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Eine Hexe in Nevermore

Eine Hexe in Nevermore

Titel: Eine Hexe in Nevermore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Bardsley
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um. Seine Haut sah sehr bleich und wächsern aus, seine Augen dagegen rot und verquollen. Er starrte sie eine Weile an, und ihre Haut begann unangenehm zu prickeln.
    »Ist alles in Ordnung?«
    »Keine Ahnung. Bin im Straßengraben aufgewacht.« Er blinzelte. »Sie sind Grays Frau. Die Rackmore-Hexe.«
    »Jetzt heiße ich Lucinda Calhoun«, erwiderte sie. »Soll ich dich mit in die Stadt nehmen?«
    »Ja. Danke.« Er öffnete die Beifahrertür und stieg ein. »Keine Ahnung, was passiert ist.«
    »An was kannst du dich denn noch erinnern?«
    »Dass ich in mein Bett schlafen gegangen bin.«
    »Weißt du noch, dass du Ren geweckt hast wegen des Brandes?«
    Trent blinzelte ratlos. »Welcher Brand?«
    »Das Café. Cathleen hat es angezündet, kam aber selbst nicht mehr rechtzeitig raus. Falls sie überhaupt rauskommen wollte.«
    »Sie ist tot?« Trent rieb sich das Gesicht. »Ich erinnere mich an kein Feuer. Ich erinnere mich an gar nichts. Haben Sie zufällig was zu trinken da? Wasser?«
    »Tut mir leid.«
    »Ich habe einen Geschmack im Mund, als hätte ich Metallspäne geschluckt, und mir brummt der Schädel.«
    »Klingt nach einem Kater.«
    Er seufzte. »Ich werde jetzt nicht so tun und behaupten, ich wüsste nicht, wie ein Kater sich anfühlt. Aber einen Filmriss hatte ich noch nie.«
    »Vielleicht sollte ich dich zum Arzt bringen.«
    »Nicht nötig.« Er runzelte die Stirn und deutete aus dem Fenster. »Was zum Teufel ist denn da los?«
    »Oh Göttin!« Lucinda fuhr rechts ran. Hastig stiegen sie und Trent aus und rannten auf den Unfallwagen zu.
    Der blaue Pick-up war frontal gegen den mächtigen Stamm der alten Eiche gekracht. Die Motorhaube sah aus wie eine Ziehharmonika. Beide Türen standen offen.
    Lucinda hörte irgendwo ein leises Stöhnen.
    Sie liefen um den Wagen herum und sahen einen jungen Mann auf der Straße liegen. Er hatte starke Schürfwunden, seine Kleidung war voller Blutflecken und zerrissen. Er hatte die Augen geschlossen, aber sein Brustkorb hob und senkte sich. Er war also noch am Leben.
    »Ach du Scheiße. Das ist Ant!«
    »Was redest du da von einer Ameise?«
    Trent sah sie verständnislos an. »Anthony Mooreland, der kleine Bruder des Sheriffs.« Er hockte sich neben ihn und tätschelte sein Gesicht. »Ant, Kumpel. Alles okay?«
    Ant hustete, dann griff er sich an den Brustkorb und stöhnte. Lucinda fühlte sich hilflos. Ihre besondere Gabe für solche Situationen hatte Bernard ihr genommen, und darum konnte sie diesem jungen Mann nicht helfen. Selbst der Versuch würde ihr nicht gut bekommen. Also kniete sie sich einfach nur hin und half Trent, den Verletzten aufzurichten.
    »Oh Mann. Ich komme mir vor, als wäre eine Herde Elefanten über mich getrampelt. Wo ist Happy?«
    »Wirklich alles klar, Alter? Was erzählst du da von happy?« Trent musterte den jungen Mann ungläubig.
    Doch Lucinda kroch eine Eiseskälte bis ins Mark. Hoffentlich meinte er nicht … Nein, nein, nein! Happy würde niemals versuchen, sie zu finden. Sie war im Kloster und in Sicherheit. Dort konnte Bernard ihr nichts anhaben.
    »So heißt sie, du Penner«, knurrte Ant mit schmerzverzerrter Miene. »Sie wollte gestern nach Nevermore trampen, und ich habe sie mitgenommen. Jetzt war ich mit ihr auf dem Weg in die Stadt, zu Taylor.«
    Panisch starrte Lucinda ihn an. »Was ist passiert?«
    »Ich weiß es nicht. Sie bekam plötzlich totale Angst. Und sagte, ich solle umdrehen.« Als er Lucinda ansah, konnte sie in seinen braunen Augen den Schmerz erkennen. »Irgendetwas übernahm die Kontrolle über den Wagen und lenkte uns gegen den Scheißbaum. Und danach weiß ich nichts mehr.«
    »Happy!«, rief Lucinda. »Happy!« Sie stand auf und lief um den Pick-up herum. Sie schaute ins Gestrüpp, ging um den Baum herum, sah in der Böschung nach. Und rief die ganze Zeit den Namen ihrer Freundin.
    »Lucinda!« Trent packte sie an den Schultern und schüttelte sie. »Sie ist nicht mehr hier, okay? Vielleicht ist sie die Straße runtergelaufen, um Hilfe zu holen oder so.«
    Hoffnung. Für einen kurzen Moment, dann erlosch sie wieder. Niemals würde Happy jemanden allein lassen, der verletzt war. Jedenfalls nicht, ohne dafür zu sorgen, dass ihm nichts Schlimmeres passierte. Sie war clever und mutig und loyal. Lucinda fing an zu weinen. Wer hatte diesen Unfall verursacht? War Happy entführt worden? »Ich habe versprochen, auf sie aufzupassen. Ich habe ihrer Mutter versprochen, dass ihrer Tochter nichts zustoßen wird. Oh

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