an Information über Dilbia und ihre übergroßen Bewohner, sowie deren Sprache, Gebräuche und Wesensart, aber er hatte immer noch das Gefühl, weniger als nichts über die Aufgabe zu wissen, zu der man ihn hierher abkommandiert hatte.
Die Fähre sollte ihn in der Nähe des Tieflanddorfs Sumpfloch absetzen. Dort würde ihn Lafe Greentree, der menschliche Regierungsvertreter, in Empfang nehmen, zusammen mit seiner Assistentin Anita Lyme, einer Studentin von der Erde, die sich unverständlicherweise freiwillig darum beworben hatte, ihr Praktikum auf Dilbia abzuleisten, so wie Bill sich ursprünglich für das Deneb-Siebzehn-Projekt gemeldet hatte. Diese beiden würden Bill dann mit seinem einheimischen Helfer bekanntmachen, einem Hochlanddilbianer namens Bergläufer. Dieser sollte ihn dann seinerseits den einheimischen Tieflandbauern vorstellen, die in Sumpfloch lebten, damit Bill sich an seine offenbar ungeheuer wichtige Aufgabe machen konnte, den Einheimischen den Umgang mit landwirtschaftlichen Geräten beizubringen.
Voller Bitterkeit verglich Bill das großartige Zusammenspiel von Technik und Entwicklung, das ein erderschaffendes Projekt wie Deneb-Siebzehn darstellte -nämlich, die Oberfläche und das Klima eines ganzen Planeten zu verändern, um ihn für Menschen bewohnbar zu machen – mit der langweiligen Aufgabe, die ihn für zwei lange Jahre auf Dilbia erwartete. Aber diese beiden Tätigkeitsbereiche schienen sich überhaupt nicht miteinander vergleichen zu lassen.
Immerhin würde ihm seine Arbeit auf Dilbia eine Leistungsnote einbringen, ebenso wie seine ursprünglich beabsichtigte Tätigkeit. Und diese Leistungsnote würde nicht eben hoch ausfallen, wenn er damit anfing, schon im voraus die riesigen, bärenähnlichen Einwohner Dilbias und alles, was mit ihnen zusammenhing, zu hassen. Zumindest besaßen die Dilbianer Sinn für Humor, wenn man nach den Namen ging, die sie einander gaben.
„… und wundern Sie sich nicht“, hatte der Offizier fröhlich gewarnt, der ihn von seiner neuen Aufgabe informiert hatte, „wenn Sie bei Ihrer Ankunft feststellen, daß man Ihnen bereits einen dilbianischen Namen verpaßt hat.“
Im Fährboot erklang das Landesignal. Bill blickte aus dem Fenster und sah, daß sie auf eine große Wiese herabschwebten, die etwa eine halbe Meile von einer Ansammlung von Gebäuden entfernt lag, die vermutlich das Dorf Sumpfloch bildeten. Bill blickte nach unten, auf der Suche nach Greentree und seiner Assistentin, aber er konnte keine menschlichen Gestalten entdecken. Mehr noch, er sah überhaupt keine Gestalten. Wo war sein Empfangskomitee?
Das fragte er sich immer noch, als er fünf Minuten später allein auf der Lichtung stand, seinen Koffer neben sich, während die Fähre über ihm rasch wieder himmelwärts stieg. Der Fährpilot war auch nicht eben hilfreich gewesen. Er hatte erklärt, überhaupt nichts darüber zu wissen, wer Bill in Empfang nehmen sollte; er hatte lediglich Order, so schnell wie möglich zum Raumschiff zurückzukehren.
Bill blickte zu der üppigen, gelben dilbianischen Sonne auf, die am Nachmittagshimmel stand. Es war ein schöner, fast wolkenloser Tag. Die Luft war warm, und von einer nahen Baumgruppe her war das hohe Zirpen irgendeiner einheimischen Tier- oder Vogelart zu hören.
Wenigstens ein Gutes, dachte Bill, daß die Schwerkraft Dilbias etwas geringer war als die Schwerkraft der Erde. Das würde ihm das Tragen seines Koffers bis zum Dorf um einiges erleichtern. Da weit und breit niemand zu sehen war, beschloß er, sich auf den Weg zu machen, und nahm seinen Koffer.
Er erinnerte sich ungefähr an die Richtung, in der er das Dorf gesehen hatte, und marschierte über die Wiese und durch den Hain, als er plötzlich Stimmen hörte -einen Chor unglaublich tiefer Baßstimmen.
Sämtliche in Hypnose aufgenommenen Auskünfte wiesen darauf hin, daß die Dilbianer im allgemeinen gutmütig und freundlich waren, wenn vielleicht auch etwas lärmend. Außerdem neigten sie dazu, ihren Stolz darein zu setzen, die Buchstaben des Gesetzes zu beachten, während sie den Sinn desselben sorgfältig umgingen. Zudem hatte das Dorf Sumpfloch ein
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