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Lost Princesses 02 - Ketten Der Liebe

Titel: Lost Princesses 02 - Ketten Der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
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Prolog
    E s war einmal eine junge Prinzessin im kleinen Königreich Beaumontagne, die beschloss, gegen Drachen zu kämpfen, sobald sie erwachsen wäre. Ihre beiden älteren Schwestern erklärten ihr, nur Prinzen erlegten Drachen, aber Prinzessin Amy weigerte sich, den Besserwissern Gehör zu schenken. Sie war eben anders als die anderen Mädchen. Sie liebte es, laut rufend umherzulaufen. Für sie war ein Stock ein Schwert, mit dem sie gegen die Rüstungen kämpfte, die in den breiten, mit Marmor ausgelegten Gängen aufgereiht standen. Draußen kletterte sie auf die alten Eichen und zerriss sich ihre Seidenröcke.
    Bei dem einzigen Drachen, dem sich die kleine Amy gegenübersah, handelte es sich allerdings um ihre Großmutter: Eine Furcht einflößende alte Frau, die strenge Ansichten zu dem Benehmen einer Prinzessin vertrat. Trotz wiederholter Versuche, Großmama zu bezwingen, benahm Amy sich gelegentlich so, wie es von ihr erwartet wurde ... denn sonst fand sie sich zappelnd und kreischend über der Schulter eines unerschütterlichen Bediensteten wieder, während ihre Schwestern weinten und ihr Vater, der König, betrübt zuschaute.
    Amy hasste ihre Großmutter, den Drachen, und wenn sie nachts in ihrem zerwühlten Bett lag, betete sie, ihre Großmama möge sterben. Amy wusste zwar, dass derartige Wünsche böse waren, aber es war ihr gleich. Sie hasste Großmutter. Sie hasste sie wirklich abgrundtief.
    Dann, eines Tages, schickte Papa die kleinen Prinzessinnen fort. Nun konnte Amy nicht mehr mit Fahnen spielen, die stolz im Wind flatterten. Fort waren die langen Treppengeländer, die die Prinzessin zum Rutschen verleitet hatten. Fort waren auch die Ponys, die Kindermädchen und die Spiele. Dabei ahnte Amy, dass es nicht ihr Vater war, der sie weggeschickt hatte. Das konnte nur die böse alte Großmutter veranlasst haben, und Amy gab ihr die Schuld für die Misere, denn Großmama schickte die Mädchen in das kalte, trostlose England - aus Sicherheitsgründen, wie sie behauptete. Kronprinzessin Sorcha wurde von ihren Schwestern Amy und Clarice getrennt. Die beiden jüngeren Schwestern mussten in einem Pensionat bleiben, wo es niemanden wirklich interessierte, ob Amy lieber gegen Drachen kämpfte oder sich wie eine echte Prinzessin benahm.
    Dann ereilte die Mädchen eine furchtbare Nachricht. Ihr Vater war tot, gefallen im Krieg. Amy glaubte zu wissen, dass das allein ihre Schuld war. Aus einem unerfindlichen Grund hatte ihr böser Fluch nicht Großmutter, sondern ihren Vater getroffen. Es musste Amy gelingen, die Dinge wiedergutzumachen.
    Zu dieser Zeit war Amy neun Jahre alt. Es war das Jahr, als sie nicht länger nur vorgab, gegen Drachen zu kämpfen, sondern damit begann, wirklich gegen sie zu Felde zu ziehen.

1. Kapitel
    Devon, England, 1810
    H ätte Jermyn Edmondson, der Marquess von Northcliff, geahnt, dass er entführt würde, wäre er nicht spazieren gegangen.
    Aber vielleicht hätte er es dennoch getan. Denn sein Leben war ihm nicht aufregend genug.
    Streng ruhte sein Blick auf der grauen Nebelbank, die sich über das grünlich schillernde, aufgewühlte Meer schob und die Insel Summerwind verdeckte. Der Wind fuhr ihm ins Haar und blähte den offenen langen Mantel wie die Schwingen eines schwarzen Seevogels. Das Salz brannte in seiner Nase, und die fein sprühende Gischt benetzte sein Gesicht. Alles in diesem Winkel Devons war wild, frisch und frei - nur er nicht.
    Er war an diesen Ort gebunden. Und er langweilte sich unglaublich.
    Voller Abscheu wandte er sich von dem ermüdenden Anblick der gleichmäßig anbrandenden Wellen ab und hinkte in Richtung Garten, wo sich die ersten Krokusse auf dem kargen Boden ankündigten.
    Doch er konnte sich nicht an dem zarten Gold- und Purpurschimmer erfreuen, der die triste braune Decke des Winters durchbrach. Das Anwesen bot einem Mann mit seinen Interessen keinen Anreiz. Gelegentlich belebten ländliche Tanzveranstaltungen die Abende, und dann kamen gutmütig-derbe Gutsherren, kichernde Debütantinnen und gerissene Mütter zusammen, die auf der Jagd nach einem Titel für ihre Töchter waren.
    Gewiss, er hatte beschlossen, dass es für ihn an der Zeit war, an Heirat zu denken. Dafür hatte er sogar Onkel Harrison aufgefordert, ihm eine Liste mit den gegenwärtigen Debütantinnen zu überlassen und eine passende Braut vorzuschlagen. Aber er würde sich nicht ein Leben lang an eine Frau binden, die in einem Spaziergang in ländlicher Kulisse die einzige Unterhaltung

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