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Eine Hexe in Nevermore

Eine Hexe in Nevermore

Titel: Eine Hexe in Nevermore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Bardsley
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große, rauschende Party gewünscht. Lucinda erinnerte sich kaum an die Feierlichkeiten. Nur daran, dass sie ihre eigenen, wichtigeren Pläne für jenen Samstagnachmittag zunichtegemacht hatten.
    Sie erschauderte bei dem Gedanken an das kleine Mädchen, das sie damals gewesen war. Und die Frau, die daraus geworden war, war auch nicht besser.
    Vielleicht hatte sie mehr als jede andere den Fluch der Rackmores verdient.
    Keiner sagte ein Wort im Café, und Lucinda stand da und wusste nicht, was sie als Nächstes tun sollte. Die Stille zerrte an ihren Nerven. Die Regentropfen rannen an ihr herab und tropften auf den rissigen Linoleumfußboden; sie sah zu, wie die Tropfen zerplatzten. Ihr schwand der Mut, doch schließlich wagte sie es, unter ihrer Kapuze hervorzuschauen.
    Alle Anwesenden starrten sie an.
    »Entschuldigen Sie. Wir haben geschlossen«, teilte eine untersetzte Frau ihr mit, die hinter dem Tresen saß und eine Zeitschrift las, eine Zigarette in der Hand. Die Frau trug einen pinkfarbenen Jogginganzug und ein Paar abgewetzte weiße Keds-Schuhe. Ihre Frisur bestand aus langweiligen grauen Locken, ihre Augen waren eisblau und ihr Mund schmallippig-übellaunig.
    Lucinda ließ den Blick durch das gefüllte Lokal schweifen und sah dann wieder die Frau an.
    »Dann warte ich auf einen Tisch«, eröffnete sie ihr.
    »Brauchen Sie nicht«, sagte die Frau. »Wir haben heute keinen Service.«
    Lucinda roch den Duft der typischen Kneipengerichte – knuspriges Brathähnchen, Fleischbällchen mit Tomaten- und Pfeffersoße, die über das hausgemachte Kartoffelpüree kam. Aus der Küche war ganz klar das Geklapper von Töpfen zu hören, in denen das Personal all diese wunderbaren Sachen zubereitete. Lucinda lief das Wasser im Mund zusammen, und ihr Magen knurrte.
    »Und jetzt gehen Sie«, forderte die Frau sie auf und nickte in Richtung Tür. »Pennerin.«
    »Ich verstehe nicht.« Lucinda stellte sich stur, dabei verstand sie nur zu gut. Man wusste, dass sie eine Rackmore war, und wollte nichts mit ihr zu tun haben. In einer Kleinstadt sprach sich eben alles schnell herum.
    »Das hier ist Privateigentum. Ich habe das Recht, gewisse Personen nicht bedienen zu müssen.« Angewidert fuhr die Frau fort: »Für Sie gibt es hier nichts.« Jetzt ein grimmiges Lächeln. »Versuchen Sie es doch mal drüben im Ember’s. Ich wette, die alte Schlampe wird Sie mit offenen Armen empfangen.«
    »Mama!« Eine junge Frau schob sich nach vorn, sie lächelte. Die unhöfliche Frau rollte mit den Augen und nahm einen Zug von ihrer Zigarette. Das Mädchen war klapperdünn – offensichtlich in allem das Gegenteil ihrer Mutter. Sie trug ein gelbes Kellnerinnen-Outfit und eine mit Rüschen besetzte weiße Schürze, aus deren vorderen Taschen Bestellblöckchen und Stifte ragten. Das braune Haar trug das Mädchen zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, und es hatte freundliche blaue Augen. Sie warf Lucinda einen entschuldigenden Blick zu. »Willkommen in Nevermore«, sagte sie und fügte, damit es nicht zu freundlich klang, mit zusammengebissenen Zähnen hinzu: »Bleiben Sie in der Stadt?«
    »Nein.«
    Das Mädchen nickte und begann an seiner Unterlippe zu kauen. Es warf seiner Mutter einen kurzen Blick zu, dann wandte es sich wieder an Lucinda. »Es tut mir sehr leid. Wirklich.«
    »Hör auf, dich zu entschuldigen«, maßregelte seine Mutter es sofort. »Sie hat hier nichts verloren.«
    »Ember’s Café ist gleich gegenüber. Das ist neutrales Gebiet.«
    In seinem Blick lag etwas Drängendes, und Lucinda reagierte instinktiv darauf – obwohl sie nicht wusste, wieso dem Mädchen so sehr an ihrem Wohlergehen gelegen war.
    »Danke«, sagte sie.
    »Gehen Sie schon.« Die junge Kellnerin sprach leise und machte eine entsprechende Handbewegung. Sie warf einen Blick auf das gefüllte Lokal und sah Lucinda dann wieder an. »Ich empfehle Ihnen Embers Kamillentee. Der tut wirklich gut.«
    Es war kein fröhliches, sondern mehr ein sprödes Lächeln, und hätte Lucinda nicht gerade selbst so viele Sorgen, hätte sie sich gefragt, welche Probleme das Mädchen wohl quälten. Auf jeden Fall schien es nicht glücklich zu sein. Aber wenn man jeden Tag mit einer Mutter wie dieser zu tun hatte, war das ja auch kein Wunder.
    »Schönen Tag noch.« Der Gruß klang in Lucindas Ohren wie ein Echo dessen, was Gray ihr zuvor gewünscht hatte. Sie zog die Kapuze über den Kopf, hängte sich ihre Reisetasche über die Schulter und ging wieder hinaus in den Sturm.
    Obwohl

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