Eine bezaubernde Erbin
Teller.“
Das Dienstmädchen blickte ihn verständnislos an.
„Den Teller in Ihrer Hand.“
Seine Frau hatte von ihrem Rührei etwas übrig gelassen, was ihr überhaupt nicht ähnlich sah. Zum Frühstück bediente man sich selbst, und sie nahm sich nie mehr, als sie essen konnte. Zur Überraschung des Dienstmädchens spießte er etwas von dem Rührei auf seine Gabel.
Er hätte es nicht ohne seinen Kaffee herunterschlucken können. Er wusste, dass sie ihre Eier salzig mochte, aber das hier war weniger Rührei als Rühr salz . Er würde das nächste Mal, wenn er sie sah, mit ihr darüber reden müssen: So viel Salz musste schädlich für die Gesundheit sein.
So undenkbar ihm das vor acht Jahren erschienen war, so waren sie doch gute Freunde geworden. Und Freunde achteten aufeinander.
Millie traf Helena, Fitz‘ Zwillingsschwester, als diese aus ihrem Zimmer kam. Die Zwillinge sahen sich nicht ähnlich. Fitz glich mit seinem schwarzen Haar und seinen blauen Augen eher seiner älteren Schwester Venetia. Helena hatte hingegen das kastanienrote Haar und die grünen Augen ihrer Großmutter mütterlicherseits geerbt.
An diesem Morgen trug Helena eine waldgrüne Samtjacke und einen dazu passenden Rock. Zwischen den beiden Revers leuchteten die Falten ihrer weißen Hemdbluse so frisch wie die Morgenluft. Eine Kamee-Brosche an ihrem Hals, die nicht das Profil einer Frau in Elfenbein, sondern einen römischen Adler aus Onyx zeigte, vervollständigte das Ensemble.
Venetia galt als die große Schönheit ihrer Familie, aber Helena war auf ihre eigene Weise ebenfalls schön und ebenso selbstsicher und talentiert. Aber sie war stärker vom rechten Pfad abgekommen, als sie alle je vermutet hätten.
Anfang des Jahres hatte Fitz‘ bester Freund Lord Hastings herausgefunden, dass Helena heimlich eine Affäre mit Mr Andrew Martin hatte. Mr Martin war ein netter, junger Mann, und Millie bezweifelte nicht, dass er ebenso in Helena vernarrt war wie sie in ihn. Das Problem bestand darin, dass er Helena liebte, seit sie sich vor vielen Jahren das erste Mal getroffen hatten, aber niemals den Mut gehabt hatte, sich seiner Mutter zu widersetzen und sich gegen die langjährige Erwartung aufzulehnen, seine Cousine dritten Grades zu heiraten.
Millie verstand die Macht der ersten großen Liebe – sie selbst befand sich noch immer fest in ihrem Griff. Aber Mr Martin war ein verheirateter Mann, und Helena hatte ihren Ruf in größte Gefahr gebracht, als sie sich mit ihm einließ. Millie und Venetia hatten Helena in der Hoffnung, räumliche Entfernung zu Mr Martin würde sie wieder zur Vernunft bringen, so schnell wie möglich auf die andere Seite des Atlantiks gebracht.
Die Reise nach Amerika war keine völlige Zeitverschwendung gewesen – eine Reihe von Ereignissen, die dort ihren Anfang genommen hatten, gipfelten in der unerwarteten, aber überglücklichen Ehe von Venetia mit dem Duke of Lexington. Aber unglücklicherweise schien Helenas Zuneigung zu Mr Martin mit jeder Meile, die sie sich von ihm entfernte, nur zu wachsen.
Helena war sowohl volljährig als auch finanziell unabhängig, und ihre Familie konnte sie nicht einfach dazu zwingen, Mr Martin aufzugeben. Aber seit Januar behielten sie sie ständig im Auge. Sie ging nirgendwo hin, ohne dass Venetia, Millie oder ihre neue Zofe Susie, die allein für diesen Zweck angestellt worden war, sie begleitete.
Susie war bereits vorausgegangen, sodass sie schon auf Helena warten würde, wenn die Kutsche der Fitzhughs sie bei ihrem kleinen Verlagshaus in der Fleet Street absetzte. Dann würde sie vor Helenas Büro sitzen und sicherstellen, dass sie sich nicht mitten am Tag zu einem verbotenen Treffen mit Mr Martin davonschlich.
Diese unablässige Beaufsichtigung belastete Helena. Sie wirkte ruhelos und beinahe elend. Millie hasste es, eine ihrer Wärterinnen zu sein, aber ihr blieb keine andere Wahl. Wenn Helena nicht an ihre Zukunft denken wollte, dann musste ihre Familie das Denken für sie übernehmen.
„Helena, genau dich suche ich“, sagte sie fröhlich. „Denkst du daran, dass du heute Nachmittag zum Tee bei Lady Margaret Dearborn eingeladen bist?“
Eine Affäre war kein Grund, nicht länger an gesellschaftlichen Veranstaltungen teilzunehmen, auf denen sie begehrenswerten Junggesellen vorgestellt werden konnte. Sonst würde es so aussehen, als hätte ihre Familie alle Hoffnungen aufgegeben, sie noch zu verheiraten. Und das kam nicht in Frage.
Die Aussicht auf eine
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