Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erbspione vogelfrei

Erbspione vogelfrei

Titel: Erbspione vogelfrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
Vom Netzwerk:
1.
     
    Nie­mand in die­ser 187.000 Jah­re al­ten Stadt hät­te einen Grund ge­fun­den, die Funk­ti­ons­tüch­tig­keit der vie­len Au­to­ma­ti­ken an­zu­zwei­feln – bis vor ei­ner Se­kun­de.
    Han­ni­bal und ich hat­ten jetzt einen Grund, aber das war im Au­gen­blick der Ge­fahr un­maß­geb­lich. Wir dach­ten erst spä­ter über die Ur­sa­chen nach.
    Un­ser Ener­gie­kis­senglei­ter war so alt wie die hoch­tech­ni­fi­zier te Groß­stadt Zon­ta, die mar­sia­ni­sche Fes­tungs­bau­er vor fast zwei­hun­dert­tau­send Jah­ren auf dem ir­di­schen Mond er­rich­tet hat­ten.
    Der Glei­ter mit der Sym­bol­be­zeich­nung »rot-gelb­hell­grün bis dun­kel­grün« hat­te trotz­dem zu­ver­läs­sig funk­tio­niert wie tau­send an­de­re Ein­hei­ten sei­ner Ka­te­go­rie. Nun woll­te er plötz­lich nicht mehr je­nen tech­ni­schen Ge­setz­mä­ßig­kei­ten ge­hor­chen, die man ihm auf dem Fa­bri­ka­ti­ons­band sei­ner­zeit mit­ge­ge­ben hat­te.
    Ich be­merk­te mehr un­be­wußt als be­wußt das jä­he Zu­sam­men­bre­chen des Prall­schirm­fel­des, über des­sen Art und Auf­baustruk­tur wir trotz al­ler Be­mü­hun­gen so viel wuß­ten, wie ein Af­fen­mensch über die Funk­ti­on ei­ner elek­tro­nisch ge­steu­er­ten Walz­stra­ße.
    Der Glei­ter, ein en­ges, trop­fen­för­mi­ges Fahr­zeug mit vier Sitz­plät­zen und ei­nem hoch­ge­zo­ge­nen Fahrt­wind­ab­wei­ser aus trans­pa­ren­tem Kunst­stoff, ver­lor so­fort den ein­zi­gen Halt, den er hat­te.
    Wir dröhn­ten mit der un­te­ren Scha­len­hälf­te bei ei­ner Fahrt­stu­fe von et­wa hun­dert­sech­zig Ki­lo­me­ter pro Stun­de ge­gen die kaum sicht­ba­re Im­puls­lei­t­schie­ne, die mit ei­ner ir­di­schen Schie­ne im Sin­ne des Wor­tes al­ler­dings kaum et­was ge­mein hat­te.
    Wä­re es ei­ne Schie­ne in di­rek­ter Ver­kör­pe­rung des Be­grif­fes ge­we­sen, hät­te das bei die­ser Ge­schwin­dig­keit ga­ran­tiert zu ei­ner Ab­len­kung des dar­auf­pral­len­den Kör­pers ge­führt; ent­we­der nach links oder nach rechts. Wahr­schein­lich wä­ren wir so­gar hoch­ge­schleu­dert wor­den.
    Nichts hät­te un­an­ge­neh­mer sein kön­nen als das, denn zum Zeit­punkt des Feld­ver­sa­gers wa­ren wir aus ei­nem Fel­stun­nel her­aus­ge­schos­sen, der von ei­ner ele­gant ge­schwun­ge­nen Hoch­stra­ße ab­ge­löst wur­de.
    Et­wa sieb­zig Me­ter un­ter uns lag ein La­by­rinth von Ma­schi­nen­hal­len, in de­nen die Mar­sia­ner zum Zeit­punkt ih­rer höchs­ten tech­ni­schen Rei­fe vo­lu­mi­nöse Mons­tren auf­ge­stellt hat­ten. Bis­her war uns nur be­kannt, daß sie Ar­beitss­trom er­zeug­ten.
    Ich hör­te Han­ni­bals gel­len­den Auf­schrei. Nie­mand au­ßer ihm wä­re fä­hig ge­we­sen, das plötz­lich auf­bran­den­de Ge­räuschin­fer­no zu über­tö­nen. Der Klei­ne konn­te es! Sein po­sau­nen­lau­tes Or­gan be­währ­te sich er­neut in über­ra­schen­der Form.
    Der Glei­ter schlit­ter­te mit krei­schen­den Ge­räuschen über die Im­puls­stre­cke, aber er wich kei­nen Zen­ti­me­ter von dem Kurs ab, den er beim Funk­tio­nie­ren der An­la­ge oh­ne­hin be­fah­ren hät­te.
    Ich er­faß­te in den we­ni­gen Se­kun­den höchs­ter Ge­fahr, daß die Mar­sia­ner auch für die­sen Fall ei­ne nar­ren­si­che­re Kon­struk­ti­on ge­wählt hat­ten. Trotz der gran­dio­sen Zu­ver­läs­sig­keit all ih­rer Ag­gre­ga­te hat­ten sie den Si­cher­heits­fak­tor nie­mals au­ßer acht ge­las­sen.
    Wä­ren die Vor­sichts­maß­nah­men nicht be­dacht wor­den, hät­ten wir uns ei­ne Zehn­tel­se­kun­de nach dem Aus­fall des tra­gen­den und len­ken­den Hoch­ener­gie­fel­des einen mar­sia­ni­schen Hoch­leis­tungs­re­ak­tor von in­nen an­schau­en kön­nen, denn zwei­fel­los hät­ten wir sei­ne ener­ge­ti­sche Ab­deck­glo­cke beim Ab­sturz durch­schla­gen.
    Nun aber heul­te und pfiff über­stra­pa­zier­tes Kunst­stoff­ma­te­ri­al über ei­ne Un­fall-Brems­stre­cke, die das Un­an­ge­neh­me ei­nes sol­chen Ver­sa­gers zwar nicht ban­nen, einen töd­li­chen Ab­sturz je­doch ver­hin­dern konn­te.
    Es schi­en Ewig­kei­ten zu dau­ern, bis un­ser wild schlin­gern­des Ge­fährt zur

Weitere Kostenlose Bücher