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Ein verwegener Gentleman

Ein verwegener Gentleman

Titel: Ein verwegener Gentleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MARY BRENDAN
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zornig. Er gab sich selbst die Schuld, dass er sich nicht gut genug um mich gekümmert hätte. Für meine Großmutter, die Dowager Marchioness, war es unerheblich, ob die Halunken mir etwas angetan hatten oder nicht. Für sie war ich ruiniert, und sie meinte, es wäre besser, wenn ich nie zurückgekommen wäre … Danach habe ich sie gehasst, genau wie sie mich hasste, weil ich den Namen der Thorneycrofts beschmutzt habe. Vielleicht bin ich ihr zu ähnlich: zu überheblich und zu stolz.“
    Sie richtete sich auf und wischte sich die Tränen fort, die ihr wieder über die Wangen rollten. „Für Papa war der Skandal … die Verachtung und Beschimpfungen von Menschen, die er einmal für seine Freunde gehalten hatte … zu viel. Selbst die Geburt seines Sohnes, des Erben, den er sich so sehr gewünscht hatte, konnte ihn nicht aufmuntern. Tom war erst drei Jahre alt, als Papa starb. Meine Stiefmutter beschuldigte mich, dass ich ihren Gatten in ein vorzeitiges Grab gebracht hätte, meine Großmutter gab mir die Schuld am Verlust ihres Sohnes. Sie hassten mich so sehr.“ Sie holte zitternd Luft. „Ich habe es verdient, ich weiß … sie hatten recht …“
    „Du kannst nichts dafür, dass er starb, Elizabeth … es ist alles nicht deine Schuld. Du bist tapfer und selbstlos und wundervoll“, flüsterte Ross in ihr Ohr, während er sie an sich drückte und seine Hände immer noch ihren Rücken streichelten. „Edwina erzählte mir, dass er ein schwaches Herz hatte. Dein Vater hätte jederzeit sterben können.“
    Heftig schluchzend begrub sie ihr Gesicht an seinem Hals und weinte, als ob ihr eigenes Herz in tausend Stücke brechen würde.

17. KAPITEL
    Als Elizabeth erwachte, lag ihre Wange noch immer auf Ross’ Schulter, und er hielt sie im Arm. Sein gleichmäßiger Atem hob und senkte seinen Brustkorb in einem einschläfernden Rhythmus, sodass ihr die Augen wieder zufielen.
    Er hatte nicht bemerkt, dass sie wach geworden war. Er starrte tief in Gedanken versunken vor sich hin. Eine Zigarre qualmte vergessen zwischen seinen Fingern, die auf der Sessellehne ruhten. Seine andere Hand lag immer noch auf ihrem Rücken, jedoch nicht auf nackter Haut. Er hatte ihr Mieder hochgezogen und ihre Röcke geglättet, während sie schlief.
    Sie genoss ihre Zufriedenheit viel zu sehr, um sich zu bewegen. Hier, in diesem schäbigen, schattigen Raum, hatte sie ihren Frieden und ein Zuhause gefunden. Dies war ihr Heim … nicht Thorneycroft, nicht die Residenz in der Connaught Street. Dieses verfallene Anwesen an der See gehörte zu ihr. Ebenso wie dieser Mann, dieser walisische Schurke, der sie gehalten hatte, während sie weinte und schlief. Er hatte an sie geglaubt, auf sie gewartet, sie schließlich gelehrt, ihm so sehr zu vertrauen, dass er mit ein paar einfachen Worten die Dämonen, die sie heimgesucht hatten, überwunden und ihr Herz und ihre Seele gewonnen hatte.
    „Sag, dass du mich liebst, Ross“, flüsterte sie.
    Er lächelte nicht, sah sie nicht an. Doch er sagte ihr mit leiser, sonorer Stimme, was sie hören wollte.
    „Ich liebe dich auch“, antwortete sie leise.
    Jetzt lächelte er. „Ich weiß“, sagte er und streichelte über ihr Haar.
    Elizabeth kuschelte sich enger an ihn und küsste seine Wange. „Du wolltest mich am Abend vor dem Duell heiraten, weil du wusstest, dass Cadmore betrügen würde. Du dachtest, er könnte dich töten und ich wäre ihm dann wieder auf Gnade oder Ungnade ausgeliefert. Du wolltest mich beschützen …“
    „Etwas in der Art …“, sagte er trocken.
    „Weshalb hast du mir das nicht gesagt ?“
    „Weil du mich davon abgehalten hättest, ihn zu treffen.“
    Sanft befühlte sie seinen rechten Arm, um zu sehen, ob er ihm immer noch wehtat. „Du wirst Randolph nicht zur Rechenschaft ziehen … jetzt nicht mehr … nicht wahr?“
    „Nein. Obwohl ich ihn verachte, bewundere ich ihn in gewisser Hinsicht auch. Er hat dich gesehen, dich gewollt und ist beharrlich geblieben, obwohl er wusste, dass er Gefahr lief, abgewiesen zu werden. Ich habe mich an der ersten Schranke zurückgezogen …“
    „Du? Du wusstest vor zehn Jahren doch nicht einmal, dass ich existiere.“
    „Natürlich wusste ich das …“
    Sie setzte sich auf und musterte ihn erstaunt. Es wurde allmählich dämmrig, und die Schatten in dem ruhigen Salon wurden länger.
    „Ich wusste immer, wo du warst. Manchmal gestattete ich mir, ebenfalls dorthin zu gehen … manchmal tat ich es nicht. Ich hätte es nie über mich

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