Ein Noah von heute
es mir nicht schwer, ihm die Schlinge über den Kopf zu streifen und langsam anzuziehen, bis sie ihm um den Hals lag. Dann zog ich sie fest.
Unglücklicherweise hatte ich in meiner Aufregung vergessen, das andere Ende des Seiles irgendwo anzuknüpfen, und was noch schlimmer war, ich kniete auf dem losen Ende. Sowie der Waran fühlte, daß sich die Schlinge um seinen Hals zuzog, schoß er wie eine Rakete vorwärts, wobei sich das Seil so straff spannte, daß es mir unter den Knien weggerissen wurde und ich abrutschte. Da ich mich an der glatten Oberfläche, die vom Wasserfall bespritzt wurde, nirgends festhalten konnte, rutschte ich über den Felsrand und stürzte hinunter. Ich weiß noch, während des Sturzes hoffte ich, daß der Waran vor Schrecken über mein plötzliches Erscheinen auf einen Kampf verzichten und die Flucht ergreifen würde. Ich hegte kein Verlangen, mit seinen gutbewaffneten Füßen in nähere Berührung zu kommen. Zum Glück traf das ein. Der Waran erschrak so sehr, daß er zwischen den Felsen hervorstürzte und der Uferböschung zustrebte, wobei er das Seil nachschleppte. Er kam jedoch nicht sehr weit, denn sobald er aus dem Felsengewirr auftauchte, warfen ihm die Eingeborenen das Netz über, und binnen Sekunden wand er sich fauchend in den Maschen. Als es uns endlich gelungen war, ihn von dem Netz zu befreien und an einer langen Stange festzubinden, schickte ich einen der Jäger mit ihm zum Lager zurück. Ich freute mich sehr über den Fang dieser großen Echse; doch da wir nicht ihretwegen in die Berge gestiegen waren, setzten wir unseren Weg durch den Wald fort.
Kurz darauf nahmen die Hunde eine neue Fährte auf. Diesmal ergab sich eine viel längere und interessantere Jagd. Erstens einmal lief das Tier, dem wir nachsetzten, bergab, und wir mußten auf dem Hang im raschen Lauf über Felsbrocken springen, was recht gefährlich war, da ein Sturz zu einem gebrochenen Bein oder etwas noch Schlimmerem hätte führen können.
Auf einmal kehrte unsere Beute um und rannte bergauf. Wir mußten wohl oder übel schwitzend und keuchend hinterher. Diese Jagd dauerte drei Viertelstunden, bis wir, den Glocken der Hunde folgend, zu einer ebenen Stelle kamen, wo sich die Meute um das eine Ende eines großen hohlen Baumstammes drängte, der auf dem Waldboden lag. In der Höhlung saß ein weißes Tier mit ulkigem bärenhaftem Gesicht und kleinen Ohren. Mit zornigem Ausdruck starrte es die Hunde an, die es ankläfften. Der eine Hund war, wie ich bemerkte, in die Nase gebissen worden, und so begriff ich, warum die Meute diskreten Abstand von diesem sonderbaren Tier hielt.
Als der Bärenmaki uns sah, verzog er sich in das hohle Innere des Baumstamms.
Wir riefen die Meute ab, legten ein Netz über das Ende des Stammes und gingen dann zum andern Ende, um uns zu vergewissern, daß dort kein Ausgangsloch vorhanden war. Hier war der Stamm nicht hohl, und so wußten wir, daß der Maki nur eine Möglichkeit hatte, seinen Schlupfwinkel zu verlassen, und dieser Ausgang wurde von unserem Netz bewacht. Jetzt handelte es sich nur noch darum, ihn aus dem Baumstamm zu treiben. Zum Glück war das Holz sehr morsch und weich, so daß wir mit unsern Messern am anderen Ende des Stammes ein Loch schneiden konnten. In der Höhlung machten wir ein kleines Feuer, und als es schön brannte, legten wir grüne Blätter darauf, so daß dicker, durchdringender Rauch durch den hohlen Baumstamm fuhr. Eine Zeitlang hörten wir den Maki drinnen gereizt husten, doch schließlich ertrug er den Rauch nicht mehr und schoß aus dem Stamm in das Netz, in dem er sich schnappend und fauchend wälzte. Wir wurden fast alle gebissen, während wir ihn mit einiger Mühe von dem Netz in einen starken Sack überführten. Dann trugen wir ihn frohlockend zum Lager zurück. In den ersten Tagen war er sehr wild und ging auf die Käfigstangen los, sooft ich mich ihm näherte. Doch nach einer Weile wurde er in der Gefangenschaft recht zahm, und einige Wochen später kam er sogar heran und fraß mir aus der Hand oder ließ sich von mir hinter den Ohren kraulen.
Im Kamerungebirge werden die dichten Wälder von einem Plateau mit Gras und Alpenkräutern abgelöst, und in dieser Gegend besteht die beste Fangmethode darin, die Tiere ins Netz zu treiben. In dieses Grasgebiet zog ich, um das Ölpalmhörnchen zu fangen, das größte Eichhorn, das in Kamerun gefunden wird und ungefähr doppelt so groß ist wie unser gemeines Eichhörnchen. Das Rieseneichhorn kommt auch
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