Eine besondere Behandlung (German Edition)
zusammen: Teller, Tassen, Besteck, Essen, ein riesiger Blumenstrauß und bunt verpackte Geschenke. Dieser Mistkerl feierte unverschämterweise seinen Geburtstag und hielt es nicht für nötig, sie einzuweihen. »Das hätte er ja nun auch noch sagen können!«, fluchte sie.
»Psst, nicht so laut, das hier ist doch eine Überraschung«, flüsterte die quirlige Dame.
Allerdings. Für Lara war sie schon mal geglückt.
»Geht es dir gut? Du siehst etwas blass aus«, kommentierte der junge Typ ihren Zustand und wandte den gleichen besorgten Blick an, den auch Ben drauf hatte. Fehlte nur noch, dass er auch ihren Puls fühlen wollte!
»Setz dich doch! Ich bin Joachim. Die Dame, die ohne Punkt und Komma reden kann, ist meine Frau Ivonne und den Kaffee hast du von Tim bekommen.«
»Bens Bruder?«
»Richtig. Sehr erfreut.«
Das glaubte Lara ihm sofort. Alle starrten sie überfreundlich wie einen Außerirdischen an, der jeden Moment durchdrehen konnte. Irritiert klemmte sie sich ihre Haare hinters Ohr und musterte sich selbst. Wie peinlich! Das Nachthemd war genau genommen ein XXL-Shirt, das sie blind gegriffen und übergezogen hatte und eine Handbreit mehr Stoff hätte nicht geschadet. Wie gut, dass sie nicht so leicht rot wurde.
»Wir wollen dich nicht vertreiben. Möchtest du vielleicht mit uns frühstücken? Es ist genug für alle da.« Dafür, dass eine halbnackte Frau mit wirren Haaren und Augenringen in der Küche stand, wirkten Bens Eltern ziemlich gefasst. Neugierig, wie sie war, hätte sie gerne mehr Zeit mit diesen Leuten verbracht, um Ben besser zu verstehen. Dabei sollte er jedoch lieber nicht anwesend sein. Nie im Leben wollte sie ihm nur eine Nacht nach dieser Offenbarung beim Frühstücken die Butter reichen oder Kaffee nachschenken. Umgeben von einem ganzen Haufen Ben-Gene!
»Ich … ich hab noch was vor und bin spät dran«, entschuldigte Lara sich schnell und versuchte ein überzeugendes Gesicht zu ziehen. Flink, bevor noch Einspruch folgen konnte, schnappte sich Lara ihr Müsli und verschwand in ihrem Zimmer.
»Happy Birthday!« schallte es kaum eine viertel Stunde später durch die Wohnung. Einzelne Worte gingen im Stimmengewirr unter. Die Tür zur Wohnküche musste noch offen sein, denn wenn Lara lauschte, konnte sie dem Gespräch folgen.
»Sag mal Bruderherz, hat deine Mitbewohnerin einen Freund?«
»Wieso?«
»Sie ist süß.« Stille folgte. Dann ein Räuspern.
»Das arme Ding muss furchtbar schlecht geschlafen haben. Sie konnte kaum gerade stehen und sah wie aus dem Bett gefallen aus.«
»Hat sie was gesagt?«
»Nicht viel. Sie hat sich Kaffee genommen«, erklärte seine Mutter. »Hier, die Erdbeeren!«
»Mehr nicht? Danke.«
Gespannt lauschte Lara weiter.
»Weißt du, sie isst immer Frühstück und veranstaltet ein kleineres Chaos mit ihrem Müsli.«
Pah, was sollte das denn heißen! Lara war empört. Dafür ließ er immer abends seine Sachen zerstreut im Bad liegen und mehr als einmal hatte sie schon seine Unterhosen in der Hand gehabt!
»Sie hatte wohl noch was vor.«
Mist, Mist, Mist! Ganz sicher wusste Ben, dass sie die Wohnung noch nicht verlassen hatte. Ihr Schlüssel baumelte ordentlich am Board und ihre Sandalen standen noch neben der Tür. Na großartig. Beim Lügen erwischt.
»Hat sie nun einen Freund? Was meinst du, Ben? Sie sah wirklich sehr sexy in diesem zu kurzen Shirt aus. Und dazu diese Beine und überall diese sanft gebräunte Alabaster-Haut!«
»Willst du mir damit was sagen, Bruderherz? Frag sie doch selbst!« Wow! Ben klang nicht amüsiert, sondern eher so als wollte er seinem Bruder eine kleben.
»Nun lass ihn doch! Es ist schließlich sein Geburtstag!«, hörte Lara seine Mutter beschwichtigend einwenden. Ein Stuhl kratzte auf den Fliesen. »Wo willst du hin? Ben!«
Was tat er? So sehr sich Lara auch anstrengte, sie hörte nichts. Bis es an ihrer Tür klopfte und sie ertappt zusammenzuckte.
»Lara?«
Mist, was wollte Ben denn von ihr? Lara trug immer noch das peinliche Shirt und wollte ihm nicht öffnen. Am besten sie stellte sich taub. Schnell setzte sie sich ihre Kopfhörer auf und drehte die Musik laut. Das hatte den großartigen Nebeneffekt, dass der Lärm ihre müden Synapsen wach plärrte. Mit der Tür im Nacken suchte sie Sachen zusammen und sang und sprang zum allerneusten Robbie Williams-Song durchs Zimmer. Sie sollte schleunigst das Weite suchen, bevor sie dem Geburtstagskind in die Arme lief. Im Englischen Garten hätte sie noch freie
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