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Ein verwegener Gentleman

Ein verwegener Gentleman

Titel: Ein verwegener Gentleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MARY BRENDAN
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sein Haar aus dem starken Griff seines Sohnes und sah lächelnd seine Gattin an. Am liebsten würde er sich einen Weg zwischen den Würdenträgern der Stadt hindurchbahnen, die sie umringten, und sie nach Hause entführen. Doch das wäre selbstsüchtig, denn sie hatte sich seit Wochen auf diesen Tag gefreut. Dennoch wollte er ihn abkürzen, damit er sie lieben konnte …
    „Hier … ich habe etwas für dich.“ Edwina hielt ihm ein Dokument hin, das sie aus ihrem Retikül gezogen hatte. „Dachte, es könnte dir gefallen, jetzt, wo mein Schiff eingelaufen ist.“
    Ross verlagerte seinen zappelnden Sohn in seinen Armen und nahm das Pergament. Er faltete es auseinander, überflog es und runzelte die Stirn. „Das ist ein Schiff, Edwina.“
    „Ja … ich weiß. Dachte, es könnte dir gefallen. Ist ein gutes Handelsschiff …“ Sie sah ihn prüfend an. „Weshalb hast du mich nie um die Rückzahlung gebeten? Du hast die Mitgift für dieses Stiftungsgebäude ausgegeben und die jährliche Zuwendung einem Wohltätigkeitsverein versprochen. Deine Taschen sind nun leer, nachdem du Stratton Hall von deinem eigenen Geld renoviert hast …“
    Ross lächelte sie achselzuckend an. „Ist doch nur Geld. Du hast mir viel mehr gegeben, als ich dir gab …“
    „Du bist ein feiner Mensch, Mr. Trelawney“, sagte Edwina heiser. „Und versuch ja nicht, mir das Pergament zurückzugeben“, drohte sie ihm, als sie mit verdächtig feuchten Augen davonwatschelte.
    Ross machte sich auf den Weg zu seiner Gattin. Er traf auf Guy Markham, der mit Elizabeths bester Freundin sprach. „Unter welchem Sternzeichen sind Sie geboren?“, hörte er sie ernst fragen.
    „Jungfrau …“, antwortete Guy prompt grinsend. „Denke ich …“
    „Denk noch mal drüber nach …“, murmelte Ross trocken im Vorbeigehen.
    Dann stand er vor seiner Gattin. Die Viscountess Stratton wandte sich ihm mit einem seligen Lächeln zu. Inmitten der plaudernden, lachenden Leute hatten sie nur Augen füreinander, jeder von ihnen mit einem Säugling auf dem Arm. „Ich bin so glücklich, Ross …“
    „Gut. Du siehst auch so aus … und wunderschön … blühend …“ Diskret drückte er ihr die freie Hand.
    Elizabeth spürte sein Verlangen. Sie senkte den Blick. Es war alles außerordentlich gut gegangen, sie hatte sich in nur fünf Monaten von der Geburt der Zwillinge bestens erholt. „Ich fühle mich prima“, teilte Elizabeth ihrem geduldigen, wunderbaren Gatten mit. „Hier, nimm unsere Tochter.“ Sie tauschte den kleinen Engel mit den blauen Augen und dem kastanienbraunen Haar gegen ihren blonden Sohn. Seine wachsamen Augen zeigten bereits Anzeichen, dass sie die Farbe Bernstein annehmen würden. „Ich muss noch kurz mit Hugh und Jane sprechen … dann würde ich gerne zum Grosvenor Square zurückkehren, um einige Papiere für meine Rede zu holen, die ich nachher in der Guild Hall halten soll. Wirst du mich hinbringen?“, fragte sie mit einem provozierenden Blick.
    „Natürlich“, antwortete Ross leise lachend. „Du weißt doch, dass ich alles für dich tun würde, Liebling.“
    Elizabeth wandte sich zu Jane und deutete auf das Gebäude. „Hast du dich schon eingerichtet?“, fragte sie die Freundin, die die Wohltätigkeitseinrichtung in Zukunft leiten würde. Nach Elizabeths Hochzeit hatte Edwina eine barsche Wertschätzung für die junge Frau und ihren reizenden Sohn entwickelt, und so hatten die Selbys beinahe fünfzehn Monate harmonisch bei ihr gelebt. Doch nun hatten sich die Umstände für sie alle geändert. Jane war mehr als bereit dazu, finanziell unabhängig zu sein und etwas Sinnvolles zu tun. Und das konnte sie mit der Leitung dieses Instituts zum Schutz und der Erziehung von Waisen und Straßenkindern, das auch ein Zufluchtsort für bedürftige Frauen war.
    „Oh, ja. Ich fühle mich ausgesprochen wohl in meinem neuen Zuhause. Und Jack auch. Wie soll ich dir je für all das danken, Elizabeth, was du für uns getan hast?“, sagte Jane mit zittriger Stimme, dann wechselte sie rasch das Thema: „Du hast süße Kinder, Flitterwochen-Zwillinge … wie wunderbar …“
    „Ja“, sagte Elizabeth lächelnd. „Das sind sie …“ Sie winkte Jane zu und ging zu ihrem Gatten zurück.
    „Jetzt geh zu deinem Großpapa, Liebes.“ Elizabeth gab ihre kostbare Last einem würdevollen, grauhaarigen Gentleman, der den Säugling sofort an seine Schulter legte, als hätte er langjährige Erfahrung darin. Ihr Gatte vertraute seine schlafende Tochter

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