Ein Herzschlag danach
schaute Jack und mich an. »Sie … ist nicht tot …«
Jack ließ die Pistole sinken und starrte Suki entgeistert an. » Was?«
»Ich hab’s gesehen, ich meine, gehört. Eure Mutter lebt. Sie wird gefangen gehalten. Wie Thomas.«
Es wurde totenstill. Plötzlich wurde ich von einer Welle von Emotionen überrollt. Tief aus meinem Innern stieg eine ungeheure Wut auf. Mit einem Schrei stürzte ich mich auf Rachel, aber Alex riss mich zurück. Ich wehrte mich wie eine Löwin. Ich wollte, dass Rachel mehr sagte. Ich wollte in ihren Kopf wie Suki, wollte alles herausfinden, was sie wusste. Meine Mutter lebte! Dann plötzlich verließ mich alle Energie. Ich wäre kraftlos zusammengebrochen, wenn Alex mich nicht festgehalten hätte. Stumm schaute ich Jack an. Er richtete die Pistole auf Rachels Stirn.
»Tu’s nicht!«, schrie Demos.
»Jack!«, brüllte Alex fast gleichzeitig.
»Demos! Sie kommen!«
Wir wirbelten herum. Amber klammerte sich an Ryders Arm. »Ich kann sie spüren!«
Demos sah Alicia fragend an. Ihre Augen wurden ausdruckslos und leer, doch plötzlich leuchteten sie auf. »Ja, ich kann etwas hören. Es sind viele. Sie sind nicht mehr weit entfernt.«
»Verdammt!«, fluchte Demos. »Wir müssen verschwinden. Bringt Rachel ins Mobil. Harvey, Bill – kommt her!«
Zwei Gestalten tauchten von beiden Seiten des Autos aus der Dunkelheit auf und liefen auf uns zu.
»Rachel bleibt bei uns. Ich bin noch nicht fertig mit ihr!« Jack hatte sie am Arm gepackt. Aber Ryder hatte ihren anderen Arm ergriffen. Sie starrten sich feindselig an. Rachel blickte wie gehetzt zwischen ihnen hin und her. Offensichtlich wusste sie nicht, welches Schicksal das schlimmere wäre.
»Du kannst sie ausfragen, wenn das hier vorbei ist«, sagte Demos und baute sich vor Jack auf. »Vorerst bleibt sie bei uns. Ihr könnt uns folgen.«
»Komm schon, Jack«, sagte Alex und packte ihn am Arm.
Widerwillig ließ Jack Rachel los. Ryder zerrte sie zum Mobil, wobei sie wild um sich trat und schrie. Ziemlich unsanft stieß er sie in das Fahrzeug.
Alex rannte zum Auto und zog mich mit sich.
Wir hatten höchstens zehn Meter zurückgelegt, als Suki aufschrie. »Zu spät! Wir schaffen es nicht mehr! Sie sind zu schnell!«
Sie deutete auf etwas in der Ferne. Scheinwerfer durchschnitten die Nacht. Alex fluchte leise.
»Wir müssen bleiben und uns den Weg frei kämpfen.« Demos’ Stimme war ruhig. Er stand so still wie ein Joshuabaum, während er die Entfernung zu den auf und ab hüpfenden Lichtstrahlen am Horizont abschätzte.
»Wie viele sind es, Alicia?«
»Kann ich nicht genau erkennen. Jedenfalls mehr als ein Dutzend. Vielleicht fünfzehn.«
Demos drehte sich um. »Suki?«
Sie schloss ein paar Sekunden lang die Augen. »Ja, stimmt ungefähr. Zwei Autos. Alle sind bewaffnet.«
»Wir müssen weg!«, rief Ryder.
»Nein – wir haben nicht genug Zeit«, antwortete Demos. »Wir können nicht vor ihnen fliehen. Sie würden uns schon nach ein paar Kilometern stellen. Wenn wir bleiben, sind wir im Vorteil. Wir können gegen sie kämpfen – oder sie zumindest außer Gefecht setzen, damit sie uns nicht mehr verfolgen können.«
Ryder sprang vom Mobil herunter. »Gut, aber dann sollten wir sie aufhalten, bevor sie in Schussnähe kommen.«
Demos wandte sich wieder an Alicia. »Sag mir, wer welche Waffen hat.«
»Ihr müsst zuerst die Beifahrer eliminieren«, warf Alex ein. »Sie haben Waffen, mit denen sie euch ausschalten können.«
In mir zog sich etwas zusammen, als ich mich an die grausamen Kopfschmerzen erinnerte.
»Die anderen haben normale Schusswaffen«, fuhr Alex fort.
»Lila, gib Ryder und Amber die Pistolen zurück«, bat Demos.
Dieses Mal zögerte ich nicht. Die eine Pistole ließ ich samt Magazin zu Ryder fliegen und die andere zu Amber.
Alex schob mich zu Jack hinüber. »Jack, bring Lila zum Auto. Bring sie hier raus. Wir halten die Einheit auf.«
Ich wirbelte herum. Alex prüfte gerade seine Pistole. »Kommt nicht infrage. Ich bleibe. Ich kann auch kämpfen!«
Jack unterbrach mich sofort. »Ausgeschlossen. Du kommst mit mir. Los, gehen wir!«
»Nein, ich bleibe hier bei den anderen.« Ich warf einen Blick auf die Gruppe, die sich eng um Demos geschart hatte.
Alex starrte mich wütend an. Ich hörte ihn mit den Zähnen knirschen, aber ich reckte die Schultern und starrte genauso wütend zurück. Ich würde mich nicht einfach in ein Auto packen und wegbringen lassen. Schon gar nicht, wenn er hierblieb.
Alex
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