Ein Liebeslied fuer dich
und sie wusste nicht, ob es seine oder ihre Tränen waren. Vielleicht weinten sie beide.
„Wenn ich mehr Zeit hätte, könnte ich dir beweisen, dass ich dich immer geliebt habe“, flüsterte Ted. „Leider habe ich die Beweise nicht, deshalb musst du es mir einfach glauben.“
Meg brachte kein Wort heraus.
„Und halte Brad O’Ballivan fest. Schluck bloß deinen verdammten McKettrick-Stolz herunter.“
„Er hat gesagt, dass er mich liebt.“
„Glaubst du ihm?“
„Ich weiß es nicht“, gab sie zu.
„Liebst du ihn denn?“
Meg nickte.
„Hast du es ihm gesagt?“
„Irgendwie schon.“
Ted lächelte matt. „Das reicht nicht. Irgendwie schon ist nie gut genug.“ Er betrachtete sie, als wollte er sich ihr Gesicht einprägen. „Rufst du die Schwester, bitte? Das Schmerzmittel wirkt nicht richtig.“
Meg läutete. Sekunden später war Hilfe da, und sie eilte in die Cafeteria. Als sie mit Carly und Brad zurückkehrte, war das Zimmer voller Schwestern und Ärzte.
Carly riss sich von Meg los, drängte sich ans Bett und griff nach der Hand ihres Vaters.
Eine Krankenschwester wollte sie wegschieben, doch Brad ließ es nicht zu. „Lassen Sie das Mädchen!“, befahl er.
„Dad!?“, flüsterte Carly verzweifelt. „Dad, geh nicht!“
Sekunden später war es vorbei. Auf dem Monitor war kein Herzschlag mehr zu erkennen.
Schluchzend warf Carly sich nicht in Megs Arme, sondern in die von Brad. Er hielt das Mädchen fest und zog auch Meg an seine Seite.
Benommen ließ sich Carly aus dem Krankenhaus führen. In Teds Zimmer war sie untröstlich gewesen, jetzt weinte sie nicht mehr, sondern starrte nur stumm vor sich hin.
Brad fuhr mit ihnen nicht zur Triple M zurück, sondern brachte sie auf seine eigene Ranch. Er rief erst Eve und dann Jesse an. Wie durch dichten Nebel hindurch hörte Meg, wie er ihren Cousin bat, sich um die Pferde zu kümmern.
Er telefonierte auch mit anderen, doch das nahm sie nicht mehr richtig wahr. Sie saß am Tisch und beobachtete, wie Carly neben Willie kniete und das Gesicht in sein Fell presste.
Brad musste Olivia darum gebeten haben, denn sie kam mit einem Stapel Pizzaschachteln. Sie stellte sie ab, wusch sich die Hände im Spülbecken und begann den Tisch zu decken.
„Ich habe keinen Hunger“, sagte Carly leise.
„Ich auch nicht“, fügte Meg hinzu.
„Tut mir den Gefallen, okay?“, bat Olivia.
Die Pizza schmeckte wie Pappe, aber Meg war froh, etwas zu tun zu haben. Carly schien es ähnlich zu gehen.
Mit großen Augen sah das Mädchen Brad an. „Bleiben wir heute Nacht hier?“
„Ja“, antwortete Olivia für ihn.
„Wer sind Sie?“
„Ich bin Livie, Brads Schwester.“
„Die Tierärztin?“
Olivia nickte.
„Mein Dad ist heute gestorben.“
Olivias Augen füllten sich mit Tränen. „Ich weiß.“
Meg schluckte, sagte jedoch nichts. Brad nahm ihre Hand und drückte sie.
„Sind Sie gern Tierärztin?“, fragte Carly.
„Ich liebe meinen Beruf, aber manchmal ist es schwer. Zum Beispiel, wenn man alles tut, um einem Tier zu helfen, und es trotzdem nicht wieder gesund wird.“
„Ich dachte, mein Dad wird wieder gesund, aber das wurde er nicht.“
„Unser Dad ist auch gestorben“, erzählte Olivia nach einem Blick in Brads Richtung. „Er wurde bei einem Viehtrieb vom Blitz getroffen. Zuerst dachte ich, das muss ein Missverständnis sein – dass er in Phönix bei einer Viehauktion ist oder in den Bergen nach entlaufenen Kälbern sucht.“
„Hört es je auf, wehzutun?“, fragte Carly mit leiser zitternder Stimme.
Meg schloss die Augen. Hört es je auf, wehzutun?
„Du wirst deinen Dad nie vergessen, falls du das meinst“, erwiderte Olivia, „aber es wird leichter werden. Brad, unsere Schwestern und ich hatten Glück. Wir hatten Big John, unseren Großvater – so, wie du Meg hast.“
Brad schob seinen Stuhl zurück, ging ans Fenster über der Spüle und schaute hinaus.
„Big John ist auch gestorben“, fuhr Olivia fort, „aber da waren wir alle schon erwachsen. Er war für uns da, als es darauf ankam, und jetzt haben wir uns.“
Carly sah Meg an. „Du stirbst doch nicht auch, oder? Du stirbst nicht und lässt mich allein?“
Meg erhob sich und umarmte das Mädchen. „Ich bin für dich da!“, versprach sie.
Erst nach einem langen Moment löste Carly sich von ihr. „Wo soll ich schlafen?“
„Wie wäre es mit meinem Zimmer?“, antwortete Olivia. „Es hat zwei Betten. Du kannst das am Fenster haben, wenn du
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