Ein süßes Abenteuer
ausgesagt, dass Henry Latimer und sein Busenfreund Frank Hollis sich als Mittelsmänner betätigen. Natürlich beweist das noch gar nichts, aber es bestätigt immerhin unseren Verdacht gegen Latimer.“
„Ja, durchaus“, räumte Diana ein. „Nur, Henry Latimer hat gestern an Lady Leominsters Diner teilgenommen. Anschließend im Salon ließ er eine Bemerkung fallen, die ich nur als eine indirekte Drohung gegen Sie, Sir … Mr. Springer, auffassen konnte.“
„Schon wieder?“ Neville zog die Augenbrauen hoch. „Allmählich wird es langweilig. Was hat er diesmal gesagt?“
„Er meinte, ich solle Ihnen einen langen Urlaub auf dem Land empfehlen, damit Sie sich entspannen und von Ihrer anstrengenden Arbeit erholen können. Je länger, desto besser.“
„Wie aufmerksam von ihm, Mrs. Rothwell. Sicher haben Sie ihm von ganzem Herzen zugestimmt.“
„Vor allen Dingen habe ich klargestellt, dass ich nicht seine Botin spielen werde, und dass er Ihnen diesen ausgezeichneten Vorschlag selbst unterbreiten soll.“
„Großartig!“
„Ich finde das überhaupt nicht lustig“, protestierte sie plötzlich. „Sie schweben unter Umständen in großer Gefahr. Wollen Sie diesen Fall wirklich weiterverfolgen?“
„Nun, Mrs. Rothwell, als ich Sie bat, kein persönliches Risiko einzugehen, wollten Sie nicht auf mich hören. Erwarten Sie da von mir, dass ich mich anders verhalte? Bedenken Sie, jede neue Drohung deutet darauf hin, dass wir uns der Lösung nähern. Stimmt’s, Mr. Jackson?“
Jackson, der dieses Wortgefecht belustigt verfolgte, setzte rasch eine ernste Miene auf. „Oh ja, natürlich.“
„Aber wir kommen ziemlich langsam voran, oder? Noch haben wir keine handfesten Beweise, wir verdächtigen bloß einzelne Personen“, gab Diana zu bedenken.
Diese Tatsache konnten die beiden Männer nicht bestreiten. Ebenso wenig konnten sie ihr erzählen, dass sie rein zufällig eine Verschwörung zum Sturz der Krone und der Regierung aufgedeckt hatten.
Während Diana ihnen abwechselnd ins Gesicht sah, wurde sie plötzlich argwöhnisch. „Sie verschweigen mir doch nichts? Warum habe ich plötzlich das Gefühl, dass Sie mir nicht die ganze Wahrheit sagen?“
Da meinte Jackson mit einem verbindlichen Lächeln, als wolle er einen unbegründeten Vorwurf entkräften: „Ach, kommen Sie, Mrs. Rothwell! Sie glauben doch nicht im Ernst, dass wir etwas vor Ihnen verbergen würden.“
„Oh doch. So wie ich Sie beide kenne, würden Sie es ohne Bedenken tun, falls Sie es für nötig erachten. Genug davon. Werden Sie nun Henry Latimer und Frank Hollis beschatten lassen? Dass Mr. Hollis unter Verdacht steht, wundert mich eigentlich – ich habe ihn immer für einen hohlköpfigen Stutzer gehalten.“
„Hohlköpfige Stutzer neigen dazu, ihr Vermögen rasch zu verschleudern“, erklärte Jackson. „Und wenn man ihnen eine scheinbar einfache, wenn auch ungesetzliche Möglichkeit bietet, Geld zu verdienen, geben sie leicht der Versuchung nach.“
Nach allem, was Neville über Frank wusste, traf diese Beschreibung auf ihn zu. Auch Diana sah ein, dass Jackson recht hatte. Im Stillen beschloss sie, ein wenig auf eigene Faust zu ermitteln, obgleich ihr noch kein genauer Plan vorschwebte.
Eine wichtige Tatsache wollte sie den beiden Männern jedoch noch mitteilen. „Es dürfte Sie interessieren, dass Henry Latimer sich offenbar blendend mit Prinz Adalbert von Eckstein Halsbach versteht. Zufällig genießt dieser Herr einen sehr fragwürdigen Ruf, vor allem was seine Beziehungen zu Frauen betrifft.“
„Soso“, sagte Jackson. „Ja, ich habe schon viele Gerüchte über den Prinzen gehört. Behalten wir ruhig auch ihn im Auge, das kann nicht schaden. Jetzt verstehe ich, weshalb jeder, der sich nach den vermissten Mädchen erkundigt, so erbarmungslos verfolgt wird. Gewisse einflussreiche Leute würden alles tun, um zu verhindern, dass ein Skandal um einen Verwandten der königlichen Familie ausbricht. Stellen Sie sich vor, was die radikale Presse darüber schreiben würde!“
Eine Weile lang dachten sie alle schweigend über diese nur allzu einleuchtende Theorie nach. „Davon dürfen wir uns nicht abschrecken lassen“, wandte Neville schließlich ein. „Aber ich stimme Ihnen zu, Mr. Jackson, dies könnte erklären, weshalb sie so verzweifelt versuchen, uns zum Schweigen zu bringen.“
Bald darauf beendeten sie ihr Gespräch, und Diana und Neville brachen gemeinsam auf. Während sie sich immer noch ein wenig über seine
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