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Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit

Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit

Titel: Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trevanian
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Weltwirtschaftskrise ihren Höhepunkt erreicht, und die Leute waren vor lauter Angst menschlich zueinander, selbst in Montreal, der unhöflichsten Stadt der Welt.
    LaPointe preßt die Fäuste tief in die Taschen seines unförmigen Mantels, zerrt den Kragen dichter um den Hals. In all den Jahren ist dieser ramponierte Mantel für ihn so etwas wie eine Uniform geworden, die jeder kennt, der auf der Main arbeitet, so oder so. Die jungen Kriminaler drunten im Quartier Général machen ihre Witze über ihn; sie sagen, er schlafe nachts darin und im Sommer benutze er ihn als Wäschesack. Die Meinungen über den Mann im Mantel gehen auseinander; die einen sehen in ihm ihren Freund und Helfer, die anderen einen Feind und Unterdrücker. Das kommt ganz darauf an, wie man sich sein Geld verdient; und mehr noch darauf, was LaPointe von einem hält.
    Als er noch neu war auf dieser Straße, war die Main französisch und er ihr französischer Polyp. Als immer mehr Ausländer hier auftauchten, herrschte zwischen ihnen und LaPointe kühle Distanz. Er verstand nicht, was sie wollten, was sie sagten und wie sie die Dinge anpackten. Sie ihrerseits hegten gegenüber Behörden und Polizei ein tiefes Mißtrauen. Mit der Zeit aber wurden die Neuankömmlinge ein Bestandteil der Straße, und LaPointe wurde ihr Polyp: ihr Beschützer und zuweilen ihr Bestrafer.
    Langsam geht LaPointe die Straße hinauf und kommt an einer Bäckerei vorbei, die so etwas wie ein Symbol dafür ist, wie sich die Zeiten auf der Main verändert haben. Vor dreißig Jahren, als die Main französisch war, hieß die Bäckerei
    P ATISSERIE S T . L AURENT
    Zehn Jahre später setzte man unter dem unbarmherzigen Druck des Englischen ein Wort hinzu, so daß die Franzosen die ersten und die Engländer die letzten beiden Wörter lesen konnten.
    P ATISSERIE S T . L AURENT B AKERY
    Heute liegen im Schaufenster ganz andere Brote, mit eigenwilligen Formen und Glasuren. Und die Frauen, die vor dem Geschäft Schlange stehen, halten ihre Schwätzchen in fremdartigen Lauten. Heute liest sich das Schild so:
    P ATISSERIE S T . L AURENT B AKERY
    ΑΡΤΟΠΩΛΕΙΟΝ
    Das Gedränge lichtet sich, nachdem die Leute ihr Ziel erreicht haben – oder es aufgegeben haben. LaPointe geht nordwärts, den Hügel hinan, mit schwerem und langsamem Schritt, achtet auf jede Kleinigkeit. Das Eisengitter vor der Schaufensterscheibe braucht ein neues Schloß. Er wird Mr. Capeck morgen daran erinnern. Der Mann da in der Toreinfahrt … schon gut. Nur ein Penner. Die Lampen in der Gasse hinter Le Kit-Kat, einem Pornotheater, sind dunkel. Er wird das melden. Die Gasse benutzen Männer, die sich in diesem Pornoschuppen aufgegeilt haben, und manchmal auch solche, die sie ausrauben.
    Tief in der Tasche liegt LaPointes linke Hand leicht auf dem Knauf seiner Achtunddreißiger. Im Sommer trägt er sie in einem Halfter in Hüfthöhe auf dem Rücken, damit er das Jackett offen lassen kann. Im Winter hat er sie lose in der linken Manteltasche, damit er die rechte Hand frei hat. Die Pistole ist ein Stück seiner selbst geworden, und er läßt sie automatisch los, wenn er nach etwas greift, und nimmt sie wieder in die Hand, wenn er sie in die Tasche steckt. Durch ihr Gewicht wetzt sich das Futter ab, mindestens einmal pro Winter muß er es flicken. Dabei wird die Tasche immer flacher, so daß er alle paar Jahre das Futter erneuern lassen muß.
    In über dreißig Jahren Dienst auf dieser Straße mit ihren redseligen und temperamentvollen Menschen, einer Straße, wo sich Armut, Gier und Verzweiflung immer wieder in kleineren Verbrechen Luft machen, hat LaPointe seine Waffe nur siebenmal abgefeuert. Darauf ist er stolz.
    Ein verhärmtes kleines Mädchen, das die Augen niedergeschlagen hat, stößt LaPointe an und murmelt ohne aufzusehen ›Entschuldigung‹; in ihrer Stimme schwingt ein Unterton von Angst. Sie wird zu spät nach Hause kommen. Ihre Eltern werden wütend sein; sie werden sie schelten, weil sie sie lieben. Der Lieutenant kennt das Mädchen und ihre Eltern. Sie wollen, daß sie Krankenschwester wird, und lassen sie stundenlang lernen, weil sie in der Schule nicht mitkommt. Das Mädchen tut ihr Bestes, aber sie schafft es einfach nicht. Für ihre Ausbildung, für ihre Zukunft haben sich die Eltern jahrelang alles vom Munde abgespart, sich nichts gegönnt. Sie ist ihr ein und alles: ihre Zukunft, ihr Stolz, ihre Ausflucht.
    Das Mädchen wünscht sich oft, es wäre tot.
    Als er an der Rue Guilbault

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