Eine besondere Behandlung (German Edition)
Platzwahl und in der Sonne könnte sie sich entspannen und vielleicht etwas dösen. Summend schlüpfte sie in Shorts. Mit einem Handgriff zog sie sich das Schlafshirt über den Kopf und band sich ihren Bikini um. Sie legte die Kopfhörer beiseite und hielt erschrocken inne. Das Klicken des Türschlosses hatte ihr einen warmen Schauer über den Rücken gejagt. Ben hatte sie halbnackt zu Robbie abgrooven sehen. Es gab tatsächlich noch mehr Dinge, die ihr die Röte ins Gesicht trieben. Noch eiliger packte Lara ihre Tasche.
»Bis später!«, rief sie im Rausgehen in die Wohnung und war schon weg, bevor weitere Fragen folgen konnten. Erleichtert ließ sich Lara die Sonne ins Gesicht scheinen.
»Happy Birthday, Ben!« Das Geburtstagskind war nicht zu Hause und kichernd schob Lara die aktuelle Apotheken Umschau unter seiner Tür hindurch, bestimmt so etwas wie der Playboy für Liebhaber von Doktorspielen. Vor die Tür stellte sie einen mit Schleifenband verzierten Umschlag mit zwei Karten für die Show von Eckhart von Hirschhausen. Auf dass Ben über den Typen lachen konnte und nicht in der Show geil wurde!
Nach einem Nickerchen in der Sonne und etwas Abstand zu den Ereignissen hatte Lara beschlossen sie selbst zu sein. Dazu gehörte ein Geburtstagsgeschenk für Ben zu besorgen. Außerdem hatte Lara sich vorgenommen, der Sache mit den Doktorspielen auf den Grund zu gehen. Immerhin hatte sie ein Recht darauf zu erfahren, mit welcher Sorte Mensch sie hier unter einem Dach wohnte. Sie wollte sich selbst ein Urteil bilden und hoffte mit Blick auf den Traummann Ben, dass sich die Bilder, die sie finden würde, nicht mit denen deckten, die er in ihrem Kopf projiziert hatte.
»Also dann!« Hochmotiviert schnappte sich Lara ihr iPad. Etwas unwohl war ihr schon und zur Ablenkung zappte sie erst im TV und checkte ihre Mails. Dann atmete sie tief durch und stellte sich der ganzen Wahrheit, der Wahrheit und nichts als der Wahrheit. Vielleicht wäre sie ja gar nicht so schlimm.
Vielleicht war sie schlimmer.
Das Internet geizte nicht mit Ergebnissen und Lara traute ihren Augen kaum. Natürlich entdeckte sie spezialisierte Shops. Die dort angebotenen Klamotten hatten mit ihrem Karnevals-Outfit jedoch soviel gemein wie der Osterhase mit dem Weihnachtsmann. Sie stolperte über Do-it-yourself-Seiten und entdeckte fassungslos Partnerbörsen, in denen es nicht um Liebe ging, sondern die Erfüllung jeglicher Lüste in Aussicht gestellt wurde. Click.
Mit offenem Mund stieg Lara tiefer ein und klickte sich durch die Bilder und Videos. Es gab viele Seitentreffer zu allgemeinem Checks, wo, so wie Ben es gemacht hatte, unter anderem Puls und Herzschlag gefühlt wurden. Wenn ihn das antörnte, bitte sehr. Dann wurden ihre Ergebnisse im Webspace schnell exotischer. Lara besaß auch Dildos, frau musste sich schließlich zu helfen wissen. Doch hier entdeckte sie völlig neue Instrumente, quasi die Spielzeuge für den Doktor. Saugknöpfe zum Beispiel, die garantiert keinen medizinischen Zweck erfüllten, sondern einzig und allein Lust bereiten sollten. Sie schluckte und tippte weiter. Logisch, dass es nicht besser wurde. Click.
Puhh, was war das denn? Allein das Wort Klistierset hatte etwas Anrüchiges für Lara und das Ganze in einem Video vorgeführt zu bekommen, änderte nichts an ihrer Einstellung. Ihr fielen wieder Bens Worte ein: Als guter Arzt würde er sich um jede Körperöffnung kümmern. Na lecker! Ehrlich gesagt, wollte Lara nicht dabei sein, wenn ihr Darminhalt einmal rausgespült wurde. Click.
»Unglaublich!« Lara schüttelte fassungslos ihren Kopf und das, obwohl sie weit über achtzehn war. War das echte Scheiße, die sich dort ein Paar gegenseitig in den Mund steckte? Schokomousse hatte zumindest eine andere Farbe und warum ließ sich jemand freiwillig vom Herrn Doktor ins Gesicht oder wahlweise in ganz andere Öffnungen pinkeln? Das konnte nie im Leben gesundheitlich unbedenklich sein! Mann, Mann, Mann, das Dschungelcamp war dagegen harmlos.
Geistesabwesend starrte Lara auf den Bildschirm, atmete tief durch und versuchte ruhig zu bleiben. Wie passten diese Bilder zu ihrem Mitbewohner? Konnte jemand mit einem so tadellosen, sauberen Image so schmutzige Dinge anstellen und sie auch noch genießen? Laras Gehirn weigerte sich, das zu glauben. Click.
Na endlich, Lara entdeckte eine praktische Spielart: rasieren! Das Angenehme verband sich mit dem Nützlichen, etwas Lust und eine gründliche Haarentfernung, warum
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