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Ein Stern fiel vom Himmel

Ein Stern fiel vom Himmel

Titel: Ein Stern fiel vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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das Telefon und verfolgte mit sichtlichem Interesse einen Depeschenwechsel zwischen zwei Dampfern in der Nähe von Kapstadt. Da sagte Lorenzen:
    »Es geht nicht, Rudi, daß Sie hier den ganzen äther abfrühstücken. Der Empfänger muß auf unserer Stationswelle stehen. Besonders jetzt, wo ›St 8‹ unterwegs ist.« Und er stellte den Empfänger wieder auf die mit den Eggerth-Reading-Werken verabredete Geheimwelle ein. Rudi warf den Kopfhörer auf den Tisch.
    »Gemeinheit, Lorenzen! An der interessantesten Stelle haben Sie mir das Gespräch abgekniffen. Aber ich weiß, was ich tue.«
    »Na, was denn, mein Jungchen?« lachte der Funker.
    »Sehr einfach! Morgen fange ich an und baue mir einen eigenen Empfänger. Wir haben ja genug Einzelteile im Lager.«
    Und nun begann Rudi zu erzählen, was für einen großartigen Empfänger er sich bauen würde und begeisterte sich dabei immer mehr für den eben erst gefaßten Plan. Mitten in seine Schilderung hinein brummte der Summer des Stationsempfängers.
    »Wie gut, Rudi, daß wir richtig auf Empfang stehen«, meinte Lorenzen, während er den Kopfhörer überschob.
    Es war ›St 8‹, das anfragte, ob man auch auf der Station etwas von dem Boliden gesehen habe. Da konnte nun Lorenzen dienen, und da er seine eigenen Ansichten mit der Autorität von Dr. Wille bemäntelte, gab es ein längeres Hin- und Herfunken, bis die Station wieder auf Empfang stand und Rudi seine Baupläne weiter ausspinnen konnte.
    In einem Mittelraum des Stationshauses hatte Dr. Wille sein erdmagnetisches Kabinett eingerichtet. Als Observatorium war es ursprünglich gedacht, aber in den wenigen Monaten, die sie hier waren, war daraus bereits zum Teil ein Laboratorium mit ganz ungewöhnlichen Apparaten und Einrichtungen geworden. Neben den üblichen Magnetometern für die fortlaufende Registrierung der erdmagnetischen Intensitäten standen hier auch hochempfindliche elektrische Meßinstrumente, und schließlich nahmen bizarr geformte Glasröhren, in denen Dr. Wille den Einfall der Sonnenelektronen studieren wollte, einen guten Teil des Raumes in Anspruch.
    Nach dem Abflug des Stratosphärenschiffes hatte sich Wille mit seinem Assistenten hierhin begeben, und jetzt waren die beiden Gelehrten in eine lebhafte Meinungsverschiedenheit geraten. Schmidt, eine international anerkannte Kapazität auf dem Gebiet des Erdmagnetismus, hatte an der Elektronentheorie Willes allerlei auszusetzen.
    »Sie geben doch wenigstens zu, Herr Schmidt, daß ein Zusammenhang zwischen den Sonnenflecken und den änderungen des Erdmagnetismus besteht«, rief Dr. Wille, ärgerlich über die Einwände des andern.
    Schmidt kniff die Lippen zusammen und antwortete zögernd, wie wenn er jedes Wort abwägen müsse. »Ein Zusammenhang scheint vorhanden zu sein, aber wir kennen das Wesen dieses Zusammenhanges noch nicht.«
    Wille griff nach einem kleinen Modell. Es stellte eine Erdkugel dar, an deren beiden Polen eigenartig gewundene Drähte angebracht waren.
    »Der Zusammenhang muß für jeden denkenden Menschen vollkommen klar sein«, fuhr er fort »Aus den Sonnenflecken werden Unmengen von Elektronen mit enormen Geschwindigkeiten in den Weltraum geschleudert. Ein Teil davon kommt der Erde so nahe, daß er unter den Einfluß des erdmagnetischen Feldes gerät. Und dann …« Er fuhr mit den Fingern an den Drähten des Modells entlang, »sausen sie in Kurven um den großen Erdmagneten herum, bis sie an einem der beiden Pole in den Erdball eintreten.«
    »Man hat sie noch nicht eintreten sehen«, warf Schmidt ein.
    »Ich werde Ihnen den Eintritt in diesen Vakuumröhren zeigen, Herr Schmidt. Aber Sie haben ihn auch schon vorher gesehen. Jedes Nordlicht, jedes Südlicht ist ja nichts anderes als ein solcher Elektronenhagel in der obersten dünnen Atmosphäre.« »Eine hübsche Theorie, aber noch nicht bewiesen«, widersprach Schmidt.
    »Am Modell im Laboratorium klipp und klar bewiesen, Sie ungläubiger Thomas!« ereiferte sich Wille. »Geben Sie endlich den Elektronenfluß von der Sonne her in die beiden Erdpole zu?«
    »Höchstens als Arbeitshypothese, Herr Wille, deren Wahrheitsgehalt sich erst erweisen muß«, sagte Schmidt.
    »Meinetwegen können Sie auch Hypothese statt Theorie sagen. Jedenfalls ist dieser riesige Elektronenfluß nichts anderes als ein enorm starker elektrischer Strom, der den Erdmagneten umfließt und ihn in seiner Intensität beeinflussen muß!«
    »Wenn er tatsächlich vorhanden ist!« warf der unverbesserliche Schmidt

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