Ein Millionär, der an die Liebe glaubt
verantwortungsvollen Job antrat, wollte sie eine verrückte, stürmische Liebesaffäre erleben. Nur dieses eine Mal. Eine Nacht der Leidenschaft, bevor sie wieder die brave, zurückhaltende, zuverlässige Shayla wurde. Das wollte sie sich gönnen. War doch wohl nicht zu viel verlangt, oder?
Nervös fuhr sie sich durchs Haar. Zuerst musste sie sich noch auf die Party einschleichen. Denn eine Einladung besaß sie nicht.
Die Tür zur Damentoilette schwang auf, und mehrere Frauen traten ein. Wortlos lächelte man sich an, und Shayla bemerkte, dass eine der Damen neidvoll ihr Abendkleid betrachtete. Das freute und beruhigte sie. Ganz offensichtlich war nicht zu erkennen, dass es sich um ein altes Designerkleid ihrer Mutter handelte – ein Überbleibsel aus besseren Tagen der Familie Charleston. Shayla hatte es nur ein wenig aufgepeppt.
Noch ein prüfender Blick in den Spiegel. Ihr Make-up war perfekt, ihr Haar saß gut. Wenn man bedachte, dass sie sich in einem schäbigen kleinen Motelzimmer zurechtgemacht hatte, vor einem verkratzten alten Spiegel unter einer flackernden Deckenlampe, war das fast ein Wunder. Eine bessere Unterkunft konnte sie sich zurzeit nicht leisten. Aber trotz der widrigen Umstände strahlte sie jetzt Wohlstand, Eleganz und Würde aus – etwas, das die Charlestons seit zehn Jahren bitter vermissten. Und das war die Schuld der Familie Dante.
Jetzt würde sie auf Erkundungstour gehen, zur Vorbereitung auf das Treffen morgen. Wenn sie ein Gefühl für die Entscheidungsträger bekam, konnte sie sich auf sie einstellen und war vielleicht in einer besseren Verhandlungsposition. Das war dringend nötig, wenn sie bedachte, dass sie wenig Ahnung und erst recht keine Erfahrung mit der Materie hatte. Unsicher griff sie nach ihrer perlenbesetzten Handtasche, in der sie die Liste hatte. Zu ihrer Verärgerung stellte sie fest, dass der Verschluss schon wieder aufgesprungen war, als sie sie auf dem Waschbecken abgelegt hatte.
Auch die Handtasche hatte ihrer Mutter gehört, ein weiteres Überbleibsel aus den längst vergangenen Zeiten des Wohlstands und der Sorglosigkeit. Normalerweise hätte es sie nicht gestört, dass der Verschluss kaputt war, aber in diesem Fall schon.
Denn was sich in der Handtasche befand, war Millionen wert.
Es durfte auf keinen Fall verloren gehen. Das restliche Geld für die College-Ausbildung hätte sie ihrer Großmutter vielleicht zurückzahlen können, aber ihr diesen Verlust zu ersetzen – das würde ihr nie gelingen. Shayla griff in die Handtasche und schob das kleine Ledersäckchen ganz nach unten. Dann zog sie die Liste hervor, die ihr ihre Großmutter gegeben hatte, und prägte sich noch einmal die Namen ein.
Primo Dante: der Familienpatriarch und Gründer des Dante-Schmuckunternehmens, jetzt im Ruhestand. Severo Dante, Geschäftsführer und Vorstandsvorsitzender. Dann die Zwillinge Marco und Lazzaro. Marco war für das Auslandsgeschäft zuständig; ihn würde sie wahrscheinlich nicht treffen. Lazzaro hingegen, der die Finanzen verwaltete, würde mit Sicherheit bei dem Meeting dabei sein. Mehr wusste ihre Großmutter nicht, mehr hatte sie leider nicht herausgefunden. Es musste genügen.
Immerhin kannte sie die Namen, das war ja schon mal was. Zufrieden faltete Shayla das Blatt wieder zusammen und steckte es zurück in die Handtasche. Zur Sicherheit überprüfte sie noch einmal, ob der Verschluss hielt. Dann holte sie tief Luft, betrachtete ihr Spiegelbild und nickte. Sie konnte nur hoffen, dass sie in der Gesellschaft nicht auffallen würde.
Nachdem sie die Damentoilette verlassen hatte, musterte sie die Gäste, die im Foyer warteten. Das Schwierigste würde sein, an den Sicherheitsleuten vorbeizukommen, die die Einladungen kontrollierten. Doch dann sah sie ihre Chance. Eine größere Gruppe lachender und plaudernder Menschen verließ den Vorraum und ging auf den Eingang zu, und so unauffällig wie möglich schloss sie sich ihnen an, tat so, als gehörte sie dazu. Mit einer lässigen Handbewegung winkte der Chef-Sicherheitsmann die Gruppe durch. Ich bin drin, dachte Shayla. Das war ja einfach! Und jetzt an die Arbeit. Die Dantes finden.
Und vielleicht den perfekten Mann. Den Mann, der die heutige Nacht zur schönsten meines Lebens macht.
Ihre schlanke, elegante Erscheinung fiel Draco Dante sofort auf, als sie den Raum betrat. Kaum hatte er sie gesehen, begehrte er sie mit einer Leidenschaft, die ihn fast in die Knie zwang. Vielleicht war es gedankenlos von ihm, dass
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