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Ein unverschaemt charmanter Getleman

Titel: Ein unverschaemt charmanter Getleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loretta Chase
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nicht, Miss, weil Mr. Higgins unter der Würde von dem Gentleman wär’. Ein Mr. Carsington, dem sein Vater der Earl von irgendwas sein tut. Mr. Benton hat gesagt von was. Irgendein gate, nur Billingsgate war’s nicht oder irgendeins von den andern aus London.“
    „Carsington?“, wiederholte Mirabel. „Das ist der Familienname des Earl of Hargate.“ Eine alteingesessene Familie aus Derbyshire - aber keine, mit der sie gesellschaftlichen Umgang zu pflegen gewohnt war.
    „Ja, das war’s, Miss! Er ist der Gentleman, den wo sie in Waterloo so heldenhaft niedergetrampelt haben, und deshalb hat Mr. Benton ihn in den Salon gebracht. Mit allem Respekt, Miss, aber es tut gar nicht geh’n, dass er sich da jetzt die Füß’ in den Bauch steht, als ob er niemand Besonders wär’.“
    Mirabel sah an sich hinunter. Es hatte im Laufe des Vormittags immer wieder mal geregnet. Der Rock ihres recht durchnässten Reitkleides war von dicken Schlammspritzern übersät, und dank des kurzen Fußmarsches zu den Stallungen und zurück waren auch ihre Stiefel schlammverkrustet. Ihr Haar und ihre Haarnadeln waren unlängst getrennte Wege gegangen, und sie wagte kaum, sich Gedanken über den Zustand ihres Hutes zu machen.
    Sie überlegte, was sie tun sollte. Es erschien ihr höchst despektierlich, derart verschmutzt vor ihm zu erscheinen. Doch wenn sie sich erst zurechtmachte, würde das Ewigkeiten dauern, und man hatte den Gentleman - den berühmten Helden von Waterloo - bereits über Gebühr warten lassen.
    Sie raffte ihre Röcke zusammen und rannte zum Haus.
    Alistair wäre jetzt gern anderswo gewesen als in Derbyshire. Dem Landleben konnte er keinen Reiz abgewinnen. Er gab der Zivilisation den Vorzug, und damit meinte er London.
    Oldridge Hall lag fern aller Zivilisation in einem gottverlassenen Winkel am Rande von Derbyshires gottverlassenem Peak.
    Gordmor hatte ihm vom Krankenbett aus mit heiserer Stimme sehr trefflich die Reize des Peaks beschrieben: „Touristen, die malerische Aussichten und malerische Bauern bestaunen. Eingebildete Kranke, die sich an Mineralquellen laben und in mineralischen Bädern planschen. Erbärmliche Straßen. Kein Theater, keine Oper, keine Klubs. Es bleibt beim besten Willen nichts zu tun, als die Aussicht - Berge, Täler, Felsen, Bäche, Kühe und Schafe - zu bestaunen oder aber die Bauern, Touristen und Gebrechlichen.“
    Mitte Februar entbehrte die Gegend sogar dieser Reize. Die Landschaft war von einem einheitlich kargen Braun und Grau, das Wetter bitterkalt und nass.
    Aber Gordmors - und damit auch Alistairs - Problem war hier angesiedelt, und seine Lösung konnte nicht bis zum Sommer warten.
    Oldridge Hall war ein hübsches altes Herrenhaus, das im Laufe der Jahre erheblich ausgebaut worden war. Es war allerdings höchst unwegsam gelegen am Ende einer langen Strecke von etwas, das man in dieser Gegend scherzhaft als „Straße“ bezeichnete: ein schmaler, holperiger Fahrweg, auf dem bei trockenem Wetter der Staub die Herrschaft übernahm und bei Regen der Schlamm.
    Alistair war davon ausgegangen, dass Gordmor mit seiner Beschreibung der Straßenverhältnisse übertrieben habe. Tatsächlich jedoch hatte Seine Lordschaft untertrieben. Alistair konnte sich keine Gegend in ganz England vorstellen, die eines Kanals dringender bedurft hätte.
    Nachdem er die Gemäldesammlung im Salon, in der sich einige vortreffliche Szenen aus Ägypten fanden, und das Muster des Teppichs eingehend begutachtet hatte, ging Alistair zu den Flügelfenstern hinüber und sah hinaus. Durch die Glastüren bot sich ein Ausblick auf die Terrasse, die zu einem reich bepflanzten Garten führte, hinter dem sich eine weitläufige, sanft ansteigende Parkanlage erstreckte, hinter der wiederum sich malerische Berge und Täler erahnen ließen.
    Ihm entging jedoch jede einzelne dieser Naturschönheiten. Er sah nur ein junges Mädchen.
    Es rannte die Treppe zur Terrasse hinauf, den Rock bis zu den Knien gerafft, den Hut schräg auf dem Kopf, und ein wilder Haarschopf von der Farbe des Sonnenaufgangs tanzte um sein Gesicht.
    Während er noch ganz in den Anblick ihres Haars versunken war - ein wirbelnder Feuerball, als eine Windböe es erfasste -, eilte sie über die Terrasse. Alistair war ein ungehinderter Blick auf ihre schlanken Fesseln und ihre wohlgeformten Waden vergönnt, bevor sie ihren Rock herabfallen ließ, um ihre Beine zu bedecken.
    Als er ihr die Tür öffnete, stürmte sie herein und brachte Schlamm und Regen mit sich,

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