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Ein zahnharter Auftrag

Ein zahnharter Auftrag

Titel: Ein zahnharter Auftrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Gehm
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Augen. Er schüttelte ihre Hand. Sie fühlte sich zart und kühl an. Und ganz weich. »Jacob.«
    Silvania grinste.
    Jacob grinste.
    Silvania wickelte eine rotbraune Haarsträhne um den Zeigefinger und schielte abwechselnd zu Jacob und in den blauen Herbsthimmel. Himmel. Jacob. Himmel.
    Jacob steckte die Hände in die Hosentaschen und sah auf seine Schnürsenkel. Er dachte nicht mehr an Spaghetti.
    »Wohnst du auch hier in der Gegend?«, fragte Silvania.
    Jacob schüttelte den Kopf. »Gebe hier nur Nachhilfe.«
    »Nachhilfe. Toll!« Silvania grinste. »In welchen Fächern?«
    Jacob kratzte sich hinter dem Ohr. Nachhilfe war toll? Na ja. »Meistens Englisch. Manchmal auch Mathe.«
    Die lindgrünen Augen funkelten. »Englisch! Ich lie...« Silvania hüstelte. »Ich meine, ich bin grottenschlecht in Englisch. Wirklich, vollkommen hoffnungsloser Fall. Kann mir keine Vokabeln merken. Genau genommen kann ich kein einziges Wort.«
    Jacob runzelte die Stirn. »Das glaube ich nicht. Garantiert weißt du, was zum Beispiel Milch auf Englisch heißt.«
    Die verrückte Henne dachte lange nach. Sie streckte die Zunge vor Anstrengung heraus. Sie zog die Augenbrauen zusammen. Das blaue Äderchen auf ihrer Stirn krümmte sich. Dann lächelte sie auf einmal. »Ich hab's!«, sagte sie und wippte auf den Zehenspitzen. »Molch!« Sie sah Jacob triumphierend an.
    Jacob riss entsetzt die Augen auf. »Du bist ja echt grottenschlecht!«
    »Sag ich doch.« Die verrückte Henne grinste.
    »Du brauchst Nachhilfe.«
    Silvania nickte heftig. »Intensivnachhilfe.«
    Da hatte die verrückte Henne recht, dachte Jacob. Er sah sie einen Moment mitleidig an. »Ich sag's dir gleich: Eine Stunde bei mir kostet fünf Euro fünfundfünfzig.«
    Silvania zog die Augenbrauen hoch. Sie zählte etwas an den Fingern ab. Sie runzelte die Stirn. Dann lächelte sie wieder. »Geht klar. Meine Oma sagt immer: Bei Bildung und bei Schuhen darf man nicht auf den Preis, sondern nur auf Qualität achten. Oder meinte sie Bikinis und Schuhe? Na, egal, auf jeden Fall kann Oma Zezci perfekt Englisch.«
    Jacob nickte mit offenem Mund. Schuhe, Bikinis, Bildung. Alles klar.
    »Geht es bei dir gleich morgen?«, fragte Silvania.
    »Morgen finde ich gut. Wir sollten schnellstens anfangen. 15 Uhr?«
    Während die verrückte Henne ihm die Adresse aufschrieb, sah er zur Rolltreppe. Das Menschenknäuel hatte sich gelöst. Zwei Mädchen und ein Junge kamen die Rolltreppe heraufgefahren. Der Junge hatte halblange dunkle Haare. Er starrte ernst und eisern in die Luft wie ein Soldat bei einer Parade. Auf der Stufe hinter ihm stand ein schlankes blondes Mädchen. Zwischen dem blonden Mädchen und dem Jungen klemmte die zweite verrückte Henne. Jacob erkannte ihre schwarze Stachelhaarfrisur sofort.
    »Dann sehen wir uns also morgen.« Silvania atmete lautstark aus, als sie Jacob den Zettel mit der Adresse gab. »Unsere erste Nachhilfestunde.«
    Jacob steckte den Zettel in die Hosentasche. Er zog seine Hose mit einer Hand hoch, sah die verrückte Nachhilfehenne an und lächelte kurz zum Abschied. Dann ging er zur Rolltreppe. Molch, dachte er und schüttelte kaum merklich den Kopf. Das würde nicht leicht werden. Ganz und gar nicht. Er stieg auf die Rolltreppe und fuhr in die Tiefe. Einen Moment dachte er daran, sich wie ein Rodeoreiter auf den Handlauf zu schwingen. Aber nur einen Moment.

Sterne im
Wasserfall
    S chlotz zoppo!« Daka stolperte von der Rolltreppe. Sie klammerte sich im Fall an Ludo. Ludo fiel auf Silvania, die mit roten Ringen um die Augen wie im Traumzustand am Ende der Rolltreppe stand. Helene hüpfte als Letzte von der Rolltreppe. Sie griff nach Daka und wollte sie zurückziehen. Vergebens. Helene verlor das Gleichgewicht. Die Freunde flogen wie Dominosteine – klack, klack, klack – aufeinander.
    Silvania wurde aus ihrem Traumzustand geweckt. Sehr unsanft. »Ihr seid unmöglich!«
    »Wer?«, fragte Ludo.
    »Wir?«, fragte Daka.
    »Unmöglich?«, fragte Helene.
    Silvania seufzte. Sie sah ihre Zwillingsschwester und ihre Freunde an und musste grinsen. Natürlich hatte es mal wieder Rolltreppenrandale gegeben.
    Seit die Zwillingsschwestern Silvania und Dakaria Tepes aus ihrem unterirdischen Heimatort in Transsilvanien in die Großstadt Bindburg gezogen waren, standen sie mit Rolltreppen auf Kriegsfuß. Beziehungsweise standen sie überhaupt nicht auf Rolltreppen, egal mit welchem Fuß. Am liebsten stiegen sie wie Reiter auf den schwarzen Handlauf und ritten die Rolltreppe

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