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Ein Noah von heute

Ein Noah von heute

Titel: Ein Noah von heute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerald Malcolm Durrell
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vierhundertfünfzig Kilometer von der Küste entfernt. Dieses Dorf hatte ich als Basis ausersehen.
    Die Erde in Kamerun ist rot, und so wand sich durch die Berge eine ziegelrote Straße, auf beiden Seiten gesäumt von ungeheuren Bäumen. Unterwegs sah ich Scharen leuchtender Vögel, winzige glitzernde Sonnenvögel, die Nektar von den Blüten naschten, große glänzende Pisangfresser ähnlich Riesenelstern, die an wilden Feigen pickten, und manchmal schreckte der Lastwagen einen Schwarm Nashornvögel auf, die quer über die Straße flogen, wobei ihre Schwingen stark rauschten, und ärgerlich kreischten.
    Im Unterholz am Straßenrand huschten zahlreiche Drachen umher. Diese Echsen, die zur Familie der Agamen gehören, waren fast so bunt wie die Vögel; denn die Männchen haben einen lebhaft orangegelben Kopf und einen blau, silbern, rot und schwarz schillernden Körper; die Weibchen sind rosenrot und hell apfelgrün getüpfelt. Sie haben die sonderbare Gewohnheit, heftig mit dem Kopf zu nicken, und es sieht sehr lustig aus, wenn sie hin und her schießen und einander jagen, plötzlich aber innehalten, um mit dem lebhaft gefärbten Kopf zu nicken. Fast ebenso zahlreich wie die Drachen waren die Zwergeisvögel, winzigkleine Vögel, kleiner als ein Sperling, mit hellblauem Rücken, orangefarbener Brust, korallenroten Füßen und Schnabel. Im Gegensatz zum europäischen Eisvogel leben diese kleinen Vögel von Heuschrecken und anderen kleinen Insekten. Zu Dutzenden saßen sie auf den Telegrafenstangen oder auf abgestorbenen Baumstümpfen am Straßenrand, und alle äugten hoffnungsvoll in Gras und Sträucher hinab. Mitunter fiel einer von ihnen wie ein Stein von seinem Sitz, und wenn er aus dem Gras wieder aufflatterte, hatte er eine Heuschrecke von fast gleicher Größe wie er selbst fest im Schnabel.
    Drei Tage nach dem Aufbruch von der Küste gelangte ich nach Mamfe. Ich hatte dieses Dorf aus verschiedenen Gründen als Basis ausgesucht. Wenn man freilebende Tiere sammelt, muß man den Standort sehr sorgsam auswählen: Ein Laden sollte ziemlich leicht zu erreichen sein, so daß man sich genügend Vorräte an Konservenbüchsen, Nägel, Drahtnetz und andere wichtige Dinge beschaffen kann, und auch eine Straße muß leicht erreichbar sein, damit man beim Aufbruch den Wagen möglichst nahe heranfahren kann, wenn es ans Aufladen geht. Zweitens muß man sich vergewissern, daß die Basis in einem guten Fanggebiet liegt, an einem Ort, der noch nicht von Farmen und Leuten so übervölkert ist, daß die meisten freilebenden Tiere vertrieben worden sind. Mamfe eignete sich in dieser Hinsicht vorzüglich; deshalb wurde am Ufer des Flusses, etwa anderthalb Kilometer vom Dorf entfernt, eine Lagerrodung geschaffen und das große Zelt, das ich mitgebracht hatte, aufgeschlagen. Dieses Zelt sollte mir und meinen Tieren in den nächsten sechs Monaten als Heim dienen.
    Ehe ich mit dem eigentlichen Fang beginnen konnte, mußte ich dafür sorgen, daß das Lager als Basis reibungslos funktionierte. Käfige, Gehege und Wasserlöcher mußten geschaffen werden, ebenso palmgedeckte Hütten für die Afrikaner, die ich beschäftigte. Ich mußte Vorkehrungen für angemessene Nahrungs- und Wasserversorgung treffen, denn wenn man zweihundert oder dreihundert Tiere gefangen hat, ist der tägliche Verbrauch ungeheuerlich. Ebenso wichtig war es, mit möglichst vielen Häuptlingen zu sprechen, ihnen Zeichnungen und Fotografien der gewünschten Tiere zu zeigen und ihnen zu sagen, wieviel ich für das einzelne Exemplar bezahlen würde. Wenn sie dann in ihre Dörfer zurückkehrten, gaben sie ihren Leuten Bescheid, und so hatte ich schließlich alle Dorfbewohner meilenweit in der Runde als Helfer für meine Arbeit gewonnen.
    Als endlich alles fertig war und viele leere Käfige auf einen Inhalt warteten, konnte ich mit der Jagd auf die fremdartigen Tiere beginnen, um deretwillen ich eine so weite Reise gemacht hatte.
    Beim Tierfang gibt es eigentlich keine feststehenden Regeln. Alles hängt von der Beschaffenheit des Landes oder der Gegend ab, in der man arbeitet, und von der Tiergattung, die man fangen möchte. In Kamerun benutzte ich mehrere verschiedene Methoden; am erfolgreichsten erwies es sich, den Wald mit eingeborenen Jagdhunden zu durchstöbern. Diese Hunde tragen hölzerne Glöckchen am Hals, so daß man am Geschepper erkennen kann, wo sie sich aufhalten, wenn sie im dichten Gebüsch verschwinden, um ein Tier zu verfolgen.
    Eine der aufregendsten Jagden

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