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Ein Pony auf großer Wanderung

Ein Pony auf großer Wanderung

Titel: Ein Pony auf großer Wanderung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Caspari
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sich zu immer neuen Figuren zusammenfanden. Sie trugen historische Uniformen mit Dreispitz und weiße Lockenperücken, und Ignaz Albert brauchte eine Weile, bis er die Gesichter identifiziert hatte: Bille, Simon, Florian, Nico, Franca, Peter, Caroline und Beppo. Sie hatten die Rappen und die dunkelsten Braunen ausgewählt, um ein einheitliches Bild darzustellen. Die Mähnen waren weiß eingeflochten, weiße Satteldecken und Stirnbänder leuchteten mit den bestickten Uniformröcken um die Wette.
    Der erste Satz der Feuerwerksmusik — der Vorführung entsprechend gekürzt — ging in einen anderen über, und die Reiter verließen die Halle, um sofort von einer weiteren Gruppe abgelöst zu werden. Diesmal waren es Joy, Daniel, Christine und Carl-Anton, die eine Vorführung mit vier Schimmeln zeigten. Ihre blauen Reitröcke sahen wunderhübsch auf dem schneeweißen Fell der Pferde aus.
    Jetzt kamen zwei Reiter in die Bahn. Iris Körber und Bernd Toellmann zeigten einen Pas de deux mit ihren Pferden. Auch sie waren historisch gekleidet, Iris Körber ritt im Damensattel und trug ein langes Reitkleid aus bordeauxrotem Samt.
    Wieder wechselte die Musik. Auf das romantische Menuett folgte eine frische Jagdmusik. Eine bunte Hofgesellschaft wurde von Pagen hereingeführt — die Behindertengruppe. Sie winkten und warfen Konfetti oder schwenkten ihre Hüte, während sie im Schritt dreimal die Runde machten.
    Eine Zwölfergruppe zeigte noch einmal eine Quadrille. Es war bewundernswert, wie exakt die Figuren trotz der Enge in der Halle ausgeführt wurden, wie nahtlos sich Paar für Paar immer wieder einfädelte.
    Für die Schlußnummer hatten sie sich den Triumphmarsch aus der Oper Aida gewählt. Im Trab kam Luzifer in die Bahn, auf seinem Rücken einen Turm aus Mädchen. Die oberste , Mini, hielt eine Fahne mit der Aufschrift Ignaz Albert — 50 — Alles Gute! Dem Rappen folgten die übrigen Reiter in Zweier- und Dreiergruppen nach den Farben der Pferde zusammengestellt. Bald war die Halle so überfüllt, daß kein Huf mehr auf dem Boden Platz gefunden hätte. Hier und da hörte man ein Quieken und Keilen, aber im großen und ganzen schienen sich die Vierbeiner der Wichtigkeit des Augenblicks bewußt zu sein. Unter donnerndem Applaus leerte sich die Bahn. Bille, die unter den letzten war, spähte zum Geburtstagskind hinauf. Von Ignaz dem Schrecklichen sah man nur ein riesiges weißes Taschentuch, durch das ein gewaltiges und anhaltendes Schneuzen drang.
    Jetzt rannten ein Dutzend Helfer in die Bahn. Jeweils zu zweit verlegten sie die Fertigteile des Bretterbodens. In Minuten war die Halle in einen Festsaal verwandelt. Bänke und Tische wurden aufgestellt, in einer Ecke baute eine Kapelle ihre Instrumente auf. Vor dem Tor wogte und wuselte die Schar der Helfer durcheinander.
    „Jetzt Moischele mit dem Weinfaß ! Vorsicht, die hintere Girlande rutscht vom Wagen! Und gleich danach fahrt ihr den Wagen mit dem kalten Büfett herein, aber langsam! Denkt an das Geschirr! Und du tu mir einen Gefallen und laß keine Äpfel fallen“, mahnte Bille.
    „Äpfel haben wir doch gar nicht“, gab Mini erstaunt zurück.
    „Dich meine ich ja nicht. Ich sprach mit Moischele . Also, los geht’s!“
    Der Auftritt des winzigen Shetlandponys mit dem blumengeschmückten Handkarren, auf dem das Weinfaß lag, erntete Sonderapplaus. Ihm folgte ein größerer Wagen, gezogen von Zottel, der mit einem weißen Laken abgedeckt war. Zwei Pagen entfernten das Tuch, als der Wagen seine Position erreicht hatte und die Räder mit Bremsklötzen gesichert worden waren. Ein üppiges Angebot an Braten, Wurst und Schinken, Salaten, Käse und Süßspeisen wurde sichtbar, und in der Mitte thronte eine mehrstöckige Geburtstagstorte, deren Lichter jetzt eilig angezündet wurden. Die jungen Reiter — nun ohne ihre Pferde — stellten sich im Halbkreis auf und sangen aus voller Kehle, so gut oder schlecht sie konnten: „Happy birthday to you !“
    Ignaz der Schreckliche hatte seine Fassung wiedergefunden, mit einem mächtigen Satz sprang er über die Balustrade in die Bahn hinunter, daß der Bretterboden donnerte und Moischele neben ihm unwillkürlich ein paar Zentimeter in die Luft gehoben wurde.
    Ein paarmal öffnete der Lehrer den Mund, wollte etwas sagen, seine Schnurrbartspitzen zittterten , er räusperte sich und machte einen neuen Versuch, ebenso vergeblich.
    „Ich weiß nicht, was ich sagen soll“, krächzte er schließlich heiser. „Ich bin überwältigt.

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