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Ein Universum aus Nichts - ... und warum da trotzdem etwas ist

Ein Universum aus Nichts - ... und warum da trotzdem etwas ist

Titel: Ein Universum aus Nichts - ... und warum da trotzdem etwas ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence M.Krauss
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letzten Kapitel dargestellten Inflation befindet sich das heute beobachtbare Universum an einer Schwelle, von der an es schneller als mit Lichtgeschwindigkeit expandieren wird. Und wegen der beschleunigten Expansion wird alles nur noch schlimmer werden.
    Das heißt, je länger wir warten, desto weniger werden wir sehen können. Galaxien, die heute für uns sichtbar sind, werden sich eines Tages in der Zukunft schneller als das Licht von uns entfernen und damit unsichtbar werden. Das von ihnen ausgehende Licht wird gegen die Expansion des Raums nicht mehr ankommen und uns niemals mehr erreichen. Sie werden hinter unserem Horizont verschwunden sein.
    Das läuft ein wenig anders ab, als man sich das vielleicht vorstellt. Die Galaxien verschwinden nicht auf einen Schlag oder verblassen funkelnd am Nachthimmel. Wenn ihre Fluchtgeschwindigkeit sich der Lichtgeschwindigkeit nähert, wird das von diesen Objekten stammende Licht vielmehr immer stärker nach Rot verschoben. Schließlich geht ihr gesamtes sichtbares Licht zunächst in den Infrarotbereich über, dann in den Bereich der Mikrowellen, der Radiowellen und so weiter. Am Ende wird die Wellenlänge des von ihnen emittierten Lichts größer als die Ausdehnung des sichtbaren Universums – dann sind sie offiziell unsichtbar geworden.
    Wir können ausrechnen, wie lange das ungefähr dauern wird. Da die Galaxien in unserer lokalen Gruppe alle durch ihre wechselseitige gravitative Anziehung miteinander verbunden sind, werden sie nicht mit der von Hubble entdeckten Hintergrundexpansion zurückweichen. Galaxien, die unmittelbar außerhalb unserer Gruppe liegen, haben etwa 1/5000 der Entfernung erreicht, von der an die Fluchtgeschwindigkeit der Objekte sich der Lichtgeschwindigkeit nähert. Um dorthin zu gelangen, werden sie etwa 150 Milliarden Jahre brauchen – das entspricht ungefähr dem Zehnfachen des aktuellen Alters des Universums. Dann wird alles Licht der Sterne innerhalb der Galaxien um einen Faktor von etwa 5000 nach Rot verschoben sein. In ungefähr zwei Billionen Jahren wird die Rotverschiebung ihres Lichts einen Betrag ausmachen, der ihre Wellenlänge dem Ausmaß des sichtbaren Universums angleicht – der Rest des Universums wird dann buchstäblich verschwunden sein.
    Zwei Billionen Jahre mögen einem als eine lange Zeit erscheinen, und das ist es ja auch. In kosmischer Hinsicht liegt das aber bei Weitem nicht in der Nähe einer Ewigkeit. Die langlebigsten Sterne der »Hauptsequenz« (ihre Entwicklungsgeschichte gleicht der unserer Sonne) haben eine weit größere Lebenserwartung als die Sonne und werden in zwei Billionen Jahren immer noch leuchten, auch wenn unsere Sonne in nur etwa fünf Milliarden Jahren sterben wird. In ferner Zukunft gibt es also vielleicht Zivilisationen auf Planeten in der Umgebung dieser Sterne, die ihre Energie von ihrer Sonne beziehen und über Wasser und organische Stoffe verfügen. Und auf diesen Planeten gibt es vielleicht Astronomen mit Teleskopen. Doch wenn sie in den Kosmos hinausblicken, wird letztlich alles, was wir jetzt sehen – alle 100 Milliarden Galaxien, die sich derzeit in unserem beobachtbaren Universum befinden – verschwunden sein!
    Ich habe dieses Argument gegenüber dem US -Kongress verwendet, um auf die Finanzierung der kosmologischen Forschung zu drängen – jetzt, wo wir noch Zeit haben, alles zu beobachten, was wir können! Für einen Kongressabgeordneten sind aber schon zwei Jahre eine lange Zeit. Zwei Billionen? Vergessen Sie es!
    Auf alle Fälle würde jene Astronomen in ferner Zukunft eine Riesenüberraschung erwarten, falls sie auch nur die geringste Ahnung hätten, was sie verpassen. Doch das wird ihnen nicht möglich sein. Denn wie mein Kollege Robert Scherrer von der Vanderbilt University und ich vor einigen Jahren angemerkt haben, würde nicht nur der Rest des Universums verschwunden sein, sondern letztlich würde es auch all die Belege nicht mehr geben, die uns derzeit mitteilen, dass wir in einem expandierenden Universum leben, das in einem Urknall begonnen hat. Zudem werden auch alle Beweise für die Existenz einer Dunklen Energie im leeren Raum nicht mehr vorhanden sein, die für dieses Verschwinden verantwortlich sind.
    Vor weniger als einem Jahrhundert galt es noch als gängiges Wissen, dass das Universum statisch und ewig ist – mit Sternen und Planeten, die kommen und gehen, aber

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