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Ein zahnharter Auftrag

Ein zahnharter Auftrag

Titel: Ein zahnharter Auftrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Gehm
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kicherte kurz ins Taschentuch.
    Jacob zuckte mit den Schultern. »Es sah aber so aus.«
    »Natürlich hing Tante Karpa an einem Seil. Sie hatte eine Flugnummer im Theaterstück«, erklärte Silvania.
    »Ich habe aber kein Seil gesehen«, meinte Jacob.
    »Tante Karpa spielt immer sehr überzeugend«, sagte Silvania.
    Jacob musterte Silvania einen Moment. »Sieht so aus, als ob ihr alle richtig gute Schauspieler seid.«
    »Echt? Oh, datiboi ... äh, ich meine danke.« Silvania zupfte an einer Haarsträhne. Sie hoffte, dass sich nicht schon wieder rote Ringe um ihre Augen ausbreiteten. »Aber vor allem sind wir vollkommen normale ... ähm ... Menschen. Siehst du.« Sie deutete auf ihre Klamotten. »Ganz normal.«
    Jacob betrachtete die enge Jeans, das zerrissene Shirt und das Feldermaus-Unterhemd.
    Als Silvania seinen Blick bemerkte, fasste sie schnell den zerrissenen V-Ausschnitt zusammen. Mit der anderen Hand kramte sie in der Hosentasche. Es dauerte ein paar Sekunden, da Silvania ihre Hand beinahe nicht mehr aus der Tasche bekam. »Hier«, sagte sie schließlich und hielt Jacob einen zerknitterten Fünfeuroschein entgegen.
    »Wofür ist das?«
    »Für die Nachhilfestunde. Die fünfundfünfzig Cent bekommst du später.«
    Jacob winkte ab. »Wir haben doch kaum was gemacht. Heb das Geld lieber auf für die nächste Stunde.«
    »Die nächste ... du meinst ... du kommst noch mal zu mir zur Nachhilfe?«
    »Aber nur, wenn dein durchgeknallter Onkel nicht mehr da ist«, sagte Jacob.
    Der Mann mit dem Filzhut nickte.
    »Onkel Vlad? Ist schon weg!« Silvania streifte die Hände aneinander ab und pustete dann auf die Handflächen, als wäre Onkel Vlad ein Krümel.
    »Okay. Dann nächste Woche gleiche Zeit?«, fragte Jacob.
    Silvania nickte. Sie hörte gar nicht mehr auf zu nicken. Sie stellte jeden Wackeldackel in den Schatten.
    Jacob beugte sich etwas vor. Er flüsterte Silvania zu: »Ziehst du dich dann nicht so komisch an wie heute, sondern so cool wie beim letzten Mal?« Unter Jacobs Augen bildeten sich zwei kleine, längliche rote Flecken. »Ich mag nämlich deinen Stil.«
    Um Silvanias Augen leuchteten schlagartig zwei knallrote Ringe auf. Sie hätte gerne etwas erwidert. Aber ihre Zunge klebte am Gaumen fest. Vielleicht war es auch gut so. Sonst hätte sie nur etwas Albernes gesagt. Silvania nickte einfach immer weiter und strahlte Jacob dabei an.
    Jacob grinste zurück.
    Der Mann mit dem Filzhut seufzte.
    Die Frau mit den Taschentüchern putzte ihre Brille. Dann schniefte sie.
    So ein Happy End hatte es im Wartezimmer der Praxis von Dr. Gerlinde Zunder schon lange nicht mehr gegeben.

Boi noap,
sister S!
    D er Vollmond stand über dem kleinen Wäldchen und sah auf die Reihenhaussiedlung am nördlichen Rand der Großstadt hinab. Eine schwarze Katze tippelte lautlos durch den Lindenweg. Am Reihenhaus Nummer 21 blieb sie kurz stehen und hob den Kopf. Aus einem kleinen Fenster fiel Licht. Dahinter ächzte jemand. Dann rauschte es. Das Fenster war gekippt. Ein unangenehmer Geruch schlängelte sich nach draußen. Die Katze kräuselte die Nase. Sie fuhr sich mit einer Pfote über die Schnurrhaare. Dann lief sie schnell weiter.
    In der oberen Etage des Reihenhauses Nummer 23 brannte ebenfalls noch Licht. Daka und Silvania Tepes konnten nicht schlafen. Es war zu dunkel zum Schlafen. Außerdem war in den letzten beiden Tagen zu viel passiert.
    Daka lag in ihrem Schiffsschaukelsarg. Ein Bein hing über dem Bettrand. Mit einem langen Stock stieß sich Daka vom Fußboden ab. Der Schiffsschaukelsarg wackelte und quietschte sanft. Daka hatte ihr Spinnenkissen unter den Kopf gelegt und pfiff leise ihr Lieblingslied von Krypton Krax vor sich hin. Dabei dachte sie an den Friedhof des Grauens. Was war wohl aus Osmund Mortus Daemon geworden? Hatte er sich vor Kummer ins Höllenloch gestürzt? Tüftelte er an neuen Methoden zur Vampirjagd? Oder saß er auf dem Grabstein und puhlte sich die Würmer aus den Haaren? Daka wusste es nicht. Und sie würde es wohl nie erfahren. Denn ein zweites Mal würde sie sich nicht auf den Friedhof des Grauens wagen.
    Silvania saß im Schneidersitz auf ihrem verschnörkelten Metallbett. Auch sie war in Gedanken woanders. Allerdings nicht auf dem Friedhof des Grauens. Sie hatte ein langes altrosafarbenes Nachthemd an. Am Kragen und an den Ärmeln waren große, bauschige Rosen aufgenäht. Mit einer Hand umklammerte sie den Kettenanhänger mit der Heimaterde und dem Bild von Oma Zezci und mit der anderen einen

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